Bad Oeynhausener Osterfeuer-Schläger vor Gericht: Sogar Polizisten wurden angegriffen

Bad Oeynhausen. Kurz vor Mitternacht flogen beim Osterfeuer der Freiwilligen Feuerwehr in Werste nicht nur die Funken, sondern auch Fäuste. Die Polizei wurde gleich zweimal zu Schlägereien gerufen. Die Beamten waren gerade weg, da stand eine Minute nach Mitternacht der zweite Einsatz an. Und der hatte es in sich. Ein aggressiver Mann soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld laut rufend und mit erhobenen Fäusten auf eine Gruppe Jugendlicher zugegangen sein. Die Beamten hielten den Mann auf und wurden offenbar selbst zum Ziel. Der mutmaßliche Aggressor widerspricht dieser Darstellung. Er fühlt sich von den Polizisten falsch behandelt und "über den Asphalt gezogen".

Seit Donnerstag muss sich der 28-jährige Mann aus Petershagen vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Angriffs auf und Widerstands gegen Polizeibeamte verantworten. Darauf stehen laut Strafgesetzbuch mindestens drei Monate Freiheitsstrafe. Einen Polizisten erwischte offenbar ein Schlag mit der flachen Hand im Gesicht, wobei die Gummibänder seiner Coronaschutzmaske rissen. Als der Beamte den mutmaßlichen Schläger dann fesseln wollte, stürzte der Polizist und erlitt eine Schürfwunde am Ellenbogen. Kollegen führten den Mann darauf in den Streifenwagen und wichen auf der Fahrt erfolgreich einer Kopfnuss und einem Tritt aus.

In einer Pressemitteilung am Dienstag nach Ostern schildert die Polizei das weitere Geschehen so: Der nun angeklagte 28-Jährige randalierte demnach auch im Streifenwagen, beleidigte die Beamten und spuckte in ihre Richtung. Als man ihm nach einer Blutprobe (1,26 Promille Alkohol) eröffnete, dass er die Nacht in der Zelle verbringen werde, täuschte er, wie sich später herausstellte, einen medizinischen Notfall vor. Der Rettungsdienst fuhr den Mann zum Klinikum Minden. Noch während der Fahrt zeigte er den Rettungskräften aber, dass er bei bester Gesundheit war.

"Über den Asphalt gezogen worden" Der Verteidiger des Angeklagten stellt im Gerichtssaal klar, dass sein Mandant sich zunächst nur zum Geschehen außerhalb des Streifenwagens äußern wolle. Der 28-jährige Petershagener holt kurz Luft und erzählt dann, dass er mit Freunden zum Osterfeuer gekommen sei. Als ein Kumpel dann von einem Fremden angegriffen wurde, sei er dazwischen gegangen. "Ich wollte schlichten", sagt der Angeklagte. Dabei habe ihm der Fremde aber die Brille vom Kopf geschlagen. Feuerwehrleute warfen ihn darauf vom Festplatz, den Schläger aber hielten sie fest.

Nach seinem Rauswurf fehlte die Brille. Also lief der Angeklagte zurück zum Getränkewagen, wo er das Gestell halb zerstört entdeckte. Dann suchte er seine Freundin, um sich von ihr nach Hause fahren zu lassen. Er sei zwar betrunken gewesen, habe sich aber noch artikulieren können. "Und auf einmal wurde ich von hinten niedergerissen", sagt der Angeklagte. "Regelrecht niedergemacht. Ohne Ansage." Natürlich habe er sich "reflexhaft" gewehrt.

Wie sich herausstellte, waren es die herbeigerufenen Polizeibeamten gewesen, die den Angeklagten zu Boden brachten. Als der Richter nachfragt, ob er die nicht erkannt habe, verneint der Angeklagte deutlich: "Ich bin von der Polizei über den Asphalt gezogen worden." Überall sei an ihm gezerrt worden. Er habe mehrere Verletzungen im Gesicht und an den Ohren davongetragen. Die Verletzungen sind auf Fotos zu sehen.

"Die Beamten kamen von hinten" Auch der Staatsanwalt vermag nicht so recht zu glauben, dass der Angeklagte trotz kaputter Brille die Polizisten nicht erkannt haben will. "Sie standen vis-à-vis zu den Beamten", fragt er: "Und haben sie nicht erkannt?" Doch der Angeklagte beharrt darauf und sein Verteidiger unterstützt ihn: "Die Beamten kamen von hinten!"

Der Polizist, der den Angeklagten zu Boden warf, bestätigt das: "Der Angeklagte stand mit dem Rücken zu uns." Er sei laut rufend und mit erhobenen Händen auf eine Gruppe losgegangen. Einem Polizisten sei durch einen ungezielten Schlag der Mund-Nasen-Schutz aus dem Gesicht geschlagen worden. Der Staatsanwalt will wissen, ob sich die Beamten als Polizisten offenbart haben. "Optisch ja", sagt der Polizist.

Der Kumpel des Angeklagten hat von alldem nicht viel mitbekommen, er war offenbar selbst genug mit der Abwehr eines unbekannten Fremden beschäftigt. Er will dann aber doch gesehen haben, wie mehrere Polizisten dem Angeklagten "vier, fünf Knie in den Rücken" drückten. Der Angeklagte habe nur versucht, sich umzudrehen, um aus der Situation herauszukommen. "Die haben ihn dann wie einen Wasserkanister weggetragen."

Das Verfahren soll mit weiteren Zeugen fortgesetzt werden. Ein Termin steht noch nicht fest.

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