Außergewöhnliche Tierart in der Bielefelder Innenstadt entdeckt

Bielefeld. Schaurig-schöner Besuch auf dem Alten Friedhof am Bielefelder Jahnplatz: Hier ist am vergangenen Wochenende eine Art aufgetaucht, die man in unseren Breiten nur sehr selten trifft: Eine Hornissenschwebfliege. Und die ist so selten, dass Experten jede Sichtung akribisch notieren.

Auf den ersten Blick sieht sie tatsächlich aus wie eine Hornisse: Gesicht, Stirn und Fühler in gelb mit rostbraunen Facettenaugen, dicht und kurz behaartes, rotbraunes, stark glänzendes Halsschild, Mittelbrust rotbraun glänzend, schwarz-rotgelber Hinterleib mit zwei breiten schwarzen Binden, orange-gelbe Flügel. Dazu imitieren Hornissenschwebfliegen nicht nur das Aussehen, sondern auch das Verhalten echter Hornissen. Im Gegensatz zu anderen Schwebfliegearten brummen sie beim Fliegen.

In der Tierwelt nennt sich das Phänomen Mimikry. Die Hornissenschwebfliege gibt vor, ein gefürchteter Jäger zu sein. Ist aber ein völlig wehrloses Insekt. Und es gibt einige Unterschiede zu echten Hornissen: Die Schwebfliege ist kleiner, ihr fehlt die typische Wespentaille und sie hat mit bis zu 300 Hertz eine wesentlich höhere Flügelschlagfrequenz. Wie andere Schwebfliegen kann sie auf der Stelle schweben - nutzt diese Fähigkeit jedoch verhältnismäßig selten - das würde sie schließlich sofort entlarven. Die erwachsenen Schwebfliegen ernähren sich von Pollen und Nektar blühender Pflanzen wie Schmetterlingsflieder, Baldrian, Oregano oder Liguster.

Folge der Klimaveränderung In der nördlichen Hälfte Deutschlands seien Hornissenschwebfliegen äußerst selten anzutreffen, beheimatet sind sie in Mittel- und Südeuropa, Asien (mit Japan), im Westen Sibiriens und Nordafrika. Einzelne Tiere seien in Ostwestfalen seit gut 25 Jahren nachgewiesen, im etwa letzten Jahrzehnt mit deutlich zunehmender Tendenz, sagt Insektenkundler Werner Schulze, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft westfälischer Entomologen. Vor sieben Jahren schrieb Schulze über die ersten Funde in OWL. "Seitdem haben wir eine ganze Reihe weiterer Funde, das trifft auch für Norddeutschland bis inzwischen nach Dänemark zu."

Mit Sicherheit stehe die Zunahme der Beobachtungen in Mitteleuropa im Zusammenhang mit der Erwärmung in Deutschland, Europa und der Welt, "aber konkrete Ansiedlungen, etwa mit Überwinterungen bei uns, konnten wir bisher nicht nachweisen". Beobachtungen dieser Art seien für die Experten immer noch etwas Besonderes. "Wir dokumentieren weiter noch jeden Einzelfund."

Schulze spricht in dem Zusammenhang von einem "Faunenwandel". Es gebe alleine bei den mitteleuropäischen Insekten einige hundert nachgewiesener Fälle von Arten, die sich immer weiter in Richtung Norden ausbreiten. Gleichzeitig verschwänden allerdings Arten in etwa der gleichen Größenordnung. "Das ist aber nicht so präzise nachzuweisen."

Dass die Fliege einer Hornisse ähnelt, ergebe in sofern Sinn, dass die Hornissenschwebfliege in den Nestern von Hornissen und anderen Wespen lebt. Hier entwickeln sich ihre Larven und fressen Abfa?lle, scha?digen also ihre Wirte nicht. Zur Eiablage dringen die Weibchen in Hornissen- oder Wespennester, selten auch Hummelnester, ein und legen die Eier dort an der Nestwand ab. Die Larven schlüpfen und entwickeln sich dann im Inneren des Baus. Die Larven leben in den Abfallhaufen von Wespen, Hornissen oder Hummeln und ernähren sich von toten und sterbenden Insekten.

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