Paderborn. Adieu Froschschenkel, au revoir Austern mit Champagner: Die Absage der Stadt für das französische Dorf "Petit Paris" zu Libori 2014 haben nicht nur viele Paderborner enttäuscht registriert. Auch Reinhard Büttner (59), mit dem Franzosen Roger Hentzien Geschäftsführer der "Petit Paris Gmbh" mit Sitz in Schmitten (Hochtaunuskreis), fühlt sich wie vor den Kopf geschlagen. Er gibt sich jedoch noch nicht geschlagen.
Büttner kämpft um seinen Ruf in der Branche. Gerade als gelernter Lebensmittelkaufmann und Berater in der Lebensmittelbranche trifft ihn der Vorwurf mangelnder Hygiene und Feuersicherheit im Kulissen-Dörfchen unter der Eiffelturm-Atrappe sehr. "In 26 Jahren haben uns in Paderborn Zehntausende besucht. Nach dem letzten Mal hat uns der Chef des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit, Jan von Lübtow, noch anerkennend verabschiedet, so dass wir uns gleich wieder beworben haben. Die Absage kam jetzt völlig überraschend. Es gab keinen fairen Vorlauf, keine Vorwarnung." Nun habe man so gut wie keine Chance, irgendwo in dieser Saison ein Ersatz-Engagement zu bekommen. Zudem habe man gerade mehr als 10.000 Euro in die Kulissen investiert, die zum großen Teil auf angemieteten Flächen in Dahl lagern.
Die Begründungen der Stadt für ihre Absage – mangelnde Hygiene und fehlender Brandschutz – bezeichnete Büttner als "an den Haaren herbei gezogen". Es habe in den letzten fünf Jahren keine Abnahmen mehr durch die Feuerwehr gegeben – "weil bei uns alles safe war", so Büttner. Sicher habe es früher auch mal einen überforderten Kühlschrank gegeben. Tatsächlich seien Lebensmittel jedoch täglich frisch in extra angemietete Kühlcontainer neuester Bauart geliefert worden. Auf Tiefkühlfleisch habe man verzichtet und nur frische Ware einer Paderborner Metzgerei verarbeitet. Durch das Gesundheitsamt festgestellte Mängel an den über 20 untervermieteten Ständen habe man immer sofort abgestellt. Büttner: "Solche Mängellisten sind aber auf dem Rummelplatz ganz normal."
Rechtliche Überprüfung
Der gebürtige Stuttgarter vermutet denn auch hinter der Absage ein möglicherweise abgekartetes Spiel. Büttner: "Das ist uns 2008 auf der Cannstatter Wasen auch passiert. Ohne Angabe von Gründen wurden wir ausgebootet. Ein Konkurrent stand schon bereit." Man werde ja sehen, ob jetzt eben jener Schaustellerdynastie, die damals in Stuttgart zum Zuge kam und die auch Libori bereist, auch der Platz vor dem Theodorianum bereit gestellt werde. Er lasse nun jedenfalls von einem auf Verwaltungsrecht spezialisierten Paderborner Anwalt prüfen, ob rechtlich gegen den Bescheid der Stadt etwas zu machen sei, auch wenn er andererseits der Stadt gegenüber dankbar sei für 26 gute Jahre. Büttner: "Und wenn rechtlich nichts zu machen sein sollte, kann ich eben nur an die Fairness appellieren. Immerhin hätte sich ohne ,Petit Paris der ganze Kamp zu Libori nicht so gut entwickelt."Dietrich Honervogt, Vorsitzender des Paderborner Marktausschusses, der in der letzten Woche die politische Absage für "Petit Paris" erteilt hatte, widersprach der Annahme, ein Konkurrent stehe im Hintergrund schon bereit. Man habe die Standfläche gerade wie beschlossen in der Schaustellerzeitschrift Komet neu ausgeschrieben. Honervogt: "Jetzt können sich alle mit einem Konzept bewerben, auch hiesige. Und auch Herr Büttner ist nicht aus dem Rennen, wenn er uns nachweisen kann, zum Beispiel per Bankbürgschaft, dass bestimmte Investitionen getätigt werden können. Wir wollen ihn nicht ausbooten."
Petit ParisDie Geschichte von "Petit Paris" reicht bis ins Berlin der Nachkriegsjahre. Beim Deutsch-Französischen Volksfest im französischen Sektor wuchs über die Jahre ein französisches Kulissendorf als Dekoration des Festes. Sie fand solchen Anklang, dass sich bald Festorganisatoren anderer Städte auf den Weg an die Spree machten und überlegten, wie sie ein solches Dorf auch auf ihr Volksfest daheim holen könnten. 1986 schlug die Geburtsstunde von Petit Paris als Themengastronomie. Alfred Jolk, damals Paderborner Ordnungsamtleiter, hatte das Dorf gesehen. Von ihm stammt die Idee, damit den Kamp zu beleben. Denn dort war zu Libori nichts los. Inzwischen ist Paderborn einziger deutscher Gastspielort des französischen Dorfes. Das gastiert verstärkt in Frankreich – als Dorf aus dem Elsass.