Paderborn. Einmal vom Schreiben leben, das möchte Stefanie Dominguez nicht. Oder nicht nur. "Ich will auf jeden Fall einen Beruf erlernen und arbeiten", sagt die 18-jährige Jungautorin. Daneben bleibe ihr noch genug Zeit, um Romane zu schreiben. Zwei hat sie bereits verfasst, dazu Gedichte und Kurzgeschichten. Eine der Geschichten ist bereits jetzt Lernstoff für die Oberstufe.
Die Kurzgeschichte von Stefanie Dominguez mit dem Titel "Partnerarbeit" steht auf Seite 52 und in guter Gesellschaft. Gegenüber auf Seite 53 widmet sich eine Unterrichtseinheit dem Romanbestseller "Gut gegen Nordwind". Auf dem Titel des Lehrbuchs steht kurz P.A.U.L.D. Lang bedeutet das "Persönliches Arbeits- und Lernbuch Deutsch", ein Unterrichtswerk für die gymnasiale Oberstufe.
Die hat die Paderbornerin vor kurzem noch selbst besucht. Gerade hat sie ihr Abitur am Pelizaeus-Gymnasium gemacht. Für ihren Leistungskurs Deutsch hat sie dabei eine "besondere Lernleistung" erbracht, eine, die außergewöhnlich ist. Die junge Frau hat einen Roman geschrieben. Der Titel: "Die Schattenläufer". 456 Din A4 Seiten dick, entstanden in einem Jahr neben Schulstress, Unterricht, Klausuren.
Lehrer fördern das Talent
Außergewöhnlich finden die Lehrer, Stefanie selbst nicht. Sie habe schon in der Grundschule kleine Geschichten und Gedichte geschrieben. "Ein Gedicht hieß Hexentanz", erzählt sie. "Meine Lehrerin ist damit aufgeregt ins Lehrerzimmer gelaufen, um es dort vorzulesen." Das habe ihr zum ersten Mal bewusstgemacht, dass sie vielleicht Talent habe.
Das "vielleicht" ist seitdem immer kleiner geworden. Auch die Deutschlehrer am Gymnasium förderten die begabte Schülerin. Lehrer und Herausgeber Johannes Diekhans war es auch, der die Kurzgeschichte der damals 16-Jährigen im Paderborner Schöningh Verlag vorschlug. "Das ist etwas ganz anderes, als wenn eine Freundin oder der Vater sagt, das ist toll." Die Abiturientin lächelt. Sie ist selbstbewusst geworden.
Zwei Gedichte hat die junge Autorin inzwischen in bundesdeutschen Anthologien veröffentlicht. Auch ein Liebesgedicht ist dabei. "So etwas schreibe ich eigentlich nicht so gerne." Aber das Thema sei vorgegeben gewesen. Früher, sagt Stefanie Dominguez, habe sie nie bei Schreibwettbewerben mitgemacht. "Ich habe immer zuerst für mich selbst geschrieben." Das sei noch immer so. Doch Texte zu veröffentlichen, sei wichtig, sagt Stefanie. "Ich möchte mich bei Literaturagenturen bewerben, ohne die geht es nicht." Und die wollen Veröffentlichungen sehen.
Roman über Beziehungen und Familienkonflikte
Stefanie selbst möchte vor allem schreiben, die Bilder im Kopf auf Papier bringen. "Am liebsten schreibe ich Romane. Da hat man mehr Zeit für die Figuren." Zwei sind jetzt fertig: ein Fantasyroman mit Fortsetzung. "Die muss ich noch schreiben." Und eben "Die Schattenläufer", ihre Lernleistung, ein Thriller. "Aber es ist auch ein Roman über Beziehungen, Familienkonflikte."
Die Romanhandlung: Eine Familie gewinnt bei einem Preisausschreiben einen Urlaub. Statt in ein Ferienidyll reist die Familie in die perfide Falle eines Psychopathen. Und sie sind nicht die Einzigen, die in der verlassenen Villa in Frankreich gefangen gehalten werden. "Es geht mir dabei vor allem um die Gefühlslage der Figuren, wie sie mit der gemeinsamen Bedrohung von außen und der von innen durch Angst, Verdächtigungen umgehen." Die grobe Handlung hat die 18-Jährige auf Klebezetteln und Plakaten an der Zimmerwand geplant. "Aber der Großteil kam beim Schreiben." Dabei überrasche sie sich dann selbst. "Das ist das Beste am Schreiben."
Das soll Hobby bleiben. "Als Beruf ist das zu schwierig." Stefanie hat sich für den Studiengang Psychologie beworben – passend zum Psychothriller. Parallel zum Studium will sie schreiben, eine Agentur finden. Wenn das nicht klappt, sei es nicht schlimm. "Ich möchte später nur nicht denken: Hättest dus mal versucht."