Abriss: Zwei Kräne heben 110 Tonnen schwere Brücke über die B1

Paderborn. Seit Donnerstagmittag ist die Bundesstraße 1 zwischen der Anschlussstelle A33 und der Abfahrt Bad Lippspringe gesperrt, nachdem ein Lkw mit ausgefahrenem Kipper gegen die Fußgängerbrücke geprallt war. Das Bauwerk wurde dabei so schwer beschädigt, dass "schnellstmöglich" abgerissen werden muss. Doch dieses Unterfangen verzögerte sich am Freitag, so dass Autofahrer auch weiterhin Geduld aufbringen und weite Umwege in Kauf nehmen müssen.

Usrprünglich war geplant, die bei dem Unfall teilweise aus der Verankerung gerissene Brücke im Laufe des Freitagmorgens zu entfernen. Doch die dafür nötigen Spezialkräne konnten nicht rechtzeitig an den Ort des Geschehens gebracht werden.

Der Landesbetrieb Straßen NRW ging zunächst davon aus, dass der Abriss ab 14 Uhr erfolgen könnte. Doch auch dieser Zeitplan konnte nicht gehalten werden. Es musste erst geklärt werden, wie sich das verzogene und marode Betonbauwerk am besten aus der Verankerung lösen lassen.

Weil die Brücke an mehreren Stellen angebrochen war, bestand die Sorge, dass sie beim Anheben unter der eigenen Last auseinanderbrechen könnte. "So etwas habe ich in 40 Jahren Straßenbau nicht erlebt", erklärt Wilhelm Schoppmeier, Projektleiter Brückenbau der Regionalniederlassung Sauerland des Landesbetriebs Straßenbau. "Die Brücke stand kurz vor dem Einsturz", fügt er hinzu, "und sie lag nur noch auf einem Lagersockel auf".

Nachdem die Widerleger in mühsamer Handarbeit mit Kreuzhacke und Schaufel freigelegt worden waren, wurden die Haltebolzen auf der westlichen auf Seite mit einer Flex durchtrennt. Auf der östlichen Seite der Bundesstraße kam ein Plasmaschneidgerät der Firma Kopius aus Bad Wünnenberg-Haaren zum Einsatz. Unterstützend waren auch Kräfte der Wache Nord der Feuerwehr Paderborn im Einsatz.

Um 16.20 Uhr war es dann soweit: Die beiden 250 und 300 Tonnen schweren Spezialkräne des Unternehmens Franz Bracht nahmen die 35 Meter lange und 110 Tonnen schwere Fußgängerbrücke an einem Stück ab, und sie blieb ganz.

Letztlich dauerte das von vielen Schaulustigen mit Spannung erwartete Schauspiel dann nur ein ganze 12 Minuten: Für eine Weile "schwebte" das Beton-Bauwerk über der B1, bevor es dann vom Kranballett neben der Straße und hinter der Schutzplanke abgelegt wurde.

Dort soll die Brücke in den nächsten Wochen in kleinere Teile zerlegt werden und dann - ebenso wie die Stützpfeiler, die auch abgebaut werden müssen - mit Lastwagen Stück für Stück abtransportiert werden.

Der mögliche Öffnungs-Zeitpunkt Die B1 soll laut Straßen NRW im Laufe des Freitagabends wieder für den Verkehr freigegeben werden - wegen der bis mindestens Mitte August andauernden Bauarbeiten ist sie derzeit aber ohnehin nur einspurig befahrbar. In Spitzenzeit rollen pro Tag 28.800 Fahrzeuge über dieses Stück Bundesstraße.

Für die Marienloher, die bereits seit Wochen unter dem Umleitungsverkehr der Baustelle auf der Bundesstraße 1 leiden, hat sich die ohenhin nicht geringe Verkehrsbelastung durch die zusätzliche Sperrung der Bundesstraße nach der Brückenhavarie noch einmal deutlich erhöht.

"Eine Katastrophe" für die Marienloher &bdquo;Eine Katastrophe", meint ein Anlieger an der Ortsdurchfahrt, &bdquo;Da kommt man nicht mal mehr zu Fuß durch". Und eine Marienloherin pflichtet ihm bei: &bdquo;Wenn man in eine bestimmte Richtung will, stellt man den Wagen am besten bereits am Vorabend auf die richtige Seite, dann hat man eine Chance, zügig wegzukommen".

Vor allem trifft die zusätzliche Sperrung die Pendler, die aus Schlangen und Bad Lippspringe in Richtung Paderborn ein- und auspendeln, da die normalen Umleitungsstrecken mit dem Dauerstau in Benhausen auch bereits stark belastet sind. Lange Staus bilden sich in den Spitzenzeiten auch auf Straße An der Talle im Bereich der Einmündung in die Dubelohstraße.

In Marienloh hoffen die Anwohner, dass sich der Verkehr nach Abriss der Brücke wieder ein bisschen entspannt – wenigstens auf das &bdquo;normale" Baustelleniveau.

Angaben zur Schadenshöhe gibt es derzeit noch nicht; sie dürfte aber im höheren sechstelligen Bereich liegen, wenn man sich vergleichbare Baumaßnahmen anschaut. Unklar ist ebenfalls, wie schnell eine neue Brücke gebaut wird. "Das wird erst einmal Einschränkungen geben", gibt die Straßen-NRW-Sprecherin zu.

In der Tat wird der Abriss der Brücke bereits jetzt von vielen Wanderinnen und Wanderern, Radfahrenden und Reitenden bedauert, denn sie stellte eine stark genutzte Fußwegverbindung zwischen dem Marienloher Wanderwegnetz an Lippe und Beke sowie dem Bereich um die Talleseen im Mastbruch dar. Doch diese Verbindung dürfte nun erst einmal für längere Zeit gekappt sein. Und der Umweg zu den nächsten Brücken ist beachtlich.

Die Planungen für den Neubau sollen laut Straßen NRW aber "zeitnah" beginnen, berichtet Straßen.nrw-Sprecherin Christiane Knippschild. Ebenso dürften jetzt die Gespräche mit der Versicherung des Unternehmens laufen, dessen Fahrer den Schaden verursacht hatte.

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