Jahrzehnte marode: Detmolder Fachwerkhaus wird zum Schmuckstück

Detmold. Es ist nicht mehr wiederzuerkennen: das einst marode Fachwerkhaus in der Exterstraße 16. Wach geküsst hat es der Detmolder Thomas Meise. Das dauerte allerdings viel länger als geplant.

Das 430 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude hatte an der Straßenseite zuletzt ein Antiquitätengeschäft beherbergt. Dann stand es vier Jahrzehnte leer und verfiel zusehends. Wasser machte sich im Gebäude breit, im Hinterhof türmte sich Müll, und Ratten fanden sich ein. Thomas Meise suchte vor sechs Jahren eigentlich nur nach einem Parkplatz für seine Frau für berufliche Zwecke. Einen konnte er nicht mieten, sondern nur alle, erklärte ihm der Vorbesitzer. Der Besitzer einer Lackier- und Autowerkstatt in Lage kaufte die Gebäude dazu, eins an der Straßenseite, den rückwärtigen Anbau und das noch zu bebauende Grundstück.

Etwas Schönes schaffen &bdquo;Ich habe schon viele Gebäude umgebaut und die Lage reizte“, erklärt der 61-Jährige. Sein Ziel: etwas Schönes für die Innenstadt zu schaffen. Doch zunächst musste er 120 Kubikmeter Unrat abfahren lassen. Dann ging es um eine Totalsanierung der hintereinander liegenden Gebäude und um einen Neubau. Die ehemals vorhandene Baulücke sei bei einem Gebäudebrand entstanden. Der vorherige Besitzer habe von der Stadt die Auflage bekommen, diese zu schließen, was 20 Jahre nicht passiert sei, berichtet Meise.

Er sei das Ganze blauäugig angegangen, gibt er zu. Die Corona-Pandemie mit den damit verbundenen Baustopps und dem Warten auf Material führte schließlich dazu, dass sechs Jahre ins Land gingen. Zudem machte die Entkernung samt dem Erhalt von historischer Bausubstanz viel Mehrarbeit. Über das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) erhielt er 85.000 Euro Fördermittel.

Natürliche Materialien Die Fassade des so gut wie völlig neu entstandenen Fachwerkhauses verbirgt seine Herkunft nicht und sieht doch modern aus. Hier und im Haus dahinter entstanden in den oberen Stockwerken Wohnungen mit Größen zwischen 55 und 85 Quadratmetern. Getrennt durch einen Durchgang zum Hinterhof schließt sich ein Neubau an, der ebenfalls einen Lehmputz erhalten hat - wie die Innenwände. Es sind verschiedene Stile, die sich aber in die Häuserzeile der Exterstraße gut einfügen. Thomas Meise schätzt natürliche Materialien, die atmen, und hat deshalb alte Deckenbalken erhalten und Eichenholz für die Fußböden gewählt.

Im Erdgeschoss wird ein gastronomischer Betrieb entstehen. Meise fand junge Pächter und schwärmt von dem besonderen Gewölbekeller, in dem Weinverkostungen und andere Veranstaltungen stattfinden könnten. Ein Freund aus München, der Fernsehstudios auf der ganzen Welt baue, habe ihn bei der Gestaltung unterstützt, unter anderem mit einer besonderen Beleuchtung der Bruchsteinwände. &bdquo;Wir wollten, dass sich die Gemütlichkeit der Detmolder Innenstadt und fröhliche Stimmung in jedem Raum wiederfindet“, schwärmt der 61-Jährige von dem Gewölbe.

Unterstützung von Nachbarn Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei angenehm gewesen, sagt der Bauherr. Er ist froh, dass die Gebäude über ein neues Umspannwerk mit ausreichend Strom versorgt werden können. Besonders schön sei die Unterstützung von Nachbarn gewesen, die tatkräftig und auch mal mit Kaffee helfen. Diese hätten sich gefreut, dass mit dem heruntergekommenen Gebäude endlich etwas passiert. &bdquo;Dabei sind sogar Freundschaften entstanden“, freut sich Thomas Meise.

&bdquo;Ein Haus ist nur eine Hülle, Leben kommt mit den Menschen hinein“, wünscht er sich weiterhin eine gute Nachbarschaft und für die Innenstadt ein interessantes neues gastronomisches Angebot. Mit der Krummen- und Exterstraße habe sich eine kleine Gastromeile entwickelt, deren Betriebe sich gegenseitig befruchten könnten, findet der Detmolder. Im März soll alles fertiggestellt sein. Die Arbeit der sechs Jahre hat der Investor weggesteckt und versichert: &bdquo;Es macht immer noch Spaß. Ich freue mich, demnächst alles zu übergeben.“

Denkmalwürdig Das Fachwerkgiebelhaus mit Hinterhaus, erbaut im 17. Jahrhundert, wurde im Jahr 1990 in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen. Zur Begründung heißt es: Das Haus gehöre mit seinem Kernbestand zur ältesten Schicht der erhaltenen Altstadtbebauung. Seine Struktur sei in allen wesentlichen Teilen vollständig und gut ablesbar erhalten. Der Anbau des zweigeschossigen Hinterhauses erfolgte etwa um 1800 im Zuge der allgemeinen Verdichtung der Bebauung im Stadtkern und vor der Erschließung des Vorfeldes. Die Zierverschieferung gehörte zu den aufwendigsten Beispielen dieser Art der Fassadenverkleidung und -dekoration des späten 19. Jahrhunderts in Detmold. Die Giebelfront sei vermutlich nach Aufgabe des Deelentores verändert worden. An der Erhaltung und Nutzung des Hauses besteht laut Denkmalamt aus wissenschaftlichen, volkskundlichen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.

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