Bielefeld. Es kratzt im Hals, in der Schublade liegen doch noch ein paar alte Corona-Tests – aber sind die überhaupt noch zu gebrauchen? In dieser Situation befinden sich immer mehr Menschen. Seit rund sieben Wochen steigen die im Labor bestätigten Fälle an. Das hat das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht. Noch ist das Niveau niedrig – doch Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Das Gesundheitsministerium rät bei Erkältungssymptomen wieder zu Selbsttests. Molekularbiologe Bernd Reger vom Test- und Impfzentrenbetreiber PVM beantwortet die wichtigsten Fragen.
Funktionieren herkömmliche Selbsttests bei der neuen Corona-Variante?
Das Coronavirus hat sich weiter verändert, die neue Variante heißt EG.5 oder auch Eris. Sie ist nicht gefährlicher – aber leichter übertragbar. "Es gibt keine Hinweise, dass bisherige Schnelltests nicht anschlagen", sagt Bernd Reger. Offiziell müsse das noch validiert, also bestätigt, werden. Die Varianten seien sich aber so ähnlich, dass davon auszugehen sei, so Reger.
Kann ich alte Selbsttests noch benutzen?
Dazu gibt es eine eindeutige Regel: "Ich würde keinem abgelaufenen Selbsttest vertrauen. Punkt", sagt Reger. Wer einen abgelaufenen Corona-Selbsttest nutzt, riskiert ein falsch-negatives Ergebnis. Heißt: Der Test zeigt negativ, trotz Infektion. Die falsch-positiven Testergebnisse (positives Ergebnis ohne Infektion) dagegen liefen gegen null, so der Molekularbiologe. Wer also einen abgelaufenen Test nutzt, und ein positives Ergebnis bekommt, kann davon ausgehen, dass das wahrscheinlich stimmt. Ein negatives Testergebnis eines abgelaufenen Tests dagegen habe "gar keine Glaubwürdigkeit". Darum empfiehlt Reger, nur Tests zu verwenden, die nicht abgelaufen sind – und richtig gelagert wurden. Im Zweifelsfall ist der Neukauf sicherer.
Das Haltbarkeitsdatum ist auf den Verpackungen von Selbsttests aufgedruckt. Meistens ist auch das Datum der Herstellung vermerkt.
Worauf muss ich bei der Lagerung von Selbsttests achten?
Auf der Verpackung der Tests sind Hinweise zur Lagerung zu finden. So dürfen die Tests keiner direkten Sonne oder Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Außerdem sind sie temperaturempfindlich. In der Regel vertragen Tests Temperaturen zwischen fünf und 30 Grad Celsius, genaue Angaben auf der Verpackung sind Pflicht. Selbsttests, die im Sommer im aufgeheizten Auto lagen, können dadurch schon unbrauchbar sein. Auch starke Sonneneinstrahlung kann die 30-Grad-Marke schnell mal knacken.
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Muss ich mich noch einmal impfen lassen?
Wer nicht den bekannten Risikogruppen angehört und eine komplette Impfserie erhalten hat, benötigt derzeit keine Auffrischung. Im Einzelfall empfiehlt Reger den Gang zum Arzt. Wichtig sei es, zu den Verhaltensweisen aus der Pandemie zurückzukehren: Hände desinfizieren, bei Symptomen Kontakt meiden, Maske tragen und häufig lüften. Neben diesen Standardmaßnahmen gebe es bisher keinen Anreiz für weitere Einschränkungen. Wichtig ist die Eigeninitiative, so Reger. "Damit würden wir schon sehr weit kommen, wenn die Leute selber darauf achten."
Gibt es ausreichend Tests für die nächste Corona-Welle?
"Wir haben immer Laien-Tests, also Selbsttests, vorrätig", sagt Markus Wendler, Inhaber des Hilfsmittelversorgers PVM in Bielefeld. Einen Engpass befürchtet er nicht. Beim Kauf müssen die Tests noch mindestens drei Monate haltbar sein.