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OWL

Aus OWL ohne Umstieg durch ganz Europa reisen

Bielefeld. Den erholenden Effekt eines Urlaubs schmälern oft eine stressige An- und Abreise. Gabelflüge, mehrfache Umstiege oder gar eine Reihe verschiedener Verkehrsmittel sind vielfach nötig. Es ist ein Wirrwarr, sich durch Sitzplatzreservierungen zu kämpfen, und eine Plackerei, das schwere Gepäck durch Terminals, über Gleise und Busbahnhöfe zu schleppen.

Tatsächlich ist ein komfortables Reisen aus Ostwestfalen-Lippe zu erstaunlich vielen europäischen Zielen möglich, ohne selbst zu fahren, ohne auch nur einmal umzusteigen oder den Urlaubstrubel am Flughafen zu erleben. Möglich machen es eine ganze Reihe von Verkehrsmitteln. Doch wie weit kann man kommen? Wir haben verschiedene Bus-, Bahn- und Autorouten recherchiert – und darüber hinaus eine ökologische Alternative in der Hinterhand.

Fernbus

Einmal in den Bus und bis zum Ziel entspannen: Für diese Reiseart finden sich ab OWL eine Menge Ziele in verschiedenen Ländern. Marktführer Flixbus, der mittlerweile mehr als 90 Prozent aller deutschen Fernbusse auf die Straßen schickt, bietet ab Bielefeld-Brackwede etwa Direktfahrten in die Schweiz, ins dänische Kopenhagen und bis ins schwedische Stockholm an. Letztere Fahrt dauert knapp 20 Stunden, unter anderem nutzt der Bus zwischen Deutschland und Dänemark eine Fähre.

Während andere Hauptstädte wie Prag und Paris nur mit Umstieg zu erreichen sind, gibt es durch eine Kooperation mit dem osteuropäischen Busunternehmen Euroclub wochenends eine noch weitere Route, die ab Brackwede über die ukrainischen Städte Riwne und Schytomyr bis in die Millionenstadt Kiew führt. 28 Stunden Zeit müssen dafür eingeplant werden, eine Zeitzone wird während der mehr als 1.700 Kilometer weiten Reise durchquert.

Bahn

Etwas bescheiden ist die Auswahl bei den hiesigen Bahnunternehmen, mit deren Zügen ab Bielefeld ohne Umsteigen meist nicht einmal deutscher Boden verlassen werden kann. Nur ein frühmorgendlicher ICE ins schweizerische Basel lässt internationale Gefühle aufkommen. Wenige Male verkehren zudem Urlaubszüge nach Binz auf Rügen und Oberstdorf im Allgäu. Rund 600 Kilometer Entfernung sind das jeweils, weiter geht‘s ohne Umstieg nicht.

Ausgerechnet eine Regionalbahn ist übrigens die zweite Option für Personen aus der Leineweberstadt, über die Grenze zu kommen: Im niederländischen Hengelo ist man nach etwa zwei Stunden.

Fixer unterwegs sind Mindener und Bünder: Die haben bei Fahrten in die Niederlande die strategisch günstigste Lage und kommen mit Intercity über Osnabrück und Rheine ohne Umstieg in dreieinhalb bis vier Stunden bis nach Amsterdam. In Paderborn, Altenbeken und Warburg freut man sich nach dem Ende zweimonatiger Gleisarbeiten im Ruhrgebiet wieder über einen ICE, der in ähnlicher Zeit immerhin bis nach München braust, aber nicht bis ins Ausland.

Mitfahrgelegenheit

Über viele Stunden selbst am Steuer zu sitzen, ist anstrengend. Abhilfe schaffen Mitfahrgelegenheiten, die jedoch stets ein kleines Abenteuer bleiben: Der Fahrer und seine Vorlieben, Ecken und Kanten sind meist unbekannt. Ein bunter Überblick über Inserate dieser Wochen zeigt aber eindrucksvoll, wie weit man per Anhalter kommen kann.

So werden ab Bielefeld, aber auch ab Paderborn, Schloß Holte-Stukenbrock und Enger Fahrten quer durch Europa angeboten. Wer neue Orte kennenlernen will, den könnte es ins serbische Smederevo, das weißrussische Hrodna oder das ukrainische Iwano-Frankiwsk verschlagen. Auch die katalanische Metropole Barcelona sowie das französische Biarritz an der Atlantikküste werden in diesen Tagen ab Bielefeld angesteuert. Ab Paderborn geht es nach Paris, Zagreb und nach Surbiton bei London. Die weiteste Fahrt der kommenden Tage führt von Enger ins rumänische Konstanza. Der Ferienort am Schwarzen Meer ist 2.200 Kilometer, 30 Baustellen, vier Sprachen und eine Zeitzone von OWL entfernt.

Fahrrad

Auf eine Tour ganz anderer Art könnten sich fitte Ostwestfalen mit dem eigenen Zweirad begeben: Der Europaradweg R1, 1984 in Höxter aus der Taufe gehoben, führt über rund 3.500 Kilometer von London bis nach St. Petersburg in Russland. Dabei führt das westdeutsche Teilstück durch Gütersloh und Detmold, vorbei an Berlin und durch die russische Exklave Kaliningrad und das Baltikum bis nach Russland. Wer den ganzen Weg zurücklegen will und kein Rennradfahrer ist, sollte dafür zwei Monate Zeit einplanen.

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