Ehepaar aus Kreis Gütersloh verliert vor Gericht: "Ein Skandal was hier passiert"

Borgholzhausen. &bdquo;Ich habe es versucht, und ich bin gescheitert", sagt Gerhard Genau, der zusammen mit seiner Frau Johanna Kißler gegen den Bau eines Mehrfamilienhauses in direkter Nachbarschaft zu ihrem denkmalgeschützten Fachwerkhaus geklagt hatte. Eine letzte Chance haben die beiden aber noch, den &bdquo;Monsterneubau", wie sie ihn nennen, zu verhindern.

Das Verwaltungsgericht Minden hatte die Klage des Ehepaares abgewiesen. Nicht weil es generell im Unrecht ist, sondern, weil es als Drittpartei keinen Einfluss auf die Vergabe von Baugenehmigungen habe. Juristisch, so erklärt es Richterin Teresa Grabitz, seien dem Gericht die Hände gebunden.

Für Genau verliert der Ort durch dieses Urteil seine Gemütlichkeit, seine Geborgenheit. Und es sei nicht die erste Bausünde, die hier begangen werde. Bereits in den 50er Jahren sei das Hauptfachwerkhaus seines Kotten abgerissen und durch einen Betonklotz ersetzt worden. &bdquo;Es ist totaler Wahnsinn was hier passiert", sagt Genau. &bdquo;Es ist einfach ein Skandal."

Erschreckende Entwicklung des Ortskerns Es sei nicht verständlich, dass er für neue Fenster aufwendig eine Genehmigung einfordern und zahlreiche Auflagen beachten müsse, ein Investor aber bereits mit einem einzigen Satz das Recht bekomme, hier zu bauen. &bdquo;Wir setzen uns ins Benehmen", antwortete das Denkmalamt laut Genau auf die Bauanfrage. Übersetzt heißt das: Alles genehmigt.

Ideelle Werte, Heimatverbundenheit und Geschichte, all das spiele für das Denkmalamt offenbar keine Rolle, so Genau. Auch Bürgermeister Dirk Speckmann (SPD) trage Verantwortung. &bdquo;Er nimmt es bewusst in Kauf, dass unsere Heimat zerstört wird, nur damit der Investor Geld verdienen kann", sagt Genau.

Letztlich stelle er sich auch die Frage, ob ein Investor, der auf ein &bdquo;ablehnendes Klima" in der Nachbarschaft stoße, überhaupt hier bauen wolle. &bdquo;Wenn wir in ein paar Jahren hier stehen, werden wir uns erschrecken, was aus unserem Ortskern geworden ist", so Genau.

Unterschriftenaktion als finales Mittel Bis Ende des Monats kann das Ehepaar noch Revision gegen das Urteil einlegen. Es ist seine letzte Möglichkeit, den Bau zu stoppen. Ob es das macht, weiß es noch nicht. &bdquo;Die Chancen stehen weiter schlecht. Für uns bedeutet das vor allem hohe Kosten", so Genau. Schon für das verlorene Verfahren mussten die Eheleute tief in die Tasche greifen.

Nicht juristisch, sondern gesellschaftlich bestehe sogar noch eine weitere Möglichkeit für Genau. &bdquo;Ich bin mir sicher, wenn ich eine Unterschriftenaktion starte, dass ich mindestens 2000 Unterstützer bekomme." Auch hier lässt er noch offen, ob er dieses Mittel nutzt.

Fest steht nur: Genau und seine Frau werden trotz allem ihr Fachwerkhaus nicht verkaufen. &bdquo;Soweit geht es dann doch nicht", sagt Genau. &bdquo;Es ist und bleibt unser Alterssitz."

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