Studie: Tiere können sich doch mit dem Coronavirus infizieren

Gütersloh/Peking. Die Rolle von Haustieren während der Corona-Krise rückt zunehmend in den Fokus der Wissenschaft. Während es zu Beginn der Pandemie noch hieß, dass sich Haustiere nicht infizieren und deshalb das Virus auch nicht weitergeben können, deuten Studien mittlerweile daraufhin, dass zumindest bestimmte Tierarten für das Coronavirus empfänglich sind. Mediziner in OWL appellieren deshalb an Tierbesitzer, auf engen Kontakt zu verzichten.

Noch gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine gesicherten Hinweise, dass sich Haustiere beim Menschen mit dem Coronavirus angesteckt und so zur Verbreitung des Virus beigetragen haben. Chinesische Forscher der nationalen Akademie für Agrarwissenschaften haben nun allerdings herausgefunden, dass Katzen und Frettchen das Virus an Artgenossen weitergeben können , weil sich die Krankheitserreger entgegen früherer Vermutungen in ihnen vermehren können.

Mediziner appelliert an Tierhalter, auf Hygiene zu achten Aufgrund der vielen noch offenen Fragen zum Coronavirus appelliert der Gütersloher Mediziner Thomas Kloß an Tierhalter, auf Hygiene zu achten. &bdquo;Hygiene ist im Umgang mit Tieren grundsätzlich wichtig. Aktuell jedoch besonders, weil wir eine Übertragung des Coronavirus vom Tier auf den Menschen und umgekehrt nicht mit Sicherheit ausschließen können", erklärt der Chefarzt der Klinik für Neurologie im Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh. &bdquo;Tierbesitzer sollten deshalb auf Kuscheln verzichten, Tiere nicht mit ins Bett nehmen und sich jedem Kontakt gründlich die Hände mit Seife waschen."

Die chinesischen Forscher gehen sogar davon aus, dass bestimmte Tiere eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Pandemie spielen. Aus ihrer Studie geht hervor, dass das Immunsystem von Katzen und Frettchen auf das Coronavirus reagiert, im Blut infizierter Tiere bilden sich Antikörper. Bei den untersuchten Katzen zeigten sich nach wenigen Tagen der Infektionen zudem schwere Gewebeschäden, sogar in den Lungen, allerdings erkranken die Tiere in der Regel wohl nicht schwer. Auch im Stuhl der Tiere wurde Viruserbmaterial gefunden, allerdings scheint es wie beim Menschen auch, nicht mehr infektiös zu sein.

Hunde und Nutztiere wie Schweine gelten als unempfänglich für das Virus Der Zentralverband zoologischer Fachbetriebe hält eine Ansteckung unter Katzen jedoch für unwahrscheinlich. &bdquo;Katzen sind eher Einzelgänger und halten aufgrund ihres natürlichen Verhaltens üblicherweise einen ausreichend großen Abstand zueinander ein", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Jörg Turk.

Hunde und Nutztiere wie Schweine, Hühner und Enten scheinen laut der Studie hingegen eher unempfänglich für das Coronavirus zu sein. Bei Hunden haben die chinesischen Forscher nur schwache Hinweise auf eine Infektiosität gefunden. Obwohl die untersuchten Hunde mitunter Antikörper gegen das Coronavirus gebildet haben, entdeckten die Forscher kein ansteckungsfähiges Virusmaterial.

WHO nimmt Studie zum Anlass, um Rolle von Tieren genauer zu prüfen Insgesamt sehen die chinesischen Forscher, die ihre Studienergebnisse im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht haben, deshalb vor allem Katzen als wichtigen Faktor in der Ausbreitung der Pandemie an. Sie fordern eine Überwachung. Die WHO nimmt die Studie deshalb zum Anlass, um die Rolle von Tieren in der Pandemie genauer zu prüfen. &bdquo;Wir glauben nicht, dass sie eine Rolle bei der Übertragung spielen, aber wir denken, dass sie durch eine infizierte Person infiziert werden könnten", erklärt WHO-Epidemiologin Maria Van Kerkhove.

Zudem mehren sich weltweit die Meldungen über infizierte Haustiere, vor allem Katzen. In New York wurde sogar ein Tiger positiv auf das Coronavirus getestet. Die Leitung des Zoos vermutet, dass ein Tierpfleger den Tiger infiziert hat, weil der Zoo bereits seit Wochen geschlossen ist.

Friedrich-Loeffler-Institut hat ebenfalls mit Studien begonnen Dass sich Tiere mit dem Coronavirus infizieren können, heißt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) allerdings nicht, dass sie das Virus auch an Menschen weiter geben. Dafür gebe es bislang keine Hinweise. Da Menschen beim Streicheln ihrer Haustiere jedoch Viren an das Fell abgeben können, rät auch das RKI Tierbesitzern, insbesondere wenn sie mit dem Coronavirus infiziert sind, zu strenger Hygiene.

Wichtig sind Antworten auf die Frage, ob sich Tiere mit dem Coronavirus infizieren können, auch für die Lebensmittelsicherheit. Deshalb hat auch das Friedrich-Loeffler-Institut mit Studien begonnen. &bdquo;Diese Tierversuche sind wichtig, um eine mögliche Gefährdung für Mensch und Tier abschätzen zu können", erklärt ein Sprecher. &bdquo;Die ersten Zwischenergebnisse zeigen, dass sich weder Schweine noch Hühner mit dem Coronavirus infizieren lassen."

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