Bielefeld. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen fahren häufiger mit dem Auto in den Urlaub – und die Folgen sind auf den Straßen deutlich zu spüren. Laut Zahlen des ADAC gab es in diesem Jahr deutlich mehr Staus und stockenden Verkehr während der Sommerferien als noch im Vorjahr. Das sind die Fakten und die Hintergründe: "Die Anzahl der Staumeldungen stieg um 35 Prozent auf 18.508", schreibt der ADAC NRW in seinem Bericht. Mit einer Gesamtlänge von 24.578 Kilometern waren die Staus demnach fast 42 Prozent länger als im Vorjahr. Autofahrer verbrachten laut Erhebung 15.212 Stunden und damit etwa doppelt so viel Zeit im Stau. „Mehr Reiseverkehr, klassischer Berufsverkehr und beides in Kombination mit zahlreichen Baustellen und Vollsperrungen wie auf der A59 oder A45 haben für einen Anstieg der Stauzahlen gesorgt“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. Doch nicht nur die höhere Belastung der Fernstraßen war verantwortlich für diesen Negativtrend. Auch das teilweise schlechte Wetter habe sich laut Suthold gegen Ferienende negativ auf die Staulage ausgewirkt. „Bei Regen steigen mehr Menschen ins Auto. Viele fahren auf nasser Fahrbahn dann besonders vorsichtig und man kommt langsamer voran. Zusammen mit mehr Verkehr führt das schneller zu einem Stau“, analysiert der Experte. Dem Bericht zufolge war das letzte Juli-Wochenende (28. bis 30. Juli) am staureichsten (1.104 Staus).
Am häufigsten Stau auf der A1
An diesem Tag waren auch die letzten Bundesländer in die Ferien gestartet. Die meiste Geduld brauchten Urlauber und Pendler in NRW laut ADAC am Freitag, 28. Juli. "An diesem Tag summierten sich die Staus auf den NRW-Autobahnen zu einer Länge von 940 Kilometern mit einer Staudauer von 558 Stunden." Die meisten Staumeldungen in den NRW-Sommerferien entfielen auf die A1 (1.808), A42 (1.692), A45 (1.688), A40 (1.657), A3 (1.630) und A59 (1.597).
Die in Summe längsten Staus verzeichnete dem Bericht zufolge die A3 (3.820), hier brauchten Autofahrer auch am meisten Geduld (2.577 Staustunden). Suthold: "Den mit 26 Kilometern längsten Stau in den Sommerferien gab es am Freitag, dem 14. Juli, auf der A3 (Köln - Frankfurt) zwischen den Anschlussstellen Leverkusen-Opladen und Neustadt (Wied)."
Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Nutzer von Online-Navigationsgeräten, Smartphone-Apps sowie Onboard Units der Fuhrparks großer Speditionen liefern demnach ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“, 278 Milliarden Datensätze in 2022). "Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet."
Was wertet der ADAC als Stau?
Der ADAC erfasse eine Verkehrsstörung, wenn auf einem Straßenabschnitt von mindestens 300 Metern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehreren Fahrzeugen (mindestens 30 Geschwindigkeitswerte von unterschiedlichen Fahrzeugen) unter 30 Prozent der erlaubten Geschwindigkeit falle. Die Verzögerungszeit gegenüber „freier Fahrt“ muss mindestens eine Minute betragen. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 40 und 20 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: "Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt."
In die Längenbilanz (Gesamtkilometer) der Staus fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Nur die längste Ausdehnung, die das Stauereignis im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC-Statistik (Staukilometer) ein. Jede Meldung enthält eine Eingangs- und eine Ablauf- oder Löschzeit. Daraus ergebe sich die Dauer eines Staus. "Durch die Summierung der einzelnen Stauzeiten errechnet sich die Gesamtzahl der Staustunden", so der ADAC.