Bielefeld. Wegen eines Notarzteinsatzes auf der Zugstrecke in Bielefeld-Brackwede ist es am Montagmorgen zu erheblichen Verspätungen und Ausfällen im Bahnverkehr gekommen. Die Strecke musste vorübergehend gesperrt werden. Gegen 7 Uhr konnte die Sperrung aufgehoben werden.
Nach Angaben der Bundespolizei Münster hatte ein Lokführer eine "leblose Person an der Gleisstrecke" gemeldet. Der Notarzt und die Rettungskräfte fanden im Industriegebiet Sunderweg in Brackwede die Person - allerdings lebend. Der Mann hatte schwere Verletzungen an Kopf und Oberkörper. Zunächst konnte sich der Mann noch aus eigenen Kräften bewegen und verständlich machen. Den Rettungskräften erzählte er von einem Unfall, bei dem es sich ausdrücklich nicht um einen Suizidversuch gehandelt haben soll.
Nach weiteren Informationen der Bundespolizei musste der Mann längere Zeit im Rettungswagen behandelt werden. Denn die Verletzungen stellten sich als deutlich schwerer heraus, als zunächst angenommen. "Nach weiteren Untersuchungen stellten sich die Verletzungen als lebensbedrohlich dar", so ein Sprecher. Zur intensiven Versorgung kam der Mann ins Krankenhaus. Offenbar sei er der Obdachlosenszene zuzuordnen, so die Bundespolizei auf Anfrage.
Umfangreiche Umleitungen
Der Fernverkehr wurde während des Einsatzes umgeleitet, erklärte eine Bahn-Sprecherin am Montagmorgen. Die Bahnhöfe Bielefeld und Gütersloh konnten zeitweise nicht angefahren werden. Die Regionallinien konnten ebenfalls nicht wie gewohnt fahren. Die Eurobahn meldete für die RE78 (Bielefeld - Nienburg), RB67 (Bielefeld - Münster) und RB69 (Bielefeld - Münster) nach der Aufhebung der Sperrung, dass es weiterhin zu Verspätungen und Teilausfällen kommen könne. Selbes meldete Nationalexpress für den zwischen Köln/Bonn Flughafen und Minden verkehrenden RE6 (RRX).
Probleme hatte die Bahn zunächst auch wegen des abgesagten zweitägigen Warnstreiks der EVG erwartet. Laut Angaben der Deutschen Bahn fuhren die Züge am Montagmorgen aber "weitgehend" wie geplant. Der Bahnbetrieb sei "weitgehend planmäßig angelaufen", sagte ein Bahnsprecher.
Tausende Mitarbeitende seien dafür am Wochenende kurzfristig kontaktiert worden, um so viele Schichten so schnell wie möglich zu besetzen. Im Fernverkehr würden am Montag rund 90 Prozent der regulär geplanten Züge fahren. Reisende sollten sich informieren, welche Züge verkehren. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr laufe weitgehend ohne streikbedingte Einschränkungen. In Ostwestfalen-Lippe wurden im Zusammenhang mit dem abgesagten Streik zunächst nur Verspätungen beim RE6 gemeldet.
Ausstand überraschend abgesagt
Am Wochenende hatte die Bahn mitgeteilt, am Montag werde ein Drittel der geplanten Fernzüge nicht verkehren. Erst ab Dienstag würden alle ICE- und IC-Züge wieder wie geplant unterwegs sein. Als Grund für das eingeschränkte Angebot am Montag nannte die Bahn die schwierige Organisation: Rund 50.000 Zugfahrten im Fern- und Nahverkehr müssten mit den entsprechenden Schicht- und Einsatzplänen neu eingetaktet werden. Ein Teil der Wagen und Loks müssten an neue Abfahrtsorte gebracht werden.
Die Bahn teilte weiter mit, am Dienstag werde den Fahrgästen im Fern- und Nahverkehr das vollständige Zugangebot zur Verfügung stehen. Im Güterverkehr werde am Montag und Dienstag noch mit Einschränkungen zu rechnen sein. Der von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgerufene Warnstreik sollte am Sonntag um 22 Uhr beginnen und 50 Stunden später enden, am Dienstag um 24 Uhr.
Die EVG hatte den geplanten Ausstand am Samstag überraschend abgesagt. Zuvor hatte es im Tarifkonflikt mit der Bahn unter Vermittlung des Arbeitsgerichts Frankfurt am Main eine Verständigung gegeben, die nun Grundlage weiterer Tarifverhandlungen sein wird. Die Tarifrunde betrifft 230.000 Beschäftigte, 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn.