Von der Weser in die Arktis: Wie eine Auswanderin auf Spitzbergen Silvester feiert

Kreis Höxter/Longyearbyen. Es ist dunkel. 24 Stunden. Und es ist die Zeit, in der sich die Menschen auf Spitzbergen gemütlich machen. &bdquo;Skandinavisch gemütlich“, ergänzt Katja Scholz und schmunzelt. &bdquo;Mit vielen Lichtern. Damit die Dunkelheit nicht so dunkel ist.“ Die 33-Jährige aus Holzminden ist ausgewandert, arbeitet als Guide im Tourismus in den polaren Regionen. Mit einer Heimatbasis auf dem norwegischen Insel-Archipel in der 2.500 Einwohner zählenden Stadt Longyearbyen. Wie feiert man dort eigentlich den Jahreswechsel? So mittendrin im arktischen Winter.

Freude sind dort oben hoch im Norden die Ersatzfamilie für viele Nicht-Norweger, sagt Katja Scholz, seit Anfang 2023 nach der Corona-Pandemie, als (fast) alles stillstand, zum zweiten Mal angekommen in ihrem neuen Leben. Kurz vor Corona hatte sie die Zelte in der Heimat abgebrochen und wollte ihren Traum auf dem norwegischen Inselarchipel leben. Kurz drauf die Zwangspause durch die Pandemie, die Rückkehr nach Deutschland. Nun ist sie schon wieder fast drei Jahre dort ganz oben im Norden. &bdquo;Jeder bringt die Traditionen seines Landes mit“, weiß sie von den Feiertagen. Die Bräuche, die typischen Gerichte. Weihnachten und Neujahr, das sei die Zeit für Glögg mit Mandeln und Rosinen, für Waffeln, für den kleinen Kunsthandwerkermarkt – dann weihnachtlich angehaucht.

Und der Jahreswechsel bei Minus 20 Grad? Sie selbst sei häufig in einer schweizerisch-deutschen Community unterwegs. Da gibt es Raclette und Fondue. &bdquo;Und wir schwelgen in Heimatgefühlen, reden viel über unsere Traditionen und die Kultur zu Hause.“ Aber sie kennt auch die russischen Pancakes mit Kaviar, die Gerichte aus Thailand. &bdquo;Da gibt eine bunt gemischte Tafel in der warmen Stube.“ Man rückt zusammen. Multikulturell eben.

Der Weihnachtsmann kommt auf dem Schneemobil Einige hätten sogar einen Weihnachtsbaum importiert. &bdquo;Aufwendig und meist nur sehr klein.“ Bei ihr im Spitzbergen-Zuhause – 40 Quadratmeter für zwei Personen und Hund – passe der gar nicht mehr rein, sagt sie lachend. Und erzählt vom &bdquo;lokalen Wald“ in einer Region, wo es keine Bäume nach unseren Vorstellungen gibt: Nach den Feiertagen würden die ausrangierten Weihnachtsbäume bei &bdquo;Mary Ann’s“, einer rustikalen Unterkunft im Ort, aufgestellt und seien dann erst im September &bdquo;ratzebraun“. Vorher bei Minus 20 Grad würden sie &bdquo;gut konserviert“.

Schnee gab’s schon im September auf Spitzbergen. &bdquo;Deshalb sind viele mit ihren Schneemobilen unterwegs.“ Auch der Weihnachtsmann, der die Kinder besuchte. Wunderkerzen und Haus-Party, Basteln für Kinder und Nordlichter – diese Dinge fallen ihr auf der Frage nach Silvester auf Spitzbergen ein. &bdquo;Im Ort wird gern geknallt.“ Ab und zu auch mal mit einer Signalpistole, die eigentlich für die Abwehr von Eisbären da ist. Apropos Eisbären: Die können in der dunklen Jahreszeit auch mal innerorts unterwegs sein: &bdquo;2019 ist ein Eisbär zwischen 3 und 5 Uhr nachts durch den Ort gegangen“, erzählt Katja Scholz. Beim Aufstehen am Morgen sei er wieder weg gewesen.

Das Eis zieht Katja Scholz aus Holzminden magisch an Während einige ihrer Kollegen derzeit in der Antarktis als Guide auf Schiffen unterwegs sind – so wie Katja Scholz in den vergangenen zwei Jahren auch –, ist sie auf Europa-Tour. Nach Benelux- und Balkan-Staaten oder der Schweiz gehört natürlich der Besuch bei der Familie und bei Freunden in Holzminden dazu. Inklusive Besuch beim Weihnachtsmarkt dort. &bdquo;Darauf freue ich mich“, sagt die 33-Jährige.

Den Jahreswechsel 2024/2025 verbrachte sie auf Schiffen im &bdquo;Eis-Paradies“ Antarktis auf der anderen Seite der Erdkugel, wo derzeit Sommer ist: &bdquo;Wir hatten eine große ukrainische Gruppe an Bord, wo daheim schon um 18 Uhr Jahreswechsel war. Nach unserer Anlandung auf Antarctica war eine Stunde später dann auch bei uns dort vor Ort Jahreswechsel.“ Das seien &bdquo;Gänsehaut-Momente“ gewesen.

Zwischenzeitlich hat sie auch Grönland entdeckt, mehrere Touren dorthin geführt – und das erste Mal auch als Expeditionsleitern, erzählt sie mit Stolz und Dankbarkeit. &bdquo;Ich liebe Spitzbergen. Die totale Abgeschiedenheit in einer Hütte weit draußen mit Freuden.“ Oder die Konzerte in der stillen Zeit, bei denen man ganz neue Seiten an den Menschen entdecke, mit denen man sonst im Alltag zu tun habe. Katja Scholz lacht: &bdquo;Wenn der Kassierer von der Supermarktkasse plötzlich eine tolle Singstimme hat, Schlagzeug oder Gitarre spielt.“

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