Bielefeld. In der Halle eines ehemaligen Busunternehmens in Bielefeld-Sennestadt hat der Zoll das Lager einer international agierenden Schmugglerbande hochgenommen. Ein Rumäne soll noch vor Ort festgenommen worden sein. Offenbar war er aber nur ein kleiner Fisch, die Ermittlung der Hintermänner dauert noch an. In der Halle stellten die schwerbewaffneten Zollfahnder einen Container voller unversteuerter Zigaretten sicher.
Es ist etwa 7.30 Uhr, als der Student Kevin S. (28) von ohrenbetäubendem Krach geweckt wird. Als er aus dem Fenster blickt, sieht er mehrere Zollfahnder in schwerer Schutzausrüstung vor der Halle gegenüber. Soeben haben die Männer die Brandschutztür der Halle mit zwei Sprengladungen aus den Angeln gerissen. Es fallen zwei Schüsse. Ein Mann wird wenig später abgeführt. "Das ist schon ein mulmiges Gefühl", sagte der 28-Jährige, "wenn plötzlich vor der Tür fünf Zivilfahrzeuge mit Männern in Schutzhelmen und schusssicheren Westen vorfahren."
Die Spezialkräfte der Zollfahndung, zusammengetrommelt aus dem ganzen Bundesgebiet, stellten nach bisher unbestätigten Informationen zwölf Paletten mit unversteuerten Zigaretten sicher. Zudem sollen in der ehemaligen Bushalle zahlreiche Dosen mit gefälschten "Fisherman's Friend"-Pastillen aus China und Möbel gelagert gewesen sein. Erste Schätzungen besagen, dass der Zoll mehrere Millionen Zigaretten beschlagnahmt hat. Eine konkrete Summe wollte Oberstaatsanwalt Gerald Rübsam von der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität wegen noch ausstehender Ermittlungen nicht nennen.
Er sprach von mehreren tausend Stangen: "Pro Stange ist von einem Steuerschaden von 30 Euro auszugehen", so Rübsam. Vorsichtig geschätzt dürfte der Steuerschaden bei 500.000 Euro liegen. Rübsam bestätigte, dass die Zollfahnder im Laufe größerer Ermittlungen mit den Behörden in Belgien zusammengearbeitet haben. Dabei hat sich dann herauskristallisiert, dass die Schmuggler in Bielefeld die autobahnnahe Lagerstätte gefunden und genutzt haben.