Rocker sagen Party im Kreis Herford ab – neuer Ort in Lippe gefunden

Bielefeld/Vlotho. Die Party der Rocker des "Brothers Guard MC" in Vlotho (Kreis Herford) ist offenbar abgesagt. Wie diese Redaktion erfuhr, wurde ein entsprechender Antrag für die Genehmigung der Feier zurückgezogen. Die Polizei rechnete mit Gästen aus der Szene der sogenannten "Staatsdelegitimierer", immerhin ist der Chef der Gruppe ein bekanntes Gesicht der extrem rechten Szene.

Der ursprüngliche Plan der "Brothers Guard MC" sah vor, am 22. April in einer Lagerhalle im Vlothoer Industriegebiet mit einer Feier die Motorradsaison zu eröffnen. Statt des eigenen Clubhauses im Kreis Lippe habe man sich bewusst für die Location im Kreis Herford entschieden. Der Grund: bei vergangenen Partys folgten mehrere Hundert Personen den Rufen der Rocker und des rechten Youtubers Tim K., seines Zeichens Präsident des Clubs. Eine ähnliche Zahl wurde auch jetzt erwartet.

K. ist Autor und ehemaliger Polizist. In sozialen Medien folgen ihm Hunderttausende, allein bei Telegram mehr als 150.000 User. In Videos, die er bei Youtube veröffentlicht und damit hohe Reichweiten generiert, richtet er sich immer wieder gegen Flüchtlinge, den Staat sowie dessen Vertreter oder die Corona-Maßnahmen. Der NRW-Verfassungsschutz rechnet K. der rechtsextremen Szene zu, urteilte Ende 2022 zudem: "In den vergangenen beiden Jahren avancierte er zu einem der bedeutendsten Influencer innerhalb des Delegitimierungsszene."

Verfassungsschutz beobachtet Szene Mit diesem Ausdruck bezeichnen die Experten Personengruppen, die aus den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen entstanden sind. Diese Akteure, so heißt es vom Verfassungsschutz, instrumentalisierten das Protestgeschehen gegen die Corona-Regeln, "um losgelöst von jeder sachbezogenen Kritik eine tatsächlich verfassungsfeindliche Agenda zu verfolgen". Dies äußere sich etwa in einer aggressiven Hetze gegen Repräsentanten und Institutionen des Staates, um dessen Legitimität systematisch zu untergraben.

Neben anderen Bikern und Rockern erwartete der Bielefelder Staatsschutz Personen aus dieser Szene zu der Party des "Brothers Guard MC". "Veranstaltungen dieser Art dienen den Vereinen zur Rekrutierung neuer Mitglieder sowie zur Stärkedemonstration nach außen und innen", heißt es von der Polizei. Je nach Wetter sei eine Teilnehmerzahl von bis zu 500 Motorrädern bei einer geplanten gemeinsamen Ausfahrt durchaus möglich.

Party nicht in Vlotho – sondern in Lippe Doch diese scheint nun auszufallen. Denn ein Antrag für die öffentliche Feier auf dem privaten Grundstück in Vlotho soll zurückgezogen worden sein. Findet die Party also nicht statt? "Zumindest nicht in Vlotho", heißt es aus dem Ordnungsamt. Und tatsächlich: Kurze Zeit später kündigt K. an, dass die Feier nicht im Kreis Herford stattfinden soll, sondern im Clubhaus des "Brothers Guard MC" in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe). K. begründet die Entscheidung damit, dass es öffentlichen Druck auf Personen außerhalb des Clubs gegeben habe, "damit wir nicht mehr die geplante Lokalität für unsere Saisoneröffnung nutzen können". Diese Redaktion hatte zuvor über die geplante Feierlichkeit berichtet.

Videos vergangener Feiern zeigen unterdessen das zu erwartende Ausmaß. So war beispielsweise im Sommer 2022 schätzungsweise eine vierstellige Besucherzahl an dem Clubhaus in einem Wohngebiet, um mit K. und dem Club zu feiern. Die Polizei stellte damals Beeinträchtigungen für die Nachbarn fest, etwa durch Falschparken, Lärmbelästigung und wildes Urinieren.

Club musste vor wenigen Wochen bereits Party verlegen Die Party in Vlotho ist die zweite Club-Feier innerhalb weniger Wochen, bei der die Rocker kurzfristig umplanen mussten. Ende März wollte der "Brothers Guard MC" eigentlich ein neues Clubhaus in Detmold eröffnen, die Feier fand aber schließlich doch im alten Vereinsheim in Horn-Bad Meinberg statt.

Nach Informationen dieser Redaktion schritten die Behörden ein. Der Grund demnach: Für die Räumlichkeiten in einem ehemaligen Industriegebäude hatte der Club zuvor keinen Nutzungsänderungsantrag gestellt. Eine Sprecherin der Stadt bestätigte das, die Art der Veranstaltung sei eine "ungenehmigte bauliche Nutzung des Objekts". "Eine entsprechende Nutzungsuntersagung wurde zugestellt", so die Sprecherin weiter.

Nach unbestätigten Informationen dieser Redaktion soll mittlerweile sogar das Mietverhältnis für die Detmolder Immobilie aufgelöst worden sein.

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