Bekannter Familienbetrieb muss nach langem Rechtsstreit schließen

Schloß Holte-Stukenbrock . Libellen und Schmetterlinge fliegen in ungewöhnlich großer Zahl zwischen Wiese und Wasser. Frösche hüpfen munter umher. Auf den rund 30 Teichen des Forellenzuchtbetriebes Hirschquellen hat sich bereits eine Schicht grüner Algen gebildet. Unzählige Forellen hätten sich dort normalerweise im klaren Wasser getummelt. Diese Zeiten sind nun vorbei. Die 1,5 Hektar große Fläche an der Flugplatzstraße soll renaturiert werden.

Die Stadt hat das Areal erworben. &bdquo;Am 25. Juni ist der Vertrag unterschrieben worden", bestätigt Wolfgang Lindhorst-Emme. Wirtschaftsförderer Werner Thorwesten bestätigt, dass es zurückgebaut und in Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises renaturiert werden soll. &bdquo;Es soll der Naherholung dienen."

Fischverkauf endet am 30. Juni In diesem Jahr werde aber sicherlich nichts mehr geschehen. &bdquo;Wie es weiter gestaltet wird, muss man sehen." Weitergehend möchte sich Thorwesten im Moment nicht dazu äußern. Klar sei wohl, ergänzt Wolfgang Lindhorst-Emme, dass Menschen nach einer Umgestaltung zum Ursprung der Hirschquelle wandern können, die auf dem Gelände entspringt.

Für Wolfgang Lindhorst-Emme und den seit 88 Jahren bestehenden Familienbetrieb bedeutet das, dass Schluss ist. Vor einem Monat hat der 72-Jährige seinen großen Kundenstamm informiert, dass er Forellenzuchtbetrieb und Fischverkauf zum 30. Juni schließen wird.

Langer Rechtsstreit durch verschiedene Instanzen Vorausgegangen ist ein langer Rechtsstreit durch verschiedene Instanzen. Gerne hätte der Fischzuchtmeister seinen Betrieb, der als einziger in Nordrhein-Westfalen Forelleneier produziert, in fachliche Hände weitergegeben. Das habe sich aus unterschiedlichen Gründen zerschlagen, sagt Lindhorst-Emme. Die drei Kinder gehen eigene berufliche Wege.

Also machte Wolfgang Lindhorst-Emme selbst weiter. &bdquo;Und dann begann das Dilemma", sagt er. Am 1. März 2018 wurde sein Betrieb durch den Kreisveterinär gesperrt. Für Lindhorst-Emme, dessen Betrieb seit 1994 als EU-seuchenfrei zertifiziert ist, begann eine Odyssee.

"Durch diesen Kollegen habe ich mir die Forellenseuche reingeholt" Rückblick: Im Dezember 2017 hatte der 72-Jährige von einem ebenfalls EU-zertifizierten Kollegen aus dem Sauerland Speise-Regenbogenforellen bekommen, um die vielen Wünsche zum Weihnachtsfest bedienen zu können. &bdquo;Durch diesen Kollegen habe ich mir die Forellenseuche reingeholt." Das fiel auf, als etliche Tiere verendeten, &bdquo;so etwas kannten wir vorher nicht", sagt Mechthild Lindhorst-Emme.

Fische und Eier durften nicht mehr verkauft werden Ihr Mann verständigte den Kreisveterinär und das Fischgesundheitsamt NRW. Proben wurden entnommen, am 2. März 2018 folgte der schriftliche Bescheid über die Betriebsschließung. Fische und auch Eier durften nicht mehr verkauft werden. &bdquo;Auch unsere bundesweiten Kunden mussten ihre Betriebe untersuchen lassen, gefunden wurde aber nichts", berichtet Wolfgang Lindhorst-Emme von den Auswirkungen. Die Kunden durften wieder öffnen, &bdquo;wir blieben weiter zu".

Dennoch habe es keine weiteren Proben gegeben, &bdquo;alles bezog sich nur auf diese eine", sagt der 72-Jährige, der das nicht hinnehmen wollte. Ebenso wenig wie die verordnete und aus seiner Sicht &bdquo;sinnlose Tötung meines Zuchtstammes sowie die Vernichtung von gesundem Besatz und Speiseforellen".

Bis April 2021 gab es keine abschließende Klärung Er schaltete einen Bielefelder Fachanwalt ein. Die Sache ging vor das Verwaltungsgericht. Das hob die Sperrung am 24. September auf, so geht es aus den Unterlagen hervor. Der Kreis Gütersloh sei jedoch bei seiner Weigerung geblieben, erzählt Wolfgang Lindhorst-Emme.

&bdquo;Am 9. November wurde der Widerspruch des Kreisveterinäramtes, das einen ganzen Wust europäischer und deutscher Veterinärverordnungen beigefügt hatte, akzeptiert, und ich musste wieder sperren." Ein erneuter Widerspruch wird im Januar 2019 vom Oberverwaltungsgericht Münster abgelehnt, ein weiterer sorgt dafür, dass die Sache zurück nach Minden geht. Bis zum April 2021 gibt es keine abschließende Klärung.

"Das tut weh" Der Frust wächst und auch die Erkenntnis, dass sich ein Erfolg auf gerichtlichem Wege wohl nicht realisieren lassen würde. &bdquo;Also werde ich nach 88 Jahren als geächteter Fischwirt entlassen", so gibt Lindhorst-Emme seinen Eindruck wieder und ergänzt: &bdquo;Das tut weh." Dass es einmal so ende, sei sehr traurig. Er sieht es so: &bdquo;Kleinstrukturen sollen kaputt gemacht werden." Immer mehr Fisch werde importiert. Die Kleinen hätten keine Lobby. &bdquo;Bis vor zehn Jahren wurden 40 Prozent des Fisches selbst produziert, heute sind es nur noch 20 Prozent."

Im Februar 2019 startet Wolfgang Lindhorst-Emme einen letzten Rettungsversuch. Er verfasst einen &bdquo;Brandbrief", verschickt ihn bundesweit an rund 50 Institutionen, &bdquo;die mit Fisch zu tun haben", aber auch an Politiker. Doch selbst dieses Fünkchen Hoffnung, &bdquo;Bewegung in ein ungerechtes System zu bringen", erlischt. Entnervt entschließt sich Lindhorst-Emme zum Verkauf seines Traditionsbetriebes und knüpft im Sommer 2019 unter anderem Kontakt mit der Biologischen Station, die wiederum mit dem Umweltamt des Kreises Gütersloh. &bdquo;Schon die erste Besichtigung verlief positiv."

Für Wolfgang Lindhorst-Emme und seine Frau bleibt, dass ihre Forellen &bdquo;ein wirklich tolles Lebensmittel aus unbelastetem Wasser waren".

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