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Bielefeld

Waschbären-Plage in Bielefeld: Experten mahnen zur Vorsicht

Bielefeld. Katzenklappen, Dächer und Mülltonnen sind für sie kein Hindernis: Waschbären erobern zunehmend die Städte – auch Bielefeld. Neueste Zahlen belegen, dass sich die Population in wenigen Jahren vervielfacht hat. Das führt zu Problemen. Städtische Ämter mahnen die Bürger deshalb, vorsichtig zu sein und den Kletterkünstlern keine Anreize zu geben.

Waschbären kämen in Bielefeld seit 20 Jahren vor und hätten seit 10 Jahren das gesamte Stadtgebiet besiedelt, stellen Ordnungsamt sowie Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt fest. Wie stark die Tiere sich vermehren, könne zwar nicht genau gesagt werden. Aber es gibt ein deutliches Signal.

Und das liefert die sogenannte Jagdstrecke, die das Ordnungsamt aus Abschüssen durch Jäger und Überfahren durch Autos ermittelt. Danach hat sich die Zahl innerhalb von zehn Jahren auf 522 im Jahr 2021 verzehnfacht, erklärt Jürgen Kley vom Ordnungsamt. Tendenz steigend.

Steigen aufs Dach

Daraus lässt sich schließen, dass die Zahl der Waschbären in Bielefeld längst deutlich im vierstelligen Bereich liegen wird. Bürger berichten, dass sie in Gärten, Gartenhäuser, Keller und sogar Wohnungen und auf Dachböden eindringen. Im Sommer 2021 registrierte das Ordnungsamt auffallend viele Anrufe von Hausbesitzern. Teils hatten diese Wildkameras angeschafft, deren Bilder den ungebetenen Besuch bestätigten.

Schäden könnten sehr vielseitig sein, antworten die Ämter auf eine Anfrage der SPD im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Rates. So possierlich sie aussehen mögen, Waschbären gelten als Räuber, ähnlich wie Marder und Füchse. Sie sind Allesfresser, nehmen gern Vogel-, Katzen- und Hundefutter und machen vor Gelegen am Boden nicht halt.

Das sollte man tun

Weil sie gut klettern können, nutzen sie Fallrohre, um auf Dächer zu kommen, und verschieben hier leicht Pfannen und beschädigen Dämmungen, erklärt Ivo Lücke, stellvertretender Leiter des Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Sie stürzen Mülltonnen um, zerstören Futtereinrichtungen und richten Schäden in Gärten an.

Um eine stärkere Vermehrung und Ausbreitung zu verhindern, geben die Ämter Handlungsempfehlungen: Um Waschbären nicht anzulocken, sollten Mülltonnen fest verschlossen sein und kein für die Tiere interessantes Futter offen herumstehen. Vogelfutter sollte nicht in Bäumen hängen. Um sie von Dächern und Böden fernzuhalten, seien Aufstiegshindernisse an Fallrohren und weniger Rankenpflanzen an Fassaden hilfreich.

Chemische oder akustische Mittel, um sie zu vertreiben, seien nicht bekannt. Jagdberechtigte, die einen gültigen Jagdschein haben müssen, fangen Waschbären und töten sie. Zwei Drittel der Jagdstrecke in Bielefeld sei 2021 mit dieser Fangjagd „erzielt" worden.

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