Porta Westfalica/Wangerooge. Anfang September ist Anke Schlake auf die Insel gegangen. Nicht um ein paar Tage Sonne, Strand und Meer zu genießen, sondern um dort für Recht und Ordnung zu sorgen. Die 39-Jährige hat ihren Lebensmittelpunkt von Hannover nach Wangerooge verlegt und Anfang des Monats auf der dortigen Polizeistation ihren Dienst angetreten.
Warum Wangerooge?
Anke Schlake: Ich habe vorher schon zweimal im Rahmen einer Sommerverstärkung auf einer Insel gearbeitet und das hat mir sehr gut gefallen. Wangerooge kenne ich bereits von vielen Urlauben und als ich die Stellenausschreibung gesehen habe, dachte ich, das ist genau das, was mir jetzt vor die Füße fallen sollte.
Was gefällt Ihnen so gut an Wangerooge?
Schlake: Ich fühle mich hier einfach wohl, auch weil man merkt, dass das hier ein anderes Miteinander ist. Man merkt relativ schnell, dass einer alleine auf der Insel nichts ist. Es funktioniert hier nur, wenn viele zusammen wirken, zusammen arbeiten. Dieses Miteinander hat mich – neben der Natur, die ich hier sehr mag – total beeindruckt.
Was sind Ihre Aufgaben als Polizistin auf der Insel?
Schlake: Ich habe hier im Prinzip genau die gleichen Aufgaben wie alle anderen Polizisten auf dem Festland auch – in reduzierter Form. Wir sind natürlich weniger Menschen auf der Insel – wenn die Urlauber da sind, sind wir allerdings doch auch ganz schön viele – und die haben genau dieselben Anliegen wie andere auch.
Nämlich welche?
Schlake: Das geht vom gehackten Computer über Nachbarschaftsstreitigkeiten bis hin zu Fragen, Hilfeleistungen, verlorenen Dingen. Und natürlich wird auch mal was geklaut.
Als Laie vermutet man auf einer Insel eine sehr geringe Kriminalitätsrate – allein schon deswegen, weil Verbrecher einen deutlich erschwerten Fluchtweg haben.
Schlake: Es gibt sicherlich einige Delikte, die auf der Insel nicht so stark vertreten sind und das kommt mit Sicherheit auch durch die räumlichen Bedingungen, dass man nicht so leicht weg kommt. Und auch, weil man natürlich relativ schnell wieder erkannt wird. Ob die Kriminalitätsrate tatsächlich prozentual geringer ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Aber vom Gefühl her ist es weniger. Wangerooge ist autofrei. Damit fallen sogar Delikte wie Falschparken weg. Und auch Geschwindigkeitskontrollen finden wohl eher nicht statt.
Schlake: Genau, das alles fällt weg, dennoch haben wir ganz viel Elektromobilität auf der Insel und viele Fahrradfahrer, die ja auch unter die Verkehrsteilnehmer fallen. Also haben wir schon das ganz normale Verkehrsgeschäft.
Trotzdem klingt das alles sehr beschaulich. Ist es manchmal langweilig?
Schlake: Nein, bis jetzt ist mir noch keinen Tag langweilig gewesen und ich kann mir das auch nur schwer vorstellen, dass es das wird. Der Polizeiberuf beinhaltet ja nicht nur die Verkehrskontrolle oder die eine Strafanzeige, die gerade reinkommt. Polizeiarbeit ist ja sehr vielfältig. Polizei hat ja auch viel mit Zwischenmenschlichem zu tun, was hier auf der Insel ein ganz großer Schwerpunkt ist. Und es gehört ja auch noch einiges an Organisation oder Präventionsarbeit dazu. Das, was sonst eine ganze Dienststelle am Festland bearbeitet, fällt ja hier auf ein oder zwei Personen.
Die Insel ist etwa acht Kilometer lang und ein bisschen mehr als zwei Kilometer breit. Was macht man dort, wenn man nicht arbeitet?
Schlake: Die räumliche Beschränkung heißt ja nicht, dass es keine Möglichkeiten gibt. Die Insel bietet viel – gerade in den Sommermonaten. Ansonsten gibt es hier auch einen Sportverein und Möglichkeiten, sich mit Freunden zu treffen, einen Kaffee zu trinken, soziale Kontakte zu pflegen. Ich mache gerne Sport, ich laufe auch mal gern um den Inselwesten.
Kennt man alle Einwohner persönlich?
Schlake: Also, ich kenne sie noch nicht alle, ich kann mir vorstellen, dass man irgendwann ziemlich viele kennt. Ob man wirklich alle kennt, glaube ich nicht. So ein paar Gesichter, die einfach auf die Insel gehören, kennt man natürlich.
Vermissen Sie auf der Insel etwas?
Schlake: Im Moment noch nicht. Ich kann hier alles machen und alles andere, was ich auf dem Festland machen müsste, das bedarf einer etwas anderen Planung, aber man muss sich halt einfach anders organisieren.
Ist das was fürs Leben?
Schlake: Das kann ich nicht sagen, ich kann nicht in die nächsten zehn oder zwanzig Jahre gucken. Im Moment bin ich hier sehr glücklich. Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden und die Insulaner begegnen mir sehr aufgeschlossen und freundlich. Das macht Spaß und fühlt sich gut an.