Schlangen. Es ist ein ehrgeiziges Projekt: Schon zum Schuljahr 2016/17 soll die neue August-Hermann-Francke-Gesamtschule Schlangen an den Start gehen.
Der Informationsabend im Schlänger Bürgerhaus begann mit einer faustdicken Überraschung: Den 120 interessierten Eltern präsentierte sich neben dem Trägerverein auch der wahrscheinlich neue Rektor der Gesamtschule. Sein Name ist Rudi Penner. Der 35-Jährige hat in Paderborn Mathematik und Sport studiert und unterrichtet seit sieben Jahren an der Detmolder August-Hermann-Francke-Gesamtschule.
Penner gab an dem Abend auch einen ersten sehr konkreten Einblick in die bisherigen Planungen. Die neue Gesamtschule in Schlangen soll demzufolge im kommenden Jahr mit drei Eingangsklassen und jeweils 28 Schülern starten. „Wir verwirklichen hier die Idee einer freien christlichen Privatschule“, machte der Vorsitzende des Trägervereins, Walter Risto, deutlich.
Der künftige Unterricht durch anfangs sechs Lehrkräfte richte sich nach den Lehrplänen des Landes NRW. Die neue Bekenntnisschule nehme aber auch die vom Staat gegebene Möglichkeit wahr, die Unterrichtsinhalte nach christlichen Wertmaßstäben zu gestalten und auszuwählen. Wie das beispielhaft aussehen könnte, macht ein Blick in eine vom Trägerverein herausgegebene Broschüre deutlich. Darin heißt es: „So legen wir zum Beispiel in der Behandlung von Literatur im Unterricht, in der Frage nach der Entstehung des Lebens oder in der Sexualethik biblische Aussagen zu Grunde.“
Die geplante Gesamtschule wird von acht freikirchlichen Gemeinden aus den Kreisen Paderborn und Lippe getragen. Die Zahl der Gemeindemitglieder insgesamt beläuft sich auf etwa 1.500. Ein Trägerverein wurde unter dem Namen „Christlicher Schulverein Paderborn“ gegründet; die offizielle Anerkennung durch das Amtsgericht Paderborn steht noch aus.
Laut Rudi Penner werden an der neuen Gesamtschule sämtliche Schulabschlüsse möglich sein, einschließlich des Abiturs nach neun Jahren. Ab Klasse 6 beginnt wie üblich die Differenzierung in den Hauptfächern. Bis zur neunten Klasse wird jedes Kind unabhängig von seinen schulischen Leistungen versetzt.
Aussagen zur Finanzierung machte anschließend der Geschäftsführer des Trägervereins, Eduard Butt. 87 Prozent der entstehenden Kosten übernimmt – wie auch bei anderen Schulformen üblich – das Land, die restlichen 13 Prozent müssen die Eltern selbst aufbringen. Die Höhe des Schulgeldes ist laut Butt einkommensabhängig, sie soll pro Kind aber nicht den Betrag von 155 Euro pro Monat übersteigen.
Die 120 Eltern verließen die Veranstaltung mit einem Anmeldezettel, den sie bis zum 17. Oktober an den Trägerverein zurückschicken sollen. Den Antrag auf Genehmigung der neuen Gesamtschule will der Trägerverein im November bei der Bezirksregierung stellen. Die offizielle Anmeldung der Fünftklässler ist für Januar oder Februar vorgesehen.
Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Bezirksregierung erst im Frühjahr über die Zulassung entscheidet, gab Penner den Eltern den Rat, ihre Kinder parallel auch an anderen Schulen anzumelden.