Die Wahrheit über den Osterhasen

Herford. Er gilt als Symbolfigur des Osterfestes: der Hase. Seine Karriere verdankt Meister Lampe seiner Fruchtbarkeit. Zu dem Job als österlicher Eier-Lieferant kam der Löffelträger aber deutlich später. In anderen Region brachte etwa ein Fuchs die Eier. Der Intimfeind ist vom Hasen aber längst abgehängt worden. Eier, ebenfalls Fruchtbarkeitssymbole, waren zu Ostern meist reichlich vorhanden. Denn mit dem Ende Winters und dem Beginn des Frühjahres steigt auch die Legeleistung der Hühner an und es werden viele Eier gelegt, so eine Vermutung, wie die Idee der Ostereier aufkam.

Der Hase kommt nicht aus Deutschland Auch wenn man es nicht glauben mag: Die Heimat des Hasen liegt in den Steppengebieten Zentral- und Osteuropas. Der Löffelträger ist eingewandert, als die Menschen begannen, Wälder zu roden und große Flächen für den Ackerbau und als Weiden zu nutzen und so ideale Lebensbedingungen für ihn zu schaffen– was nicht bedeutet, dass Hasen nicht auch an Waldrändern und im lichten Wald zu finden sind. Seine Herkunft aus den Steppengebieten zeigt sich auch darin, dass er trockenes kaltes aber trockenes Wetter besser übersteht als regenreiche aber teils wärme Herbstwochen.

Der Ersatz-Osterhase Weil Hasen äußerst scheue Fluchttiere sind, müssen als Osterhasen-Ersatz ihre umgänglicheren Vettern einspringen: die Kaninchen. Die kuscheligen Lückenbüßer tragen zwar den Titel Stallhase und sind mit den Hasen auch entfernt verwandt. Sie haben tatsächlich aber eine andere Lebensweise. Kaninchen sind deutlich kleiner, ihr Körper gedrungener und sie haben kürzere Ohren und lassen sich domestizieren. Und sie graben Baue. Außerdem ist ihre Nachkommenschaft noch deutlich zahlreicher als die des Hasen. Hasen dagegen haben einen eher schlanken Körper, deutlich längere Ohren und schwarze Spitzen an ihren Löffeln. Ihre Augen geben ihnen fast eine Rundum-Sicht.

Sind die Hasen vom Aussterben bedroht?

Die einzigen Daten über den Hasenbestand, die es in Deutschland gibt, und die seit Jahrzehnten erhoben werden, werden bei der Tierärztlichen Hochschule in Hannover und dem bundeseigenen Thünen-Institut ausgewertet. Sie beruhen auf Daten, die in den Revieren von Jägern bei den Hasenzählungen seit Jahrzehnten gesammelt werden. Und es gibt natürlich die Jagdstrecke – also die Zahl der geschossenen und der, etwa von Autos getöteten Tiere. Die ist von 150.000 auf rund 50.000 zurück gegangen – viele Jäger haben in den vergangenen Jahren aber auch auf Treibjagden verzichtet.

Herford ist dabei Hasenland: Im Kreis Herford wurde corona-bedingt in den zwei der drei Zähl-Revieren in Vlotho und Enger der Bestand nicht erfasst. Wohl aber in Bünde-Spradow. Dort waren es in diesem Frühjahr 45 Langohren. NRW-weit waren es 16 Tiere. Die Tiere haben von den trockenen Sommer profitiert. Insgesamt wurde im Herbst 2020 in ganz NRW ein Plus von rund 40 Prozent ermittelt, bundesweit wird ein Anstieg von mehr als 25 Prozent gemeldet. Das Wittekindsland gehörte in den letzten Jahrzehnten regelmäßig zu den Kreisen mit den höchsten Hasen-Zahlen. Tatsächlich sind die Tiere, was ihren Nachwuchs anbelangt, aber auch extrem abhängig von der Witterung aber auch von ihrem Lebensraum. Das ist etwa einer der Gründe, weshalb im tendenziell kälteren Vlotho meist weniger Hasen gezählt werden als in Enger oder Spenge. Im Kreisgebiet profitieren sie etwa von den kleineren Feldern aber auch von Hecken und teils von Gärten, an deren Ränder sie sich zurückziehen.

Wie lassen sich Hasen zählen? Die Felder werden von den Revierinhabern mit einem großen Scheinwerfer ausgeleuchtet. Die Hasenaugen reflektieren das Licht. Da die Fläche der Felder, auf denen die Tiere gezählt werden, bekannt sind, lassen sich die Hasen pro 100 Hektar berechnen.

Bei den Osterspaziergängen sieht man aber nie Hasen Tatsächlich hat Meister Lampe einen ganz anderen Tagesryhtmus als Otto-Normal-Spaziergänger. Er ist nämlich dämmerungs- und nachtaktiv. Den Tag verbringt er geduckt in seiner Sasse auf dem Acker oder an einem Gebüsch. Erst nachts hoppelte er dann auf die Felder zur Nahrungssuche. Er springt selbst dann nicht auf, wenn Spaziergänger nur einen Meter von ihm entfernt stehen – anders ist es bei stöbernden Hunden.

Aktuell ist Brut- und Setzzeit, die Wildtiere bringen ihre Jungen zur Welt. Die Häsin bekommt nach rund sechs Wochen Tragzeit ihren Nachwuchs – und das bis zu vier Mal im Jahr. Die einzelnen Minihasen werden, als Schutz vor Räubern wie dem Fuchs aber auch Krähen, jeweils allein an einer Stelle abgelegt. Die Mutter sucht sie nur zum Säugen auf. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass einzelne Jungtiere, die Spaziergängern begegnen, nicht einsam und nicht verlassen sind und nicht angefasst werden dürfen. Gleiches gilt aber nicht nur für Hasen, sondern auch für andere Jungtiere. Hunde sollten deshalb beim Osterspaziergang angeleint bleiben.

Hasen vom Dach In der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg aber auch in den Notzeiten davor war in Deutschland der sogenannte Dachhase beheimatet. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine für heutig Katzenfreunde bittere Geschichte. Denn in der Not wurden auch Katzen gegessen. Ihr Körperbau sieht, abgebalgt, dem des Hasen überaus ähnlich. Um zumindest verbal den Umstand zu kaschieren, kam der Begriff Dachhase auf. Ein solcher Braten spielte auch in der Komödie Der Etappenhase" dem ersten, im Deutschen Fernsehen live ausgestrahlten Theaterstück, die tragende Rolle: Der Hasenbraten wird gegen einen Katzenbraten eingetauscht.

&bdquo;Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts" Mit der Redewendung sind nicht etwa vergessliche Löffelträger gemeint. Sie geht zurück auf ein tödliches Duell in Heidelberg im Jahr 1855. Ein Student mit Namen Viktor Hase musste sich, weil er dem überlebenden aber flüchtigen Bekannten seinen Ausweis geliehen hatte, vor Gericht verantworten. Er sagte: &bdquo;Mein Namen ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts".

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