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Bielefeld

Stabile Freundschaft zu Frankreich

Partnerschaften zwischen Städten trotz Wahlerfolgen der Rechten

Bielefeld (kc). Die rechtsextreme Partei Front National ist bei der Europawahl in Frankreich stärkste Kraft geworden, und auch bei den französischen Kommunalwahlen im April hat sie Erfolge gefeiert. In der Ruhrgebietsstadt Herne wird deshalb diskutiert, die Städtepartnerschaft zu Hénin-Beaumont auf Eis zu legen. Für die Städte in Ostwestfalen-Lippe ist das kein Vorbild. Sie wollen ihre langjährigen Beziehungen zu französischen Städten von der aktuellen politischen Entwicklung nicht beeinflussen lassen.

"Unsere Städtepartnerschaften funktionieren auf der bürgerlichen Ebene, wir machen das nicht zur Politik", sagt Olaf Selonke, der die Bielefelder Städtepartnerschaften betreut. Mit der bretonischen Stadt Concarneau ist Bielefeld bereits seit Jahrzehnten verbunden, zum NRW-Tag dort vom 27. bis 29. Juni werden offizielle Gäste und Musiker anreisen. Die Partnerschaft zu kündigen kommt für Bielefeld laut Selonke nicht in Frage: "Damit würden wir auch die, die sich ehrenamtlich engagieren, vor den Kopf stoßen." Allerdings ist die Entscheidung für die Bielefelder auch leichter: Bei der Kommunalwahl in Concarneau gab es nicht einmal einen Kandidaten des Front National.

Anders ist es in Herne, wo darüber nachgedacht wird, die Kooperationen vorerst zu stoppen. Für Maria Lis ist das die falsche Reaktion auf die Wahlerfolge des Front National. Die Rentnerin ist Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Paderborn und pflegt enge Kontakte zur Stadt Le Mans.

Historisch gesehen sind Paderborn und Le Mans bereits seit dem 9. Jahrhundert miteinander verbunden. "Es ist europaweit die älteste Städtepartnerschaft, die bis heute gepflegt wird", sagt Lis.
Vor allem weil die deutsch-französische Freundschaft Ergebnis der Aussöhnung beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg sei, sollte man diese nach Lis’ Meinung nicht aufs Spiel setzen. "Man muss sich mit der Politik auseinandersetzen und eben nicht nur Chanson- und Weinabende veranstalten", sagt Lis. Das Programm der Deutsch-Französischen Gesellschaft könne zur Verständigung beitragen, etwa mit Vorträgen und Diskussionen.

Auch Gütersloh und Cha-
teauroux sowie Höxter und seine Partnerstadt Corbie wollen ihre Beziehungen aufrechterhalten. Die Höxteraner haben erst vor kurzem gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus Frankreich die 50-jährige Städtepartnerschaft gefeiert.

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