Lage. Karyem Hayel hat viel hinter sich gelassen. Sein Zuhause in Damaskus in Syrien, seinen Beruf als Trainer des Badminton-Nachwuchses seines Heimatlandes. Jetzt kann er zumindest ehrenamtlich wieder als Trainer arbeiten.
Der SuS Lage kommt so in den Genuss von Profi-Tipps.
Im Mai war Hayel mit seinem dreijährigen Sohn spazieren gegangen, als er aus der Sporthalle der Sekundarschule vertraute Schlaggeräusche hörte. Er ging hinein und traf Carsten Meier, Abteilungsleiter Badminton des SuS Lage. Beiden war klar: Eine Zusammenarbeit könnte sowohl dem Flüchtling als auch dem Verein guttun.
Denn obwohl Karyem Hayel mit seiner Frau und seinem Sohn schon seit fast einem Jahr in Deutschland ist, wartet er noch immer auf einen Sprachkursus. „Ich wünsche mir, auch hier als Trainer arbeiten zu können", sagt er auf Englisch.
Ohne Deutschkenntnisse und die nötigen Papiere geht das nicht. Mit seinem ehrenamtlichen Engagement in der Lagenser Badmintonabteilung hat er eine Aufgabe gefunden, die ihm Spaß macht.
Für die Spieler bedeutet das viel Know-How und neue Impulse. Karyem Hayel hat selbst bei internationalen Turnieren in der ganzen arabischen Welt gespielt, bevor er Trainer wurde. „Wir haben neue Techniken gelernt, die man so nicht kennt", erzählt Lars Hilpert (13 Jahre). Und Sören Stoppok (13) sieht schon die Erfolge: „Ich werde besser."
Auch Trainer Carsten Meier nimmt viel aus der Zusammenarbeit mit. Die Übungen folgten einem strukturierten Aufbau, da könne er sich einiges abgucken. Gleichzeitig bremst er den neuen Co-Trainer ab und zu ein bisschen und erinnert ihn daran, dass er keine Profis vor sich hat: „Er bringt uns viel bei, ist aber hoffnungslos unterfordert."
Obwohl Fitnesstraining, Beinarbeit und das Feilen an der Technik weniger Raum für freies Spiel lassen, machen die Nachwuchstalente begeistert mit. Die Sprachprobleme stören nicht, die Jugendlichen könnten schließlich Englisch, betonen sie – und bei Bedarf übersetzt Carsten Meier.
Karyem Hayel wird irgendwann einen festen Job als Badminton-Trainer suchen. Bis dahin engagiert er sich in Lage. „Ich möchte hier einen guten Spieler ausbilden" – oder mehrere. „Er will hier neuen Schwung reinbringen und auch ein Erbe hinterlassen", sagt Meier.
Aber seiner Meinung nach zeigt das Beispiel aus Lage noch etwas anderes: „Über Sport kann die Integration ganz einfach sein." Denn anders als mit dem Sprachkursus, habe es mit dem Ehrenamt ganz schnell geklappt.
Und neben einer wertvollen Unterstützung hat Carsten Meier in Karyem Hayel noch etwas anderes gefunden: Einen neuen Freund.
Immer am Dienstag wird beim SuS Lage Badminton gespielt. Die Jugendlichen beginnen um 18 Uhr das Training in der Sporthalle der Sekundarschule, Friedrichstraße 33, ab 19.30 Uhr sind die Erwachsenen dran. Weitere Spieler sind willkommen. Informationen unter www.suslage.com