Die Folgen der Dauerbelastung auf den Intensivstationen in OWL

Bielefeld/Herford. Die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen steigt wieder an. Mit mehr als 3.000 belegten Betten bundesweit liegt die Belastung im Moment erneut so hoch wie zu den Spitzenzeiten in der ersten Welle im Frühjahr 2020. Das geht aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hervor. &bdquo;Wir starten jetzt auf den Intensivstationen in die dritte Welle und das auf einem sehr hohem Niveau", sagt Divi-Präsident Gernot Marx.

In Ostwestfalen-Lippe stieg die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten in den vergangenen Tagen leicht an. Eine Umfrage dieser Redaktion unter OWL-Kliniken zeigt: Die Häuser rechnen damit, dass diese Entwicklung in den kommenden Wochen Fahrt aufnehmen wird.

Veränderungen in OWL schon jetzt &bdquo;Das bereitet uns Sorgen", sagt zum Beispiel Christian Busse, Sprecher der Mühlenkreiskliniken. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass wir jetzt in einer Talsohle sind", erklärt Busse. Soll heißen: Nachdem die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen dort länger rückläufig war, stagniert sie nun. Und: &bdquo;Wir erwarten, dass es wieder nach oben geht." Das Klinikum Lippe sieht bereits jetzt eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Werten Anfang März, teilt Sprecher Christian Ritterbach mit.

Bei Inzidenzen um die 200 Infektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner prognostizieren Notfallmediziner für Anfang Mai rund 5.000 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen bundesweit. Das wären fast so viele wie auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Anfang Januar und könnte viele Kliniken erneut schwer belasten. Ein Lichtblick: Kommt keine neue gefährlichere Mutante hinzu und geht das Impfen gut voran, könnte die Pandemie nach der aktuellen Prognose von Experten im August für die Notfall-Stationen der Kliniken so gut wie ausgestanden sein.

Auf die leichte Schulter nehmen will die Lage allerdings niemand. Wie bundesweit stellen auch Kliniken in OWL fest, dass die Patienten jünger werden. &bdquo;Tatsächlich hat sich der Altersdurchschnitt etwas nach unten verändert", stellt unter anderem Carsten Obermann, Oberarzt am Klinikum Bielefeld, fest. Der Durchschnitt liege jetzt bei &bdquo;Mitte sechzig bis siebzig" Jahren. Es gebe aber eine große Spannbreite. &bdquo;Auch jüngere Patienten sind immer wieder in Behandlung auf der Intensivstation." Das Robert-Koch-Institut beobachtet diese Veränderung des Altersdurchschnitts bundesweit.

Für die Klinikteams haben die wieder steigenden Zahlen schwerwiegende Folgen. Denn das Personal kommt aus einer &bdquo;maximalen Belastung" der ersten und zweiten Corona-Welle, formuliert es Busse. Und nun steht die dritte Welle an.

"Die aktuelle Situation und vor allem der Mangel an Pflegefachkräften ist unbestritten schwierig und wir kämpfen für jeden Mitarbeiter", sagt Isabell Waschkies, Sprecherin der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge . "Und natürlich gehen unsere Mitarbeiter nach mehr als zwölf Monaten Corona-Pandemie auch an ihre persönlichen Belastungsgrenzen. Die Motivation unserer Mitarbeiter ist glücklicherweise nach wie vor vorhanden, aber man muss sie sich jeden Tag neu erarbeiten", so Waschkies weiter.

&bdquo;Das ist keine fachliche Überforderung, sie ist physisch und psychisch", bestätigt Divi-Mitglied Felix Walcher. Die Erschöpfung des Personals sei bundesweit zu beobachten. Nun fürchten Experten eine Abwanderung von Mitarbeitern aus der Pflege. &bdquo;Diese Sorge ist berechtigt", so Obermann. Denn die Belastung sei schon vor der Pandemie hoch gewesen und eine &bdquo;so enorme Dauerbelastung des Personals" werde nicht ohne Folgen bleiben.

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