„Habe zwei linke Hände“: Warum dieser Salzufler seine alten Familienautos nachkauft

Bad Salzuflen. Wenn er mit dem BX auf Tour sei, erzählt Dirk Düllmann mit einem Lächeln, dann werde er zu der Sorte Autofahrer, über die er sich im Alltag ärgere: Gemächlich unterwegs, meist leicht unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. &bdquo;Vorsichtig und defensiv“, fahre er dann, &bdquo;ich überhole nicht“, obwohl er das dank der 100 PS durchaus könnte. &bdquo;Mit dem Auto gleitet man. Die Federung durch das hydropneumatische Fahrwerk ist genial. Und wenn ich auf diese Weise zwei Stunden lang zum Beispiel im Kalletal unterwegs war, komme ich entspannt zurück.“

Runterkommen und genießen: Mit diesen Schlagworten lässt sich Düllmanns Oldtimerliebe gut umschreiben. Denn anders als viele Connaisseure alter Fahrzeuge hat er selbst zwei linke Hände. Was er offen zugibt und seine Frau Marion zu 100 Prozent bestätigt. &bdquo;Mein Mann fährt aus purer Freude“, sagt sie. &bdquo;Ich kann noch nicht mal eine Glühbirne am Auto wechseln“, so Düllmann. Wofür der Verwaltungswissenschaftler im Ruhestand jedoch ein Händchen hat: Alte Schätzchen zu finden, die eins zu eins seinen alten Familienautos entsprechen.

&bdquo;Das kann nicht sein“ So gleicht der weiße BX mit der unverkennbaren Keilform, der vor dem Haus der Düllmanns parkt, akkurat dem Familienauto, das sie 1987 fuhren. Baujahr, Ausstattung, Motorisierung - alles passt. Ein Glücksfund, den Düllmann auch noch quasi vor der eigenen Haustür in Bad Salzuflen auftat. Denn: Als ihm der weiße Franzose angeboten wurde, hatte dieser gerade einmal 17.300 Kilometer auf dem Tacho. &bdquo;Das kann nicht sein“, lautete seine erste Reaktion. Doch der ehemalige Autohändler, der eine Sammlung französischer Fabrikate auflöste, konnte ihm alles erklären. &bdquo;Das gebe ich Ihnen schriftlich!“, habe er gesagt.

So sei der Vorbesitzer, der den Citroën BX 1987 erwarb, bereits Rentner gewesen und häufig krank. Als er verstarb, übernahmen die Erben das Auto - ließen es dann jedoch von 1990 bis 2015 in einer immerhin trockenen Garage stehen. Anschließend verkauften sie es an den Händler, bei dem es der Rentner einst erworben hatte. Der setzte den Wagen instand. Fünf Jahre später schließlich kam Düllmann auf der Suche nach seinem BX-Zwilling zum Zug. &bdquo;Original-Lack, kein Rost, keine Kratzer, keine Dellen. Und von ,Classic Data’ daher mit der Spitzennote 1- bewertet.“ Er meldete den Wagen an und seitdem nicht mehr ab, fährt damit rund 4000 Kilometer im Jahr durch Lippe.

Futuristische Anklänge Dabei werde der BX nicht ohne Weiteres als Oldtimer erkannt. Er wirke wohl trotz der schmalen Bauweise und dünnen Räder ein wenig aus der Zeit gefallen. Wie es Düllmanns damals vier Jahre alte Enkelin beim ersten Blick auf den Wagen ausdrückte: &bdquo;Was ist das denn für ein modernes Auto?“ Irgendwo habe er sogar gelesen, ein BX könnte durchaus als Prototyp eines Tesla durchgehen.

Sein eigener Autogeschmack sei in den frühen 2010er-Jahren stehen geblieben, mutmaßt Düllmann. &bdquo;Ich selbst sehe das Auto ja vorwiegend von innen, und da lege ich Wert auf ein ansprechendes Armaturenbrett“, führt er aus. Die modernen Designs mit den großen Bordcomputern sprechen ihn nicht an. Auch benötige er die vielen Angaben zu Windgeschwindigkeit oder Spritverbrauch nicht. An seinem BX schätzt er, dass er selbst fahren muss. &bdquo;Sie werden nicht gefahren. Keine Rückfahrkamera, keine Warnmeldungen. Ob Sie angeschnallt sind oder nicht, ist dem Auto egal“, sagt er und lacht.

Kaum Sicherheitstechnik Was dem BX jedoch auch fehle: Zeitgemäße Sicherheitstechnik, sowohl passive wie Airbags, als auch aktive wie ein Antiblockiersystem oder ein Bremsassistent. &bdquo;Das gab es damals, zumindest bei Citroën, einfach noch nicht.“ Auch sei das Fahrzeug mit rund einer Tonne Gewicht sehr leicht. &bdquo;Damals, als alle Modelle in dieser Weise gebaut waren, war der Unfallgegner genau so leicht“. Heute jedoch wiege sein modernes Alltagsauto, ein Volvo, mit zwei Tonnen doppelt so viel.

Überhaupt würde er es nicht direkt als Reise in die Vergangenheit bezeichnen, einen Oldtimer zu fahren. &bdquo;Das funktioniert nicht. Das Auto ist dasselbe, doch Sie selbst sind älter und die Umwelt hat sich verändert“, darunter auch die Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer. Was also ist es, was er in den alten Autos sucht - und findet? Vor allem ist es der Nostalgie-Aspekt. Der bewegte ihn zuvor schon dazu, einen alten Fiat 125 Special, Baujahr 1972, zu erwerben . Seine Eltern hatten ihm 1975 ein solches Exemplar zum 18. Geburtstag geschenkt. 2011 fand Düllmann ein Fahrzeug dieses Typs zufällig bei einem Händler in Nürnberg.

Der Dachhimmel bröselte Vorbei war es mit dem Fiat und ihm, als der Dachhimmel zu bröseln begann. &bdquo;Jemand mit handwerklichem Geschick hätte sich vielleicht zwei, drei Wochen in das Auto gelegt und das erneuert“, so Düllmann. &bdquo;Doch beim Polsterer hätte mich das mehr gekostet, als der Wagen wert war.“ Auch beim BX, der außer Wartungen bisher - entgegen dem Ruf französischer Fabrikate, zumal mit spezieller Hydraulik - keine größeren Malessen hatte, könnte dies einst der Trennungsgrund sein.

Für diesen Fall hat Düllmann bereits neue Pläne: 1992 war der Start der Volvo-Phase der Familie. Das ist nun ebenfalls gut 30 Jahre her ... und ein entsprechender Oldtimer würde Düllmann reizen. Bis dahin genießt er seine Ausfahrten durchs Lipperland - in seinem seltenen &bdquo;Undercover-Oldie“, der nicht von jedem als solcher erkannt wird.

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