Dank neuer Strategie sollen 40 Prozent mehr Raucher aufhören können

Berlin/Lemgo. Schwarz gefärbte Lungen, verstopfte Arterien und verfaulte Zähne: Die drastischen Bilder auf Zigarettenschachteln zeigen deutlich, welche Folgen Rauchen haben kann. Tabakrauchen ist dabei nicht nur das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko, es hat auch gesellschaftliche Auswirkungen. Jedes Jahr entstehen Kosten in Milliardenhöhe. Auch Raucher wissen um die gravierenden Folgen. Viele von ihnen wollen ihrer Sucht deshalb entkommen, schaffen es jedoch nicht. Damit mehr Raucher dieses Ziel erreichen, fordern die Lungenärzte in Deutschland jetzt Raucherentwöhnung im Krankenhaus.

Insgesamt ist die Zahl der Raucher in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im langfristigen Vergleich rückläufig, doch seit der Corona-Pandemie ist sie wieder gestiegen und liegt bei 35 Prozent der Bevölkerung. Sorgen bereitet der Deutschen Gesellschaft fu?r Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) dabei vor allem der zuletzt sprunghafte Anstieg von rauchenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Um Raucher beim Aufhören zu unterstützen, haben die DGP und weitere Fachgesellschaften eine Strategie entwickelt, um die Raucherentwöhnung in Deutschland neu aufzustellen. Als besten Zeitpunkt sehen die Ärzte Klinikaufenthalte. Stimmen Patienten zu, sollte das Entwöhnungsprogramm im Krankenhaus starten und dann mindestens einen Monat lang ambulant fortgeführt werden. &bdquo;Die ambulante Fortfu?hrung einer stationär eingeleiteten Tabakentwöhnung zeigt hohe Erfolgsquoten und sichert den Therapieerfolg“, erklären die Autoren des Positionspapiers. &bdquo;So könnten wir etwa zusätzliche 40 Prozent unserer Patienten vom Tabak entwöhnen.“

Kostenlose Programme für Raucher verbessern Erfolgsrate Die ambulante Fortführung kann nach Angaben der Ärzte über Rehakliniken oder Praxen laufen, aber ebenso gut auch über Telefonangebote oder Onlinekurse. Dafür gebe es in Deutschland ausreichend qualitätsgesicherte Angebote, erklären die Autoren. &bdquo;Größtes Hindernis fu?r eine breite Etablierung solcher Angebote ist aktuell jedoch die fehlende Kostenerstattung.“ Die Ärzte schlagen deshalb vor, die Maßnahmen durch ein Zusatzentgelt über das Finanzierungssystem der Krankenhäuser oder durch Qualitätsverträge zwischen Kliniken und Krankenversicherungen zu finanzieren. &bdquo;Raucher sollten nichts bezahlen müssen, da nachgewiesen ist, dass die komplette Finanzierung der Tabakentwöhnung die Erfolgsrate um 77 Prozent verbessert.“

Im Lungenkrebszentrum Lippe führt Leiter Jan Groetzner bereits mit all seinen rauchenden Patienten Gespräche über Entwöhnungsprogramme. &bdquo;Ich erkläre meinen Patienten, dass der Nikotinstopp für sie alternativlos ist und mache klare Ansagen. Das ist nicht immer einfach und oft sehr zeitintensiv, aber es lohnt sich“, sagt Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie im Klinikum Lippe. &bdquo;Meine Patienten sind in der Regel schwer krank und in einer Ausnahmesituation, wenn sie in die Klinik kommen. Doch die meisten sind sehr dankbar für die klare Ansprache.“ So erlebt Groetzner immer wieder, dass Patienten diesen Rückenwind aus der Klinik für eine erfolgreiche Entwöhnung nutzen. &bdquo;Viele Patienten nutzen die Raucherpause in der Klinik zum Nachdenken. Sie machen sich ihre Situation bewusst und nutzen das als Startschuss für ein Leben ohne Zigaretten.“

Klinikaufenthalt als Startschuss für den Nikotinstopp Dankbar zeigen sich Patienten laut Groetzner auch dafür, dass sie sich noch in der Klinik beraten lassen und ein Entwöhnungsprogramm starten können, denn das Lungenkrebszentrum Lippe bietet seit Mai die Sprechstunde Nikotinstopp an. &bdquo;Das Angebot ist kostenlos und richtet sich nicht nur an unsere Patienten. Alle Raucher und auch Angehörige können sich individuell beraten lassen, denn es gibt nicht den einen richtigen Weg zur Tabakentwöhnung.“

Groetzner weiß, wie schwer die Entwöhnung manchen Rauchern fällt. &bdquo;Raucher wissen, dass ihre Sucht der größte Risikofaktor für schwere Lungenerkrankungen ist, ihr Krebsrisiko erhöht und erhebliche Auswirkungen auf ihren gesamten Organismus hat, und trotzdem fällt es selbst schwerkranken Patienten mitunter schwer damit aufzuhören.“ Der Chirurg ist deshalb davon überzeugt, dass Ärzte in Krankenhäusern ihre rauchenden Patienten ansprechen und direkt in Entwöhnungsprogramme vermitteln sollten. &bdquo;Ein Klinikaufenthalt ist ein guter Zeitpunkt, um Raucher vom Aufhören zu überzeugen.“

Deshalb unterstützt Groetzner auch das Positionspapier der DGP. Für die Umsetzung müsse allerdings die Finanzierung geklärt werden. Außerdem können Ärzte in Kliniken laut Groetzner nur Hilfe beim Start der Entwöhnung bieten. &bdquo;Klinikaufenthalte sind kurz, weshalb die Behandlung Aufgabe des ambulanten Sektors sein muss.“

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