Bielefeld. Geldfälscher haben im ersten Halbjahr 2015 in Deutschland so viele Blüten in Umlauf gebracht wie noch nie seit der Euro-Einführung. Von Januar bis Juni zogen Banken, Handel und Polizei 50.500 falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr - doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Knapp die Hälfte der Blüten sind falsche Fünfziger.
Der Schaden, der durch das Falschgeld entsteht, lag bei 2,2 Millionen Euro, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 1,8 Millionen Euro. Wer eine Blüte in die Finger bekommt, muss diese bei der Bundesbank einreichen - anderenfalls macht er sich strafbar.
"Wenn an einer unserer Kassen Falschgeld auftaucht, rufen wir die Polizei", erklärt auch Alexandra Antonatus, Sprecherin der Edeka Minden-Hannover. Edeka empfiehlt daher dringend, in allen Geschäften Prüfgeräte einzusetzen. Durchleuchtet werden alle Scheine - egal ob Fünf-Euro- oder 200-Euro-Schein. Vielleicht deshalb sind die Schadenssummen im Geschäftsbereich der Edeka Minden-Hannover relativ gering. Ein dreistellige Summe Falschgeld kommt im Jahr zusammen, berichtet Antonatus. Die Polizei in Bielefeld hat in diesem Jahr bislang 170 Fälle von Betrug mit Falschgeld registriert, im gesamten vergangenen Jahr waren es 287 Fälle.
Auch der Handelsverband OWL arbeitet eng mit der Polizei zusammen. In Schulungen werden die Einzelhändler fit gemacht darin, Blüten schnell zu erkennen, berichtet Jörg Beyer. "Wir hatten eine Serie von Blüten mit immer wieder derselben Seriennummer", sagt er. "Das macht die Identifizierung natürlich leichter."
Wer Geld fälschen will, findet zunehmend im Internet Hilfe. Ein paar gezielte Klicks reichen, und ein unechtes Hologramm landet im Warenkorb - das ist ein Sicherheitsmerkmal, das Euro-Banknoten neben Wasserzeichen & Co vor Fälschungen schützen soll. Zwar dominieren vor allem kriminelle Profi-Banden aus Südeuropa das Geschäft mit den Blüten, aber inzwischen mischen chinesische Händler über das Netz kräftig mit - sie bieten etwa die Hologramme an, die man zur Falschgeldherstellung braucht.
Wer bei Falschgeld-Dealern aber nur an Profis denkt, der irrt. Laut Bundeskriminalamt verschaffen sich gerade junge Täter zunehmend Falschgeld über das Internet, um es anschließend zu verbreiten. Es sei sogar schon vorgekommen, dass im Klassenzimmer mit Blüten gehandelt wurde, sagt Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank. Vermutlich werde Falschgeld auch von Drogensüchtigen online gekauft, die sich so ihr Rauschgift finanzieren.
Ebenso wie die Fälscher rüstet aber auch die Bundesbank nach. Nach den Fünfern und Zehnern kommt am 25. November auch der überarbeitete Zwanzig-Euro-Schein in Umlauf - unter anderem mit einem neuen Hologramm-Fenster, das nach Angaben der Bundesbank nicht ohne weiteres zu fälschen sein dürfte. Auch die Weichen für den neuen Fünfziger sind bereits gestellt.
Doch die besten Sicherheitsmerkmale helfen nicht, wenn nicht auf sie geachtet wird. So wurde Elm zufolge im vergangenen Halbjahr gleich zweimal mit 300-Euro-Scheinen bezahlt - ohne Beanstandung der Kassierer; dabei gibt es diesen Schein gar nicht.
(Mit Material von dpa)