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Dubiose Handwerker zocken ältere Kunden in Herford ab

Malerarbeiten werden völlig überteuert ausgeführt / Ältere Kunden im Visier

Jobst Lüdeking

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Dubiose Handwerker verlangen von älteren Kunden überhöhte Preise für Malerarbeiten. - © DPA
Dubiose Handwerker verlangen von älteren Kunden überhöhte Preise für Malerarbeiten. (© DPA)

Herford. Mit fragwürdigen Angeboten geht ein niedersächsisches Bau- und Fassadenunternehmen auf Kundenfang in Herford. Offenbar haben die Männer besonders ältere Menschen als Auftraggeber im Blick. Bei den Preisen hat das angebliche Baubüro jedes Augenmaß verloren, wie Angehörige einer betagten Kundin berichten.

"Ihr wurde eine Rechnung über 2.700 Euro vorgelegt, obwohl die eigentliche Leistung nach Angaben eines Malermeisters nicht mal bei 800 Euro hätte liegen dürfen", erzählen die beiden. Ein älterer Mann, der wie ein Vermittler agiere, habe sich bei der Verwandten gemeldet und behauptet, dass das Unternehmen die Hausfassade bereits vor mehreren Jahren gestrichen habe. Jetzt sei es Zeit, die Arbeiten zu wiederholen. Das Opfer ließ sich überreden und erteilte den Auftrag.

Tatsächlich rückten dann Männer mit einem orangefarbenen VW-Bulli mit Hannoveraner Kennzeichen an. Per Rechnung - zwei Hauswände seien innerhalb von eineinhalb Tagen gestrichen worden - habe das Unternehmen 2.700 Euro gefordert. " Zunächst hieß es, das koste 5.000 Euro, die 2.700 Euro seien ein Vorzugpreis. Wir haben den Betrag dann weiter runterhandeln können", so die Angehörigen.

Pauschalbetrag auf der Rechnung
Auf der angeblichen Rechnung ist ein Pauschalbetrag aufgeführt. Wichtige Daten wie die Steuernummer oder eine Auflistung der Arbeiten fehlen ganz. Das Papier, das dieser Zeitung vorliegt, weist eine Adresse aus Hannover aus. Danach soll sich das "Baubüro M.", das Putz-, Fliesen und Malerarbeiten anbietet, in einer Wohnsiedlung der Landeshauptstadt befinden. Eine Internet-Recherche läuft jedoch ins Leere.

Auch bei der Handwerkskammer in Hannover ist das Unternehmen nicht bekannt, teilt Siegfried Mühlenweg, Sprecher der Handwerkskammer OWL in Bielefeld mit. "Sehr wahrscheinlich arbeiten die Männer mit einem Reisegewerbeschein. Das heißt, sie brauchen keine Qualifikation und auch keine Meisterprüfung." Das Vorgehen erinnere stark an das von so genannten Dach- oder Fassadenhaien und Teerkolonnen. Neu sei, dass es jetzt auch auf Malerarbeiten ausgeweitet werde.

"Die picken sich gezielt ältere Leute heraus, versuchen sie in ein Gespräch zu verwickeln und zu überrumpeln, um an den Auftrag zu kommen", sagt Mühlenweg. "Kassiert wird in bar." Tatsächlich weist die angebliche Rechnung keine Kontonummer auf. "Barzahlung am Tag der Fertigstellung ohne Abzug", steht auf dem Papier.

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