Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Microsoft-Anrufe gefälscht

Eine Spur der Ermittler führt nach Indien

VON MARTIN KRAUSE

Bielefeld. Die Polizei warnt vor englischsprachigen Betrügern, die ihre Opfer anrufen und sich als Mitarbeiter des Softwarekonzerns Microsoft ausgeben. "Ich melde mich vom Windows Technical Department in Kalifornien", hörte zum Beispiel ein verdutzter Bielefelder und erfuhr: "Von ihrem PC wird der zentrale Server des Microsoft-Konzerns attackiert. Das muss aufhören." In wiederholten Anrufen wurde er nachdrücklich dazu aufgefordert, seinen Heimcomputer zu starten und eine Reihe von Anweisungen zu befolgen.

Eine südostasiatische Bande von Internetbetrügern macht die Mindener Polizei für solche Anrufe verantwortlich. Die Opfer würden dazu gedrängt, einer Fernwartung zuzustimmen – die Behebung eines angeblichen Fehlers koste nur wenige Euro, werben die Anrufer demnach.

So würden persönliche Daten abgefragt und die Angerufenen zur Überweisung von Geld per Western Union überredet. Im Fall eines Mannes aus Espelkamp habe der Betrüger 200 Euro erbeutet, die – bevor der Geschädigte seine Konten sperrte – in indischen Rupien auf ein ausländisches Konto flossen. Einer Frau aus Porta Westfalica erging es ähnlich.

Die PC-Nutzer werden trickreich in die Falle gelockt. Thomas Baumgärtner, Security-Sprecher von Microsoft Deutschland, kennt verschiedene Maschen: Entweder versuchten die Anrufer, dem PC-Besitzer irgendwelche Produkte zu verkaufen – etwa Anti-Viren-Software –, oder die Angerufenen werden auf bestimmte Seiten gelockt, um Befehlsketten auszuführen.

So könne Schadsoftware installiert werden, mit der Externe die Kontrolle über den PC erhalten oder Passwörter ausspionieren. Möglich sei auch die Integration des PC in ein illegales Bot-Netz, zu dem Tausende ferngesteuerte Computer gehören können. Tatsächlich würde sein Konzern sich aber nie von selbst bei Privatleuten melden, sagt Baumgärtner.

"Am besten sofort auflegen", empfiehlt er. Sollte es zu Geldzahlungen gekommen sein, rät er zur Strafanzeige. "Wir haben selbst eine Anzeige in Luxemburg erstattet", sagt er: "Eine Spur der Ermittler führt nach Indien."

Die Verfolgung der Täter sei schwierig, weiß Richard Topp von der Polizei in Bielefeld. Die Anrufer nutzten oft Internet-Telefonnummern, so der Experte für Onlinekriminalität. Durch sogenanntes "Spoofing" könnten sie beliebige Telefonnummern simulieren - bei den Angerufenen erscheinen dann zum Beispiel Nummern mit US-Vorwahl (001) im Display. Alle Rückrufe unter dieser Nummer landen im Nirgendwo.

Die Anrufe können monatelang immer wieder auflaufen. Der Bielefelder Familienvater und seine Kinder sprechen mit den falschen Microsoft-Leuten inzwischen nur noch Deutsch. Das habe bis jetzt jeden der Anrufer aus der Fassung gebracht.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo