Bielefelds Verschwörungstheorie ist kein Alleinstellungsmerkmal – andere können das auch

Bielefeld. &bdquo;Bielefeld, gibt’s doch gar nicht.“ Ein Klassiker unter den Sprüchen über uns, gerne schon vor dem ersten Wein. Der Dank dafür geht ins Jahr 1994 zurück, als ein Internetspäßchen von Achim Held ins Rollen kam – und die Stadt mit ihrem Marketing dazu nötigte, 2019 eine Million Euro auszuloben für den Beweis der Nicht-Existenz. Nun, das Geld blieb am Teuto, die Bielefeld-Verschwörung fand ihr offizielles Ende. Doch in den Köpfen blieb sie – und als der Autor dieses Textes jetzt von seiner Tochter eine Karte aus Iowa mit dem Spruch &bdquo;Iowa: It really does exist!“ bekam, wusste er: Bielefeld ist nicht alleine. Finnland übrigens auch nicht.

Ein kleiner Rundumschlag gefällig? Schon bevor die Bielefeld-Verschwörung beerdigt worden war, mit mächtiger Steinsetzung in der Altstadt, war längst die Finnland-Verschwörung auf die Bühne des weltweiten Netzes getreten. Ein gewisser Jack, der sich auch &bdquo;Raregans“ nannte, verbreitete krude Argumente für die Nicht-Existenz Finnlands; was wiederum im Netz zu Überschriften führte wie &bdquo;Bielefeld war gestern – dieser Typ hat das Internet davon überzeugt, dass es Finnland gar nicht gibt.“

Die Theorie? Japan und Russland schufen gemeinsam 1918 den Begriff Finnland, als Deckbegriff für ein Fischfanggebiet in der Ostsee.

Jack &bdquo;Raregans“ wusste über Finnland das zu berichten: Es ist kein Land, sondern Wasserfläche – und die Japaner fischen hier, die Russen bringen den Fisch dann unter dem Tarnnamen &bdquo;Nokia“ per Transsibirischer Eisenbahn nach Japan. Beide profitieren. So einfach ist das.

Wie auch viele Bielefelder ärgern sich die Finnen über den Spaß Und warum nennt man dieses Ostseegebiet dann Finnland? Na klar, weil so die Rückenflossen der Wale heißen ... Finnen eben. Und Jack ist doch egal, dass Wale keine Fische sind. Derart sinnstiftend geht die Theorie noch viel, viel weiter – aber, lassen wir das! Immerhin gibt es diese Parallele zu Bielefeld: Es ärgert viele Finnen längst sehr, dass die Verschwörungstheorie einfach nicht mehr wegzubekommen ist.

Anders in Iowa. Hier gibt es ebenfalls viele Sprüchlein und Internetbeiträge dazu, dass Iowa vielleicht gar nicht existieren könnte. Seit dem Jahr 2000 etwa steht Iowa im Fokus einer online verbreiteten möglichen Nicht-Existenz. Doch die Menschen finden es eher lustig, schlicht deshalb, weil ihr Staat mitten im Nirgendwo eine gewisse Aufmerksamkeit erfährt.

Iowa gilt als &bdquo;Flyover“-Staat, das heißt: Fast alle fliegen nur drüber hinweg – von New York nach Kalifornien und andersherum. Eine Parallele zu Bielefeld: Auch hier sagen viele, sie würden dieses angebliche Bielefeld nur von der A2 aus an sich vorbeihuschen sehen, es aber nie real erlebt haben. Kurz: eine Dranvorbeifahrstadt mit fiesem Autobahnblitzer.

Bielefeld konnte die Verschwörungstheorie wunderbar kontern Da es in Iowa sprichwörtlich (fast) nur Mais gibt, dazu quasi keine Berge und auch sonst nicht viel, außer Ruhe, wird gerne gefordert: &bdquo;Beweise, dass es Iowa gibt!“ Was online schwerfällt. Bielefeld hat hier im realen Leben bessere Karten, dank Arminia kann die Stadt längst auch schon mal andere mit hineinziehen in die Nicht-Existenz, so plakatierte man zum Pokalfinale selbstbewusst: &bdquo;Stuttgart gibt´s gar nicht“.

Auch bei den Großkonzernen hat es Bielefeld leichter, sichtbar (und schmeckbar) zu werden, ist Oetker doch sprichwörtlich in aller Munde. Da tut sich Iowa mit seinen John-Deere-Traktoren etwas schwerer, zwar ist man einer der Weltmarktführer, aber vielleicht sind ja die meisten dieser Trecker für den Rest der Welt komplett unsichtbar irgendwo in Iowa im Einsatz ... hier, wo der Mais wie eine Endlos-Kopie seiner selbst die Highways säumt, wo achtmal mehr Schweine als Menschen leben, wobei die Schweine den Mais fressen und die Menschen die Schweine.

Zwischen &bdquo;Irgendwo in Iowa“ und Wilsbergs &bdquo;Bielefeld-Verschwörung“ Auch in Filmen gibt es Parallelen zwischen Iowa und Bielefeld – der berühmte Film &bdquo;Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ mit Leonardo DiCaprio wirft eher mehr Fragen zur Existenz des Staates Iowa auf, als dass er Antworten gibt; und für Bielefeld sieht es in der Wilsberg-Serie Nummer 35 mit &bdquo;Die Bielefeld-Verschwörung“ auch nicht viel besser aus.

Doch stopp, Iowa does exist! Iowa existiert. Denn alle vier Jahre wird hier seit 1972 ein Beweis angetreten, der weltweit Beachtung findet: die Vorwahlen. Hier begann 2024 Trumps Siegeszug. In Iowa.

Allen Unkenrufen zum Trotz scheint es Bielefeld und Iowa also zu geben, und irgendwie scheint nichts näherzuliegen als eine Städtepartnerschaft von Bielefeld und Des Moines, der Hauptstadt Iowas. Genug Gesprächsstoff gäbe es, und die Menschen in Iowa werden wegen ihrer überbordenden Freundlichkeit gerühmt (wie wir Westfalen ja auch) – und eine Städtepartnerschaft in die USA fehlt uns doch noch, oder?

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