Darum gilt auf der „neuen“ Ostwestfalenstraße in Bad Salzuflen immer noch Tempo 50

Bad Salzuflen. Seit Frühsommer 2021 gibt es mehr oder weniger große Einschränkungen auf dem Salzufler Teil der Ostwestfalenstraße (L712n). Jetzt sind sowohl die Bauarbeiten an der neuen &bdquo;Brille“, dem kreuzungsfreien Knotenpunkt mit der Oerlinghauser Straße (L751), als auch an der Fahrbahn im Abschnitt zwischen der &bdquo;Brille“ und kurz vor der A2-Anschlussstelle in Lockhausen beendet.

Und dennoch gilt bis zu der Auf- und Abfahrt in Höhe Bextener Straße (L805) weiter eine Tempobegrenzung auf 50 Stundenkilometer. &bdquo;Warum?“, fragt ein LZ-Leser. Und ergänzt: &bdquo;Ich bin oft in dem Abschnitt unterwegs und halte mich an das Limit. Mit der Folge, dass mir nicht selten jemand von hinten bis fast auf die Stoßstange fährt und ich angehupt werde.“

Die Redaktion fragte beim Landesbetrieb Straßenbau (&bdquo;Straßen.NRW“) nach. Die Antwort: Das Tempolimit gilt, weil die Griffigkeit des neuen Belags noch nicht erreicht sei, so der Landesbetrieb. Die Straße müsse sprichwörtlich noch eingefahren werden. Eine Messung der Griffigkeit sei in der Woche ab dem 5. Mai geplant. Hierfür wird ein Spezialfahrzeug eingesetzt.

Gefährlicher Film auf dem Asphalt &bdquo;Wenn bei der Messung die erforderlichen Werte erreicht werden, kann wieder das Ursprungstempo gefahren werden“, teilt der Landesbetrieb weiter mit. Das war vor der Maßnahme Tempo 100 &bdquo;auf freier Strecke“ und Tempo 70 in Höhe der Auf- und Abfahrten zur Leopoldshöher und zur Bextener Straße.

Weiter schreibt der Landesbetrieb: &bdquo;Nach Abschluss von Asphaltierungsarbeiten verbleibt an der Oberfläche der neuen Fahrbahndecke ein Bitumenfilm. Dadurch sind die Reibungskräfte zwischen Reifen und Fahrbahn verringert, und das Unfallrisiko bei hohen Geschwindigkeiten und insbesondere bei Nässe ist erhöht. Da Verkehrsteilnehmer nicht erkennen können, wie griffig der Fahrbahnuntergrund ist, werden regelmäßig Messungen vorgenommen.“

Drei tödliche Unfälle binnen vier Jahren Wenn die Tempolimit-Schilder entfernt werden, ist die Gesamtmaßnahme an der Ostwestfalenstraße in Höhe Bad Salzuflen beendet. Begonnen hatte sie im Juni 2021 mit Vorarbeiten für das neue Brückenwerk für den jetzt kreuzungsfreien Knotenpunkt mit der Oerlinghauser Straße. Zuvor hatte es an der Stelle seit Oktober 1999 einen provisorischen Kreisel mit mobilen Recyclingelementen aus Beton gegeben.

Der Kreisel bremste über Jahrzehnte erfolgreich den Verkehr auf der Ostwestfalenstraße, sodass sich dort seitdem keine schweren Verkehrsunfälle ereigneten. Zuvor hatten sich an dem Knotenpunkt allein zwischen 1989 bis 1993 nach Zahlen des Landesbetriebs 47 Unfälle ereignet, drei davon mit Todesfolge. Daher beantragte der Kreis Lippe bereits 1991 einen höhenungleichen Umbau an der Stelle. 1993 erfolgte eine entsprechende Zusage des Ministeriums für Städtebau und Verkehr des Landes NRW.

Weil damals das Geld für einen baldigen Baustart fehlte, wurde der provisorische Kreisel eingerichtet, der seinen Job dann auch mehr als 20 Jahre lang tat. Nachfolgend eine Zeitleiste, was ab Sommer 2021 geschah.

Spätherbst 2020: Auf einem Feld an der Oerlinghauser Straße werden nahe der Ostwestfalenstraße junge Sommerlinden in einem Halbkreis gesetzt. Diese stehen heute an der neuen Trasse der Oerlinghauser Straße in diesem Bereich und sollen Tierleben schützen, denn die Bäume dienen quasi als &bdquo;Leitpfosten“ für Fledermäuse.

Oktober 2021: Autokräne legen insgesamt sieben Spannbetonfertigteile auf zwei Auflager, die zuvor an der Ostwestfalenstraße errichtet worden sind. So nimmt die Brücke Formen an, die jetzt die Oerlinghauser Straße über die Ostwestfalenstraße führt. Für die Kranaktion muss die Schnellstraße nur einen Tag voll gesperrt werden. Komplett fertig ist die neue Brücke im Frühjahr 2022.

Ab Frühling 2022: An der Baustelle des neuen Knotenpunkts beginnt der Straßenbau. Die Oerlinghauser Straße wird leicht Richtung Westen verschwenkt und über die neue Brücke geführt. Die Anbindung an die Ostwestfalenstraße erfolgt heute über zwei Kreisel mit jeweils 40 Meter Querschnitt und entsprechende Rampen.

Ab Ende August 2022: Die Ostwestfalenstraße wird zwischen den Knotenpunkten Bielefelder/Bextener Straße und Leopoldshöher Straße auf rund 2,5 Kilometern saniert. Parallel werden 2+1-Spuren zum gegenverkehrsfreien Überholen auf den Asphalt aufgebracht. Für die Arbeiten wird die Ostwestfalenstraße halbseitig in Richtung Lemgo gesperrt. Die Baukosten hier: rund 2,5 Millionen Euro.

Ab Mitte Oktober 2023: Die Oerlinghauser Straße wird im Baubereich voll für den Kfz-Verkehr gesperrt, um sie mit Kreiseln an die Ostweststraße anzubinden.

Ab 11. September 2024: Die rund 2,2 Kilometer lange Strecke der Ostwestfalenstraße zwischen dem neuen Knotenpunkt und der Bextener Straße wird saniert. Wie zwei Jahre zuvor auch im Abschnitt zwischen der Bextener und Leopoldshöher Straße werden 2+1-Spuren zum gegenverkehrsfreien Überholen auf den neuen Asphalt aufgebracht. Es gilt eine Einbahnstraßenregelung. Die Fahrtrichtung Bielefeld bleibt frei, in Richtung Lemgo ist gesperrt. Am 19. Dezember wird die Ostwestfalenstraße wieder in beide Richtungen freigegeben, dies wird ab dem 13. Januar 2025 allerdings unter anderem wegen Schutzplankenarbeiten wieder &bdquo;kassiert“. Endgültig aufgehoben wird die Einbahnstraßenregelung erst am 21. März. Baukosten: rund 2,2 Millionen Euro.

24. September 2024: Der neue Knotenpunkt der Ostwestfalenstraße mit der Oerlinghauser Straße, die sogenannte &bdquo;Brille“, wird für den Verkehr freigegeben. Kostenpunkt für das Bauwerk mit der Brücke (Spannweite 26 Metern) und den beiden Kreiseln: rund 4,5 Millionen Euro.

Laut Verkehrsprognosen könnten in diesem Jahr bis zu 16.500 Kraftfahrzeuge pro Tag über die Ostwestfalenstraße fahren, auf der kreuzenden Oerlinghauser Straße seien es bis zu 10.000 pro Tag, so der Landesbetrieb Straßenbau. Und: Aktuell läuft der Weiterbau der Ostwestfalenstraße für den rund 2,3 Kilometer langen Lückenschluss mit der B61 in Bielefeld-Brake.

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