Wespen nisten sich im Spielgerät einer Oerlinghauser Familie ein - was tun?

Oerlinghausen. Aufregung in einem Familiengarten. Die Enkelin spielt im Garten auf einem Kinderkletterturm. Was weder sie noch die Großeltern bemerken: Unter dem Dach des Spielgerätes hat sich ein Wespennest gebildet. Durch die Erschütterung werden die Tiere aufgeschreckt und stechen die Dreijährige. Die Sorge ist groß. Wie gefährlich ist das Nest? Muss es entfernt werden? Wenn ja, wie? Und sollten sich die Besitzer selber daran wagen?

Davon rät Volker Fillies dringend ab. Der 63-jährige Vertreter des Naturschutzbundes (Nabu) ist speziell geschult als Hornissen- und Wespenberater und im Auftrag des Kreises Lippe einer von jenen Ehrenamtlichen, die gerufen werden können, wenn ein Nest entdeckt wird. &bdquo;Uns ist daran gelegen, die Tiere zu schützen und über sie zu beraten“, sagt der Lipperreiher.

Eine Übersichtstafel hat er mitgebracht, auf der die unterschiedlichen Wespen- und Hornissenarten beschrieben sind. Im Oerlinghauser Garten sieht der Experte sofort, dass es sich beim Nest unter dem Kletterturm um die sogenannte Mittlere Wespe handelt. &bdquo;Sie verteidigt ihr Nest nur, wenn sie sich direkt bedroht fühlt“, erläutert Volker Fillies. &bdquo;Das Einzige, was sie gar nicht mag, sind Erschütterungen.“

Ein versehentliches Anstoßen könne die Tiere in Alarm versetzen. Wer Abstand halte, werde in der Regel nicht gestochen. Fillies empfiehlt, den Kletterturm für einige Wochen nicht zu benutzen, ihn deutlich sichtbar mit Flatterband zu kennzeichnen – vor allem als Erinnerungsstütze. &bdquo;Die Nester werden nur für eine Saison gebaut“, erläutert Volker Fillies. Spätestens im Herbst sterbe das Volk ab.

Das Nest einfach zu entfernen, sei keine Lösung und vor allem nicht erlaubt, betont Fillies. &bdquo;Mittlere Wespen stehen unter besonderem Schutz.“ Eine Entfernung darf deshalb nur durch Fachpersonal erfolgen, und auch nur mit triftigem Grund. Etwa, wenn sich das Nest an einer Kindertagesstätte befindet oder jemand auf Wespenstiche allergisch reagiert.

In diesem Fall kann ein Wespennest umgesiedelt werden. &bdquo;Eine sehr aufwendige Aktion“ sei das, sagt Fillies. Er weist zudem darauf hin, dass wildes Entfernen strafbar und gefährlich ist. &bdquo;Nester selbst zu entfernen, das ist kein Kavaliersdelikt.“ Laut Bundesnaturschutzgesetz könne das hohe Strafen von 25.000 Euro für das Entfernen eines Wespennestes und bis zu 50.000 Euro für das Entfernen eines Hornissennestes nach sich ziehen. Zudem würden Wespen bei einem Wegschlagen ihr Nest verteidigen. &bdquo;Sie können dann höchst aggressiv werden.“

Im Gegensatz zu Deutschen und Gemeinen Wespen, die oft am Esstisch lästig werden, interessieren sich Mittlere Wespen kaum für Süßspeisen oder Fleisch.

Fazit: Ein Wespennest ist kein Grund zur Panik, sondern eine Gelegenheit zur Naturbeobachtung – solange der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt. Der Nabu klärt auf: &bdquo;Wespen sind wertvolle Insektenjäger und Teil des Ökosystems“, betont Volker Fillies. Was kaum jemand wisse: &bdquo;Wespen bestäuben auch, und sie picken Läuse und Larven weg.“ Deshalb: &bdquo;Wer ein Wespennest im Garten hat, hat eigentlich Glück.“

Verhaltenstipps Abstand halten: Mindestens zwei bis drei Meter vom Nest entfernt bleiben. Nicht schlagen oder pusten: Das macht Wespen aggressiv. Kinder aufklären: Ruhig verhalten, nicht berühren. Fachleute einbeziehen: Der Nabu empfiehlt, sich bei Konflikten mit Wespen und Hornissen an örtliche Experten zu wenden. Der Nabu bietet unter anderem die Web-App &bdquo;NABU Insektensommer“ an, mit der Insekten bestimmt und Beobachtungen gemeldet werden können.

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