Kreis Paderborn. In den vergangenen Monaten haben die Menschen viel über Aerosole, Tröpfchen, Schmierinfektionen und ähnliche Begriffe gelernt, die bei der Übertragung von Infektionskrankheiten eine Rolle spielen. Bei diesen Begriffen denken die meisten sofort an Corona – doch auch andere meldepflichtige Infektionskrankheiten werden so übertragen, heißt es in einem weiteren Teil der Infokampagne „Corona im Winter" des Praxisnetzes Paderborn, den der Kreis Paderborn beisteuert.
Kirsten-Wiebke Jensen, stellvertretende Leiterin des Paderborner Gesundheitsamts, kommt mit Blick auf die neusten Zahlen zu einer eindeutigen Diagnose: „Abstand, Kontaktreduzierung und verschärfte Hygienemaßnahmen stoppen nicht nur Corona, sie haben auch die Zahl der meldepflichtigen Erkrankungen teilweise dramatisch sinken lassen!"
Keuchhusten oder Windpocken würden zum Beispiel über Tröpfchen übertragen. Die Ansteckung mit Windpocken habe sich im letzten Jahr mehr als halbiert. Noch deutlicher werde es bei Keuchhusten: 14 Infektionen waren hier 2020 zu verzeichnen – 2019 waren 94. Das entspricht einer Abnahme von 85 Prozent.
Rückgänge von mehr als 80 Prozent
Durchfall-Erkrankungen wie Norovirus, EHEC oder die Infektiöse Gastroenteritis würden durch Schmierinfektionen übertragen, also durch unzureichende Händehygiene, so Jensen. Auch hier seien die Zahlen deutlich: Ansteckungen mit EHEC seien um rund 82 Prozent zurückgegangen, beim Norovirus 70 Prozent und der weiter verbreiteten Infektiösen Gastroenteritis 63,5 Prozent. Solche Durchfallerkrankungen träten immer dort auf, wo viele Menschen zusammenkämen: zum Beispiel in Kantinen, Pflegeheimen oder Schulen. „Wenn sich da jemand nach dem Toilettengang nicht richtig die Hände wäscht, ist eine Übertragung durch die Türklinke schnell passiert. Aber in Zeiten, wo der Duft nach Desinfektionsmittel allgegenwärtig ist, werden diese Übertragungswege erfolgreich gestoppt", erklärt Jensen.
Kopfläuse werde man zwar durch Händewaschen nicht los, enger Kontakt sei bei der Übertragung aber entscheidend. Bei Abstand und weitreichenden Kontaktbeschränkungen hätten die lästigen Tiere kaum eine Chance. Statt 505 Meldungen im 2019 gingen im vergangenen Jahr nur 96 Meldungen von Kopfläusen beim Kreisgesundheitsamt ein – ein Rückgang von 81 Prozent.