Viele tote Maikäfer im Kreis Gütersloh - das steckt dahinter

Kreis Gütersloh. Hilflos rudert der große braune Käfer mit seinen Beinchen in der Luft, rücklings auf der glatten Oberfläche des regenbenetzten Briefkastens hin- und herrutschend. Ähnlich ergeht es seinem Artgenossen, der im Flora-Park auf dem Weg liegend verzweifelt versucht, wieder auf seine sechs Beine zu kommen. In noch weniger glücklicher Lage wähnen sich die dicken Brummer, die bereits von ahnungslosen Spaziergängern zertreten oder von Vögeln ausgehöhlt wurden. Wer dieser Tage aufmerksam durch die Natur streift, dem fallen schnell die vielen toten Maikäfer auf, die sich am Boden zerstreut finden. Doch was steckt hinter diesem seltsam anmutenden Massensterben der beliebten Insektenfigur?

Auch Frank Püchel-Wieling von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld sind die Käferleichen aufgefallen. Seine Erklärung: "Vermutlich sind sie um Laternen gekreist bis zur Erschöpfung und dann zu Boden gefallen und gestorben." Denn Maikäfer werden in der Abenddämmerung aktiv, um sich ihrer Lieblingsnahrung, den Blättern von Laubbäumen zu widmen. "Maikäfer orientieren sich am Mond, den können sie aber nicht erreichen, eine brennende Lampe in einem Park hingegen schon", erläutert der Biologe, warum sich die fliegenden Krabbeltiere so vom verhängnisvollen Lichtstrahl angezogen fühlen. Früher Maikäfer-Plage biblischen Ausmaßes Der Naturschutzbund Nabu sieht zudem das Wetter beim plötzlichen Käfer-Aufkommen im Spiel. Da der April sehr nass und kalt war, seien alle bei der ersten Wärme auf einmal hervorgekommen, statt wie normalerweise über mehrere Wochen verteilt zu schlüpfen, heißt es auf der Homepage nabu.de. Die Käfer entwickeln sich drei bis fünf Jahre als Engerlinge verpuppt tief im Erdreich, bevor sie das Licht der Welt erblicken. Die Lebenszeit der bis zu drei Zentimeter groß werdenden Brummer beträgt nur kurze ein bis maximal zwei Monate. Das Männchen stirbt bereits nach der Begattung, das Weibchen nach der Eiablage. Wenn die meisten Käfer zur gleichen Zeit schlüpfen, sterben sie entsprechend ihrer Lebenserwartung auch in einem ähnlichen Zeitfenster.

Maikäfer sind zwar ein beliebtes Motiv und finden ihren humoristischen Einsatz in der Literatur bei Wilhelm Busch oder musikalisch bei Reinhard Mey und im Volkslied, doch sind sie in der Landwirtschaft kein gern gesehener Gast. Denn sie können sich zur Plage biblischen Ausmaßes auswachsen. "Nach dem Krieg haben meine Eltern noch Massen von Maikäfern von den Feldern absammeln müssen", berichtet Frank Püchel-Wieling. Denn in den 1950er und 60er Jahren gehörte das zum landwirtschaftlichen Alltag dazu. Danach machten Insektizide dem Käfer fast den Garaus. Bis diese verboten wurden. In den vergangenen Jahren habe sich die Population laut Nabu erholt. Woher dieses nur alle rund 50 Jahre aufkommende Massen-Phänomen rührt, ist bis heute nicht wissenschaftlich genau geklärt. In deutlich abgeschwächter Form gibt es etwa alle vier Jahre ein erhöhtes Vorkommen. Ein sogenanntes Maikäferjahr.

Kein unnatürliches Ableben wie bei Hummeln Aktuell berichten Medien aus unterschiedlichen Regionen von auffälligen Maikäfer-Vorkommen. Im Raum Hannover gab es laut haz.de hunderte tote Tiere Ende April. Auf br.de heißt es: "Landwirte befürchten 'Totalschaden'" im Gebiet Bayerischer Wald, die Lausitzer Rundschau online berichtet über eine Maikäfer-Invasion in Spree-Neiße und die Tiroler Tageszeitung online weiß: "Der Maikäfer macht im Zillerthal Probleme".

Dass die Tiere aktuell eines unnatürlichen Todes sterben, schließt der Bielefelder Biologe indes aus. Ein Massen-Ableben wie es bei Hummeln unter Linden im Sommer vorkommt, sei nicht bekannt. Bei den Hummeln liege die Todesursache schlichtweg darin, dass sie verhungern. Da sie bereits stark geschwächt auf das Sommer-Nektarloch der Linden stoßen, so die Erklärung von Münsteraner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler laut nabu.de.

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