
Bielefeld. In der Welt der Bielefelder Hells Angels ist ein erbitterter Streit entbrannt. Der bisherige Kopf der Bielefelder "Hells Angels Turkey Nomads", der seit November 2013 im besonderen Fokus der Kripo steht, ist kurzerhand aus dem Motorradklub geworfen worden. In einem Handyvideo, das der Redaktion vorliegt, erklärt er seinen ehemaligen Brüdern zwischen den Zeilen den Krieg.
Hintergrund für den Rauswurf sind demnach auf Facebook veröffentlichte Fotos und Videos kurdischer Freiheitskämpfer (Peschmerga), die der Exrocker kurdischer Herkunft angesichts der aktuellen Kriegsgräuel im Nordirak auf seinem Profil veröffentlicht hatte. Ein Foto zeigt ihn mit einer Öcalan-Flagge inmitten einer großen Gruppe bei der Demo am vergangenen Freitag in Herford. Auf fast allen dieser Fotos ist die Flagge der autonomen Region Kurdistan im Irak zu sehen.
Das allein war Anlass für die überregionalen Chefs der "Turkey Nomads", auf den 26-Jährigen Druck auszuüben. Der Rausgeworfene sagt in dem Video: "Die haben gesagt, du bist zu politisch. Weil ich stolzer Kurde bin, haben die mich rausgeworfen." Man habe ihm gesagt, er solle die kurdische Flagge aus dem Profil nehmen, berichtet er sichtlich emotional in die Handykamera. "Der Hells-Angels-Klub Nomads Türkei hat zu mir gesagt, es gibt kein Kurdistan. Lieber bin ich kein Hells Angel."
Nach zwei Minuten hat sich der Bielefelder dann richtig in Rage geredet: "Wer ein Mann ist, der soll kommen. Ich werde das nicht auf mir sitzen lassen." Offensichtlich sind er und seine Familie inzwischen auch schon von Rockern bedroht worden. Denn der 26-Jährige kündigt in dem Video an, bis auf den letzten Tropfen zu kämpfen, sollte jemand vor seiner Tür stehen. Er droht: "Ich werde auf jeden Fall ein paar von euch mitnehmen."
Auch seine Rocker-Brüder, die seit etwa einem Jahr in Bielefeld hinter ihm gestanden hätten, hätten sich nun auf die Seite der Hells Angels Türkei gestellt. Dann beendet er seinen Wortschwall mit der Beschimpfung der Hells Angels als Rassisten und Faschisten.
Der mehrfach vorbestrafte 26-Jährige war erst vor etwa einem Jahr von Bremen nach Bielefeld gezogen - auch weil sein Hells-Angels-Charter in Bremen gerade verboten worden war. Zuvor gehörte er in Bremen den ebenfalls inzwischen verbotenen Mongols an.
In Bielefeld war er im November 2013 erstmals zusammen mit seinen Mitstreitern bei einer subtilen Schutzgelderpressung in einer Disko am Boulevard aufgefallen. Ein SEK-Großaufgebot hatte damals die Rocker eingekesselt und anschließend einzeln zur Personalienfeststellung abgeführt. Zuletzt war der Ex-Chef der Turkey Nomads vorm Amtsgericht zu einer sechsmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung wegen Beleidigungen verurteilt worden.