"Ich schäme mich": Bielefelder Imbiss-Besitzer platzt der Kragen

Bielefeld. Heiner Meierewert hat die Nase voll: Immer wieder beschweren sich Kunden über gestiegene Preise in seinem Laden. Die schlechte Stimmung in der Kundschaft schlägt sich inzwischen auch immer massiver in den Google-Bewertungen für den bekannten Imbiss an der Wertherstraße nieder.

"Ich bekomme viele schlechte Bewertungen", sagt Meierewert. Das schädigt das Geschäft - dabei kann der Gastronom gar nicht anders, als die Preise dem allgemeinen Niveau anzupassen. Die Alternative wäre ein Verlustgeschäft - was irgendwann die Pleite bedeuten würde.

Auf Facebook meldet sich der beliebte Gastwirt nun mit einem Statement zu Wort, das sich gewaschen hat: "Wer mich kennt, weiß, ich bin eine ehrliche Haut, deshalb will ich euch mal ein bisschen aufklären, woran das ganze liegt." Der Käsepreis habe sich fast verdoppelt, Hamburgerbrötchen seien 40 Prozent, Patties 95 Prozent teurer. Beim Frittierfett seien gar 120 Prozent oben drauf gekommen. Und das seien nur die Produkte mit den massivsten Preissteigerungen.

"Was mich persönlich aufregt, ist, dass manche Firmen künstliche Ware verknappen, um den Preis nach oben zu treiben", glaubt Meierewert. "Das regt mich furchtbar auf. Ich schäme mich, solche Preise nehmen zu müssen." 10,40 Euro kostet jetzt ein Hamburger, der vergangenes Jahr noch 7,90 Euro zu haben war.

"Wir mussten 2,50 Euro aufgeschlagen - und wir verdienen noch weniger daran, als letztes Jahr. Diese horrenden Preise tun mir in der Seele weh und es ist ein Unding, dass die Industrie die Lage derartig ausnutzt. Einige in der Zuliefererecke machen sich die Taschen voll."

Er hoffe, endet Meierewert, dass "wir alle heile da durch kommen" und nicht irgendwann die große Pleitewelle folgt.

Das sagen die Verbraucherzentralen Es sind harte Vorwürfe, die der Bielefelder hier äußert - doch was ist dran? Werden Preise tatsächlich künstlich erhöht?

Laut dem Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland, also dem Zusammenschluss aller Verbraucherzentralen der Bundesländer, werden nach den Daten des Statistischen Bundesamtes Nahrungsmittel schon länger teurer. Das gelte für alle Lebensmittelgruppen.

Lag die Teuerung zwischen 2000 und 2019 durchschnittlich noch knapp unter 1,5 Prozent, liegt der Preisanstieg von Mai 2021 zu Mai 2022 bei 11,1 Prozent. Damit habe sich der Preisauftrieb erneut deutlich verstärkt. In den vergangenen 20 Jahren waren die Lebensmittelpreise demnach deutlich weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten.

Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle, Fleisch und Fleischwaren, Molkereiprodukte und Eier, Brot und Getreideerzeugnisse. Laut Verbraucherzentralen seien genaue Prognosen schwierig, aber die Preise würden vermutlich vorerst hoch bleiben oder sogar noch weiter steigen.

"Kritischer Blick des Kartellamts nötig" Die Gründe für die Preiserhöhungen lägen für Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft vor allem an erhöhten Kosten für Energie und Düngemittel. Zudem verteuerten Arbeitskräftemangel und Mindestlohn die Personalkosten.

Schon im Juli 2021 habe der erste große Preisschub bei Lebensmitteln eingesetzt, der sich bis heute fortsetze.

Allerdings, räumen die Verbraucherzentralen ein, basierten nicht alle Preissteigerungen auf höheren Herstellungskosten. Denn es wird zwar vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Weizen, Butter und Pflanzenölen.

"Ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf die Handelsunternehmen und einen Teil der Lebensmittelhersteller wäre nötig, um zu prüfen, ob einige die Gunst der Stunde nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern."

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert in der taz "Exzesse bei der Spekulation mit Agrarrohstoffen". Die &bdquo;Finanzwetten" an den Rohstoffbörsen würden die aktuellen Preisanstiege etwa für Getreide zusätzlich befeuern. Tipps für den Einkauf bei steigenden Lebensmittelpreisen Saisonal kaufen: Tomaten sind im Winter teuer, weil sie zu uns transportiert werden. Günstiger sind heimischen Lebensmittel, die Saison haben. Im Winter etwa Rote Beete, Porree, Rüben, Kohlsorten und Feldsalat. Gelagertes wie Kartoffeln, Äpfel, Möhren, Kürbis oder Pastinaken ist ebenfalls günstig.

Spontankäufe vermeiden, indem man sich einen Wochenplan schreibt.

Selbst kochen ist meist günstiger. Gerichte können in Portionen eingefroren werden.

Snacks unterwegs vermeiden und Brote schmieren und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnehmen. Das spart Geld und Müll.

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