So viel Zeit verlieren Sie bei Tempo 80 auf dem Ostwestfalendamm

Bielefeld . Das war für Autofahrer ein weiterer Klimawandel-Nadelstich: Auf Bielefelds Stadtautobahn, dem Ostwestfalendamm, soll bald Tempo 80 statt Tempo 100 gelten. Nicht nur nachts, wie bisher schon, nein, immer. Für die lärmgeplagten Anwohner.

Sofort gab es Aufgeregtheiten: So mancher findet es absurd, auf einer Stadtautobahn wie dem "Ossi" nur 80 fahren zu dürfen. Doch, was wird dem Autofahrer eigentlich konkret auf dem OWD zugemutet?

Ich sollte es testen. Für Sie. Erst aber tauchen diese Fragen auf.

Wann fahre ich denn? Ich nehme einen frühen Samstagabend, mit geringem bis normalem Verkehr. Denn: Bei einem rappelvollem OWD wäre das Ergebnis vermutlich deutlich zu Lasten von Tempo 100 verzerrt.

Wie genau fahre ich? Tunnel bis A33-Auffahrt? Nee, da gibt es zu viele sowieso schon auf 60 und 80 beschränkte Abschnitte. Ich entscheide mich für die Cinemaxx-Auf- und -Abfahrt – und am anderen Ende für die Ikea-Auf- und Abfahrt. Am Cinemaxx geht es bis die Abfahrt gen Kreisel schwenkt, bei Ikea bis zur Ampel an der B61. Start ist jeweils direkt an der Auffahrt zum OWD. Puuh, das wäre geklärt und erscheint mir fair.

Wie weit ist das? Erst einmal messe ich, wie weit die Strecken eigentlich sind. Und was wo gilt. Auf beiden Strecken – stadteinwärts sind es 6,3 und stadtauswärts 6,5 Kilometer – gibt es einige hundert Meter, auf denen bereits 80 und 60 gilt.

Stadtauswärts sind es 800 Meter Tempo 80 und 500 Meter Tempo 60, stadteinwärts 500 Meter Tempo 80 und 200 Meter Tempo 60.

Bei allen Testfahrten halte ich mich an diese Einschränkungen, egal, ob ich vorher 80 oder 100 gefahren bin. Die von der beschlossenen Tempo-Reduzierung betroffene Strecke liegt übrigens stadteinwärts bei 5,6 und stadtauswärts bei 5,2 Kilometern.

Auf geht's: Tempo 80 Erst Tempo 80: Gar nicht so einfach, die 80 an einem normal befahrenen Spätnachmittag einzuhalten. Fünfmal gönne ich mir jede Strecke. Rein, raus, rein, raus, rein, raus. Schnell fällt auf, dass ich kaum bremsen muss, mit 80 ist man der Depp, alle drängeln, überholen; wo es dreispurig ist, auch rechts. Keiner fährt 80. Außer mir. Am Ende steht stadtauswärts fünfmal die fast identische Zeit: 5 Minuten und 28 bis 34 Sekunden. Stadteinwärts liegen die gestoppten Zeiten ähnlich dicht beieinander - bei 5 Minuten und 11 bis 14 Sekunden.

Und nun Tempo 100 Dann Tempo 100: Nun bin ich gespannt – und wundere mich, wie viele mich auch mit 100 überholen, ja, auch bedrängen. Viele bremsen kurz vor den Blitzern – und weiter geht’s. Die 100 zu halten ist nicht so einfach im Verkehrsstrom, geblitzt werden will ich ja auch nicht. Und was sagt die Stopp-Uhr? Bei erneut jeweils fünf Fahrten liegt die Zeit stadtauswärts bei 4 Minuten 50 bis 59 Sekunden und stadteinwärts bei 4 Minuten und 19 bis 27 Sekunden.

Das Ergebnis? Die neue Regel nimmt dem Fahrer stadteinwärts zwischen 44 und 55 Sekunden – und stadtauswärts zwischen 29 und 44 Sekunden. Das sind stadteinwärts etwa 50 Sekunden auf bisher etwa 263 Sekunden drauf, stadtauswärts 36 Sekunden auf bisher etwa 295 Sekunden oben drauf. In Prozent sind das im Schnitt gut 15 Prozent. Ob das nun viel oder wenig ist, ob der Verlust von in jedem Fall unter einer Minute schwer wiegt, das müssen andere entscheiden.

Ich jedenfalls weiß, dass das in meinem Leben keine Rolle spielen wird.

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