Gütersloher Ehepaar will Jagd auf Privatgrundstück verbieten – Demo am Wochenende

Gütersloh. Sie wollen verhindern, dass Jäger auf ihrem eigenen Grund und Boden Tiere töten dürfen. Der Weg dorthin ist jedoch lang und mühsam. Seit 2019 kämpft ein Gütersloher Ehepaar aus ethischen Gründen dafür, dass auf vier seiner Privatgrundstücke mit insgesamt 3,4 Hektar Fläche die Jagd verboten wird.

Der Kreis Gütersloh hatte eine entsprechend beantragte Forderung im Juli 2021 abgelehnt, seitdem läuft der Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht Minden. Die zuständige Richterin hat sich jetzt von den Gegebenheiten selbst ein Bild gemacht und war für einen Ortstermin in Gütersloh. Dort dürfte der Fall Dorn auch am 26. August Gesprächsthema sein, wenn in der Innenstadt eine Anti-Jagd-Demo mit Podiumsdiskussion stattfinden soll.

&bdquo;Es ist für mich unerträglich zu wissen, dass Jäger über unsere Grundstücke ziehen dürfen und auf Tiere schießen“, sagt Margrit Dorn. Die 57-Jährige und ihr Mann Klaus-Dieter (56) sind die Besitzer der vier Acker-, Wald- und Wiesenflächen rund um die Herzebrocker Straße, die im Mittelpunkt des Befriedung-Verfahrens (Az.: 8K 4181/21) stehen.

Die vier Grundstücke hat das Paar geerbt Die Dorns setzen sich seit Jahren für die Rechte und den Schutz von Tieren ein und hatten bei der Unteren Jagdbehörde des Kreises einen Antrag auf Ruhen der Jagd für die vier Flächen gestellt. Dabei beriefen sie sich auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus dem Jahr 2013, der eine Befriedung aus ethischen Gründen ermöglicht – bei besonderen Fällen sogar vor Ablauf eines Vertrags über eine Jagdpacht.

Die vier Grundstücke, eines davon wird im Gros als Pferdekoppel genutzt, hatte Klaus-Dieter Dorn vor einigen Jahren geerbt. Das Ehepaar wurde somit unwissentlich Teil einer Jagdgenossenschaft, denn Flächen außerhalb von geschlossenen Ortschaften und mit weniger als 75 Hektar müssen vom Eigentümer in eine solche miteingebracht werden. Dort darf dann entweder in Eigenregie gejagt werden, oder die Fläche wird verpachtet.

Anzeige erstattet: Unbekannter Anrufer drohte mit Gewalt Im Fall der Dorns soll es drei Jagdpächter geben, deren Verträge noch mehrere Jahre laufen. &bdquo;Doch wir möchten einfach nicht, dass Jäger auf unseren Grundstücken Tiere töten. Unser Bestreben ist die Befriedung“, verdeutlicht Margrit Dorn ihren Standpunkt. Sie sei auf einem Bauernhof groß geworden und habe schon von Kindheit an miterlebt, wie Jäger ihrer Tätigkeit nachgegangen seien. &bdquo;Das war mir zuwider. Ich habe schon damals rebelliert.“

Nun kämpfen sie und ihr Mann gemeinsam mit dem Dortmunder Rechtsanwalt Peer Fiesel für ihr Recht auf Befriedung. Ein scheinbar nicht ganz risikofreies Unterfangen: Im Oktober 2021 droht ein Anrufer den Dorns Gewalt an. Die Polizei wurde eingeschaltet und Anzeige erstattet. &bdquo;Passiert ist glücklicherweise nichts“, sagt Margrit Dorn. Bis heute hätte es auch keinen weiteren Anruf gegeben.

Die Kreisjägerschaft sieht das Vorhaben der Befriedung problematisch, weil durch die Herausnahme des Grundstücks aus dem Jagdbezirk möglicherweise ein Flickenteppich oder auch ein Rückzugsgebiet entstehen würde. Um Wildschäden müsste sich der Eigentümer selber kümmern. Beim Kreis Gütersloh wird in der Regel jährlich ein Antrag auf Jagdbefriedung gestellt. Abgelehnt werden Anträge häufiger, wenn sich die Flächen entlang von Straßen mit einem hohen Aufkommen von Wildunfällen handelt.

Richterin will sich selber ein Bild vor Ort machen Wie die Sachlage hinsichtlich der vier Grundstücke von Margrit und Klaus-Dieter Dorn aussieht, will die für den Fall zuständige Richterin nun vor Ort ergründen. Vor kurzem hatte Richterin Kapitza in Gütersloh einen nicht-öffentlichen Erörterungstermin in Form einer Ortsbesichtigung anberaumt, zu der auch die beteiligten Parteien geladen wurden. Eigentlich war bereits eine mündliche Verhandlung für den 24. Juni angesetzt worden. Statt derer kam es nun zur Begehung in Gütersloh. &bdquo;Ich wünsche mir, dass der ganze Fall jetzt alsbald abgeschlossen wird und es zur Befriedung kommt“, sagt Margrit Dorn.

Die Tierschutzaktivisten engagiert sich auch als Vorsitzende des Vereins &bdquo;Fairleben Gütersloh“, der am Samstag, 26. August, zwischen 11.30 und 15 Uhr gemeinsam mit dem Verein &bdquo;Achtung für Tiere“ und der Initiative &bdquo;Bielefeld Animal Save“ eine Demo in der Gütersloher Innenstadt veranstaltet. &bdquo;Wir erwarten 50 Teilnehmer auf dem Berliner Platz zu der Demonstration gegen die Jagd“, sagt Polizeisprecherin Katharina Felsch.

Polizei erwartet 50 Teilnehmer bei Demo am Berliner Platz Man wolle aufzeigen, so Margrit Dorn, &bdquo;dass die Jagd absolut ungeeignet ist, um Naturschutz zu betreiben.“ Thematisiert werden sollen auch die Schwanzprämie bei nachgewiesener Tötung von Bisamratten und Nutrias oder der See bei Herzebrock, an dem die Jägerschaft Hunde an lebenden flugunfähig gemachten Stockenten ausbilden möchte – und natürlich die Befriedung von Grundstücken.

Neben einem Demozug über die Berliner Straße bis zum Rathaus haben die Veranstalter auch eine Podiumsdiskussion angemeldet, an der neben Philosophin Frauke Albersmeier und Thomas Mitschke (Wildtierschutz Deutschland) auch Kirsten Tönnies teilnehmen soll. Die praktizierende Tierärztin hat in früheren Zeiten einen Jagdschein gemacht.

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