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Wildwasser für Anfänger: Mit dem Kanu von Löhne nach Bad Oeynhausen

Ulf Hanke

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Gegen den Strom: Florian Löwen (vorn), Madita Siegel (Mitte) und Jannis Kammeier (hinten) im Dreier-Kanu auf der Werre. Die drei 16-Jährigen sind im Kanuverein Löhne. - © Ulf Hanke
Gegen den Strom: Florian Löwen (vorn), Madita Siegel (Mitte) und Jannis Kammeier (hinten) im Dreier-Kanu auf der Werre. Die drei 16-Jährigen sind im Kanuverein Löhne. (© Ulf Hanke)

Löhne/Bad Oeynhausen. Bei Flüssen gibt es sonne und solche, reißende und ruhige. Die Werre gehört eher zu den Letzteren und passt damit erstaunlich gut zum Menschenschlag ihrer Anwohner zwischen Horn-Bad Meinberg und Bad Oeynhausen. Auf den letzten Kilometern nimmt der Fluss nicht etwa Fahrt auf. Nein, die Werre bremst ab und gleitet gemächlich in die Weser. Ideale Voraussetzungen für eine Kanutour mit der Familie.

Die beliebteste Wasserwanderstrecke auf der Werre führt von Herford nach Löhne und dauert je nach Kondition, Umtragezeit und Pausen zwischen vier und sechs Stunden. Weil aber ausgerechnet in diesem Sommer eine Autobahnbrücke der A 30 über der Werre abgerissen und neu gebaut wird, ist der Fluss dort nur eingeschränkt befahrbar. Außerdem liegen zwischen Herford und Löhne zwei Staustufen, die gefährliche Wasserwalzen bilden. Das bedeutet: Boote raus aus dem Wasser und zu Fuß ein paar hundert Meter wandern.

Ruhiges Wasser: Florian Löwen (vorn), Madita Siegel (Mitte) und Jannis Kammeier (hinten) bei einer Schnuppertour auf der Werre - © Ulf Hanke
Ruhiges Wasser: Florian Löwen (vorn), Madita Siegel (Mitte) und Jannis Kammeier (hinten) bei einer Schnuppertour auf der Werre (© Ulf Hanke)

Gewerbliche Kanuverleiher halten dafür kleine Wägelchen bereit, auf denen die Bootsfahrer ihre Kanus schieben können. Wer gar nicht aus dem Wasser raus will, sollte besser in Löhne die Werre erkunden. Dort gibt es keine Hindernisse.

Information
Fotowettbewerb

Mit der Serie „Sommer in OWL" wollen wir Sie durch die Sommerferien begleiten. In den nächsten sechs Wochen veröffentlichen wir jeden Freitag eine Seite mit Ausflugstipps. Gleichzeitig suchen wir die schönsten Sommerfotos unserer Leser, die Carolinen mit Whitewall-Gutscheinen im Wert von 1.000 Euro (1. Platz), 500 Euro (2. Platz), 300 Euro (3. Platz) und je 50 Euro (4. bis 10. Platz) prämieren wird. Ihre Fotos, pro Fotograf bitte nur ein Bild, schicken Sie an 
redaktion@zeitungsaktion-owl.de mit folgenden Angaben: Name, Adresse, Geburtsdatum und Aufnahmeort. Das Foto sollte in OWL aufgenommen worden sein.

Schnupperkurs

Der Kanuclub Löhne bietet freitags ab 17.30 Uhr Schnuppertouren für Anfänger. Vereinsvorsitzender Jürgen Förster und Steuermann Stefan Blöbaum erklären noch auf dem Trockenen das kleine Einmaleins des Kanufahrens. Ihnen geht’s um Nachwuchsarbeit. Geburtstagsausflüge oder Familientouren bietet der Verein nicht an. Das machen gewerbliche Anbieter.

Vom Bootshaus am Löhner Freibad geht es in Begleitung der beiden erfahrenen Paddler die Werre rauf bis zur Sohlgleite an der Löhner Schützenstraße und wieder runter bis kurz vorm Bootshaus des Kanuvereins Bad Oeynhausen. Stromaufwärts oder stromabwärts zu fahren macht kaum einen Unterschied.

Kanufahren im unteren Werretal ist ungefähr so anstrengend wie Paddeln in der Badewanne. Der Rückstau vom Bad Oeynhausener Sielwehr wirkt weit bis Löhne. Das Wasser fließt sehr gemächlich und die Oberfläche ist spiegelglatt, das Boot gleitet geräuschlos über Sandbänke und Wasserpflanzen hinweg. Links und rechts am Ufer hocken Angler, zu deren Haken Kanuten besser Abstand halten.

Sohlgleite

Nach etwa einem Kilometer Wassermeditation flussaufwärts ist das leise Rauschen der Sohlgleite im Löhner Wehr zu hören. Ein paar Jugendliche vom Kanuverein üben Paddeln im wilden Wasser. Ruth Lindner steuert ihren Slalom-Kajak scheinbar mühelos gegen den Strom. Florian Löwen, Madita Siegel und Jannis Kammeier sitzen zu dritt in einem Boot und das erfordert schon ziemlich viel Koordination. „Es ist gar nicht so einfach, geradeaus zu paddeln", sagt Jürgen Förster.

Das ist auch eine kleine Kritik am Reporter. Der sitzt nämlich zwischen Förster und Blöbaum im Boot und hat gerade nichts Besseres zu tun, als hübsche Fotos zu schießen. Die Übungen im wilden Wasser hinter der Sohlgleite sind erstaunlich anstrengend. Einige Spaziergänger am sicheren Ufer schauen interessiert zu.

Immerhin: Hier gibt es keine gefährliche Wasserwalze mehr, seit der Werre-Wasserverband die Mauer im Fluss aufwendig entfernt und durch die sanfte Gleite ersetzt hat. Fische können wieder aufwärts wandern und Profi-Kanuten auch. Mit dem Strom durchzurutschen ist aber viel angenehmer.

Das Löhner Wehr dient dem Hochwasserschutz aller Werre-Anrainer bis zur Weser. Riesige Stahltore können eine gewisse Zeit bis zu 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten. Rechtlich gesehen gilt das Wehr als Talsperre. Mit dem Kanu fährt man einfach unter den Toren durch.

Zurück in der Badewanne geht‘s flussabwärts bis zur Stadtgrenze. Der Teilabriss der alten preußischen Flusssperre namens Sielwehr ist zwar längst beschlossene Sache, doch die Bad Oeynhausener konnten sich bisher einfach nicht von ihrem liebgewonnenen Badewannenwasser trennen.

Auf dem Weg ist einiges zu sehen, das Gesprächsstoff liefert. Da wären zum Beispiel der renaturierte Löhner Werrestrand, über den inzwischen Gras wächst, oder die Laubenpieper-Schwarzbauten schräg gegenüber vom Löhner Kanuhaus. Ein kleines Abenteuer ist der Abstecher in den Dschungel des Rehmerloh-Mennighüffener Mühlenbachs. Hier ragen umgestürzte Bäume ins Wasser, die Blätter hängen den Kanuten ins Gesicht, Fahrrad-Wracks ratschen am Bootsboden vorbei, bis es kurz vorm Löhner Klärwerk nicht mehr weitergeht und nur noch der Rückzug in ruhigere Gewässer bleibt.

Touren buchen

Private Kanutouren und Gruppenausflüge auf der Werre organisieren zum Beispiel Indian Summer, Rio Negro, Beo-Concept sowie Canoe Dreams. Der Vorteil: Die Anbieter organisieren den Transport der Kanus. Wasserwandertouren von Herford bis Löhne kosten etwa 25 Euro, für Kinder und Jugendliche gibt’s Ermäßigungen. Eine Schnuppertour im Vereinsboot ist kostenlos. Kontakt unter www.kanuclub-loehne.de.

Sicherheit

Wer paddeln will, sollte schwimmen können und das Boot beherrschen. Eine Einweisung in Technik, Gewässerkunde und Gefahrenstellen geben erfahrene Kanuten und Tourenanbieter. Schwimmwesten sind Pflicht.

Nächste Folge am 28. Juli: Eine Wanderung in Bielefeld

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