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Bielefeld

Unterrichtsthema? Organspende soll populärer werden

Bielefeld. Das Ziel der Kampagne ist klar: Die Menschen in OWL, NRW und ganz Deutschland sollen sich mit einem überlebenswichtigen Thema beschäftigen: der Organspende. Hochkarätige Experten und eine prominente Schirmherrin warben zum Auftakt in Bielefeld für ein Nachdenken über Organspende. "Wir haben die Aktion bewusst 'Mitreden - selbst entscheiden' genannt", erklärte Klaus Overdiek, Leiter der Landesvertretung der DAK Gesundheit.

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Die Krankenkasse ist gemeinsam mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe Initiator der Kampagne. "Wir brauchen dringend mehr Spender und wir wissen, dass die meisten spenden würden, jedoch noch keinen Spenderausweis besitzen", sagte Ärztepräsident Theodor Windhorst. Da ging Susanne Laschet, First Lady von NRW, mit gutem Beispiel voran. "Eine gute Freundin hat mich immer wieder gefragt, ob ich denn nun einen Ausweis ausgefüllt habe. Jetzt habe ich es endlich getan", sagte sie.

Organspende auch thematisch im Unterricht verankern

In Deutschland muss man sich aktiv entscheiden, Organspender zu werden. In vielen anderen Ländern gilt die sogenannte Widerspruchslösung. Dort ist im Ernstfall jeder Organspender, der sich nicht dagegen ausgesprochen hat. "Das ist der bessere Weg" befanden alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Neben Overdiek und Windhorst waren das der Leiter des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Jan Gummert, der Transplantationsbeauftragte Gero Frings aus Kamp Lintfort, Moraltheologe Peter Schallenberg aus Paderborn und Hans-J. Schmolke von der Selbsthilfe. Er lebt seit 17 Jahren mit einem Spenderherz und berichtete ergreifend von den bangen Monaten des Wartens auf ein Organ.

Diskutieren über Organspende: Gero Frings, Hans-J. Schmolke, Jan Gummert, Theodor Windhorst, Susanne Laschet, Klaus Overdiek, Peter Schallenberg und Moderator Martin Fröhlich (v. l.). - © Christian Weische
Diskutieren über Organspende: Gero Frings, Hans-J. Schmolke, Jan Gummert, Theodor Windhorst, Susanne Laschet, Klaus Overdiek, Peter Schallenberg und Moderator Martin Fröhlich (v. l.). (© Christian Weische)

Peter Schallenberg erklärte, weshalb die Debatte um die Widerspruchslösung in Deutschland anders gelagert ist als in Nachbarländern. "Aus unserer Vergangenheit heraus und in der kantschen Tradition hat die Würde des einzelnen Individuums einen hohen Stellenwert." Deshalb werde kontrovers über jede Form einer Instrumentalisierung des Einzelnen - auch als Organspender per Gesetz - diskutiert.

Ziel der neuen Kampagne ist, das Thema Organspende fest im Schulunterricht zu verankern. "Die jungen Leute befassen sich sehr intensiv damit und sind nicht zu jung dafür", sagte Arzt Gero Frings. Jan Gummert schilderte den späten Aha-Moment vieler Menschen. "Wenn ein Angehöriger auf ein Spenderorgan angewiesen ist, wird den Familien meist klar, wie wichtig es ist, einen Ausweis zu haben." Er warb dafür, sich nicht erst im Ernstfall damit auseinanderzusetzen.

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