Verfolgungsfahrt beim Brötchenholen eskaliert in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Zwei Autofahrer aus Bad Oeynhausen haben sich auf den Serpentinen der Detmolder Straße im vergangenen Sommer eine Verfolgungsfahrt geliefert, die am Dienstag vorläufig vor dem Amtsgericht endete. Eigentlich wollte ein 27-jähriger Mann bloß Brötchen holen. Oberhalb der S-Kurven wurde er auf seiner Fahrt aber unvermittelt ausgebremst, als ein vor ihm fahrendes Auto auf die Detmolder einbog und kurze Zeit später wieder in eine Seitenstraße abfuhr. Der Autofahrer gestikulierte dem Bremser seine Meinung und fuhr weiter. Der Bremser wollte die merkwürdigen Gesten aber nicht einfach akzeptieren und fuhr hinterher, um den Fahrer zur Rede zu stellen.

Über die Verfolgungsfahrt gibt es unterschiedliche Darstellungen. Über das anschließende Geschehen jedoch nicht. Vor der roten Ampel an der Georgstraße knallte es. Der Bremser schlug mehrfach mit den bloßen Händen gegen die Fensterscheibe des Ausgebremsten und auf dessen Außenspiegel, der dabei beschädigt wurde. Eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife konnte die Streithähne nur mit Mühe trennen. Der Bremser, ein 42-jähriger Handwerker aus Bad Oeynhausen, rief dem Brötchenholer sogar über die Köpfe der Beamten hinweg weiter wüste Beleidigungen zu.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelte zunächst gegen beide Autofahrer, stellte das Verfahren gegen den 27-Jährigen aber ein. Der Handwerker dagegen musste sich wegen Nötigung, Sachbeschädigung und Beleidigung vor Gericht verantworten. Für ihn steht der Führerschein auf der Kippe, weil die Staatsanwaltschaft zu Beginn des Prozesses ihn für charakterlich ungeeignet hält, ein Fahrzeug zu führen.

Stoßstange an Stoßstange durch die Serpentinen

Der 27-jährige Brötchenholer schilderte dem Gericht als Zeuge eine aufregende Verfolgungsfahrt durch die Serpentinen, Stoßstange an Stoßstange. Sein Auto wäre fast mit dem Auto des Handwerkers zusammengestoßen, wenn er nicht nach rechts zum Bordstein ausgewichen wäre. Eigentlich, so der 27-jährige Zeuge, habe er bei der Bäckerei Hensel an diesem Freitag, 30. Juni, Brötchen holen wollen, sei aber vorbei gefahren, um die Situation nicht auf dem Parkplatz eskalieren zu lassen. An Georgstraße habe er dann gewendet, um den Verfolger abzuschütteln. Die Ampel sprang jedoch auf Rot. Er musste stehen bleiben und merkte wie der Verfolger aus seinem Auto ausstieg und auf seinen Wagen zulief: "Das war schon beängstigend."

Der Handwerker rüttelte an der Autotür des 27-Jährigen. Weil die sich nicht öffnen ließ, schlug er gegen die Scheibe und auf den Seitenspiegel. Nach Angaben des Brötchenholers stieß er dabei wüste Beschimpfungen aus und hörte auch nicht auf, als die Polizisten eingriffen.

Der Verteidiger des Angeklagten betont, dass sein Mandant vor der Verfolgungsfahrt provoziert worden sei. "Er wollte ihn lediglich zur Rede stellen." Der Handwerker habe vorschriftsmäßig gebremst, um vor den Serpentinen auf den Hof seines Schwiegervaters abzubiegen. Der Ausgebremste sei dagegen womöglich zu schnell unterwegs und abgelenkt gewesen. Jedenfalls sei der Zeuge schon vor den Serpentinen auf Höhe des Spielplatzes in einem waghalsigen Überholmanöver an seinem Mandanten vorbeigefahren und habe ihm den Stinkefinger gezeigt, was er im Rückspiegel beobachten konnte. Und ein zweites Mal "lächelnd an der roten Ampel". Der Brötchenholer bestreitet beides: "Ich habe den Scheibenwischer gezeigt, keinen Mittelfinger."

Führerschein normalerweise weg

Die Beleidigungen und die Sachbeschädigung gestand der Verteidiger für seinen Mandanten ein. "Die ganze Sache ist ihm sehr unangenehm." Sein Mandant sei als Handwerker auf den Führerschein angewiesen und arbeite derzeit auch im Auftrag der Familie des Zeugen. Er möchte sich entschuldigen. Das tat dieser dann auch, allerdings erst, als der Brötchenholer den Gerichtssaal verlassen hatte. Der Verteidiger regte außerdem an, dass der Richter kein Fahrverbot verhänge, sondern neben der Geldstrafe von 20 Tagessätzen eine zusätzliche Geldauflage verhänge.

Der Staatsanwalt erläuterte dem Handwerker dann noch einmal die Rechtslage. Bei Verkehrsstraftaten wie seiner werde normalerweise noch vor Ort der Führerschein eingezogen. Ein Gericht entscheide anschließend über die endgültige Entziehung der Fahrerlaubnis. In diesem Fall jedoch sei der Führerschein gar nicht erst eingezogen worden. Jetzt sei es dafür zu spät, weshalb nur ein Fahrverbot infrage käme. Er könne sich aber vorstellen, den Anklagepunkt Nötigung einzustellen, was das Gericht mit Blick auf die zu erwartende Gesamtstrafe auch tat.

Der Richter verurteilte den Handwerker schließlich wie vom Staatsanwalt gefordert zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu 60 Euro (2.400 Euro) und verhängte ein einmonatiges Fahrverbot. Möglicherweise habe der Brötchenholer den Angeklagten provoziert. "Das ist aber kein Grund, die Verfolgung aufzunehmen." Die Sanktion sei erforderlich, das Fahrverbot angemessen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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