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Matratzen-Betrüger legen zig Kunden aufs Kreuz

Herforder verkaufen Billigware als teure Markenartikel

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Herford/Detmold. Mit gefälschten Markenmatratzen sollen sie deutschlandweit ihre Opfer betrogen haben: Jetzt müssen sich zwei Herforder und ein Detmolder dafür vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Detmold verantworten. Wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs. Angeklagt sind 17 Fälle.

Die Ermittler gehen aber nach NW-Informationen davon aus, dass sich viele Kunden bisher nicht gemeldet haben, weil sie noch gar nicht wissen, dass ihnen minderwertige Ware angedreht wurde und viele Geschäfte in bar abgewickelt wurden. Zentrale der mutmaßlichen Matratzen-Betrüger war ein Fachgeschäft nahe des Kronenplatzes in Detmold. Geschäftsführerin des Ladens war die einzige Frau (31) des Trios. Die mutmaßlichen Komplizen (46, 48) der Herforderin bekleideten ebenfalls verantwortliche Positionen.

Das Geschäftsmodell der Angeklagten: Deutschlandweit gab das Trio in Anzeigenblättern Inserate auf. Die hatten immer denselben Tenor: Wegen einer Scheidung verkauft ein Ehepaar zwei hochwertige originalverpackte Matratzen im Wert von 998 Euro. Die 7-Zonen-Matratzen würden – wegen der Scheidung – zum Schnäppchenpreis von 450 Euro abgegeben.

Um nicht aufzufallen, nutzten die Angeklagten falsche Namen. So agierte der 48-jährige Herforder gern als Tierarzt unter dem Namen "Dr. Giese". Wahlweise gab sich die 31-jährige Geschäftsführerin als seine Tochter oder als Lebensgefährtin des Tierarztes aus.

Der tatsächliche Wert der angeblichen originalverpackten Scheidungs-Matratzen war Lichtjahre von den geforderten 450 Euro entfernt. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei sind es schlichte Schaumstoffblöcke. Einkaufwert: 60 bis 70 Euro pro Stück. Damit der Betrug den Kunden nicht auffiel, wurden die Schaumstoffblöcke kurzerhand mit Markenaufklebern frisiert. Mit den Etiketten deutschlandweit renommierter Hersteller aus Bochum oder etwa von Orthodorn aus Rosenheim.

Um alle Zweifel zu zerstreuen, wurden den Opfern die Rechnungen des Detmolder Matratzenfachgeschäfts vorgelegt, so die Anklage der Staatsanwaltschaft. Teilweise lieferte das Trio, das noch zwei Komplizen hatte, sogar selber aus.

Der Bielefelder Rechtsanwalt Detlev Binder, der einen der Angeklagten aus Herford vertritt, glaubt nicht daran, dass sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft halten lassen: "Ich bin überzeugt, dass die Anklage in sich zusammenbricht", sagte Detlev Binder auf NW-Anfrage.

Zu dem strafrechtlichen Problem des Trios könnte nun noch ein zivilrechtliches kommen, denn die betroffenen Matratzen-Hersteller waren bisher nicht über die Fälschungen und den Gebrauch ihrer Markennamen informiert. "Solche Fälschungen schaden dem Unternehmen", erklärt Orthodorn-Geschäftsführer und -gründer Erhard Seiler auf Anfrage. Immerhin besitze man Patente, habe jahrelang entwickelt und das Unternehmen aufgebaut.

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