Forderung nach Tabuzonen für den Wolf in OWL - das steckt dahinter

Bielefeld. Der Wolf ist als Art streng geschützt. Doch in Nachbarschaft zur Weidetierhaltung gibt es in Ostwestfalen-Lippe immer wieder Probleme durch Risse. Es sei Zeit, dass sich die Region mit der Frage beschäftige, wie die Ausbreitung von Wölfen &bdquo;sinnvoll eingegrenzt werden könne“, sagt Jan Maik Schlifter, Vorsitzender der FDP/FW-Fraktion im Regionalrat Detmold. Seinem Vorstoß zufolge soll sich das Gremium mit dieser Frage beschäftigen. Dieser Vorstoß wird kontrovers debattiert, wie Nachfragen ergeben.

Die Anzahl gerissener Weidetiere in Stemwede und Schlangen zeige laut Schlifter, dass die Ansiedelung des Wolfes in einer offenen Kulturlandschaft große Probleme mit sich bringe. &bdquo;Der Wolf mag in manchen Landesteilen eine Bereicherung des Ökosystems sein und hat sich dort auch zahlreich vermehrt. Für OWL sehe ich jedoch keinen besonderen Bedarf an einer Ausbreitung und finde den Aufwand, der im Rahmen des sogenannten Wolfsmanagements betrieben wird, zum Teil bizarr“, erklärt Schlifter weiter.

Seine Argumentation: Alle Felder und Wiesen umfangreich einzuzäunen und mit DNA-Tests einzelne Tiere genau zu identifizieren, sei eine Form von &bdquo;Naturbürokratie, die in anderen Ländern pragmatischer gehandhabt werde“. Es müsse bestimmte Regionen geben, &bdquo;die für den Wolf tabu sind“, fordert der FDP-Politiker. Zudem sollte seiner Ansicht nach der Gesamtbestand, wie in Schweden, durch die Jagd reguliert werden.

&bdquo;Robuster gegen den Wolf vorgehen“ Schlifter: &bdquo;Dass die Schafshaltung zurückgeht, weil sie sich durch den Wolf nicht mehr lohnt, wäre nicht nur für die Weidetierhalter bedauerlich, sondern ist doch auch ein ökologischer Verlust.“ Die Fraktion aus FDP und Freien Wählern will deshalb im Regionalrat wissen, ob der Bezirksregierung Daten vorliegen, mit denen man die Verordnungen etwa zum Abschuss von Wölfen, je nach Raumumgebung, differenziert anwenden könne.

In geschlossenen Siedlungsbereichen oder dort, wo die Haltung von Schafen besonders wichtig sei, wie etwa im Oppenweher Moor, müsse man &bdquo;robuster gegen den Wolf vorgehen dürfen“ als zum Beispiel in Waldgebieten. Schlifte r hofft, dass sich die Umweltminister von Land und Bund in diese Richtung bewegen.

Forderungen, mit denen Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL, seine Probleme hat. &bdquo;Warum gehen wir in Deutschland mit diesem Thema so hysterisch um?“, fragt Otte. Von anderen Ländern wie Italien oder Rumänien könne man in dieser Sache mehr Gelassenheit lernen. In den Abruzzen etwa sei durch ummauerte Schutzanlagen für Schafe für die Nacht und den Einsatz von Herdenschutzhunden viel erreicht worden.

&bdquo;Es muss vom Land bessere Förderung kommen“ &bdquo;Nur bei sich völlig fehl verhaltenen Wölfen wäre es angebracht, einzelne Tiere zu entnehmen, also zu jagen“, ist Ottes Position. Dies könne aber erst passieren, wenn alle anderen Maßnahmen nicht erfolgreich wären. &bdquo;Diese Situation gibt es bisher in OWL nicht.“ Dennoch sieht der Naturschützer bei diesem Thema durchaus auch Handlungsbedarf: &bdquo;Es muss vom Land deutlich bessere Förderung kommen.“

Schafhalter müssten bei Rissen besser und unbürokratischer entschädigt werden. &bdquo;Ich kann jeden Tierhalter verstehen, wenn er mit Tränen in den Augen auf der Weide steht, wenn so etwas passiert ist“, sagt Otte. Hilfe müsse es auch geben, wenn es aufgrund von Wolfsübergriffen auf eine Herde Fehlgeburten bei Schafen gebe.

Mehr Handlungsbedarf aus der Sicht von Weidetierhaltern sieht Antonius Tillmann, OWL-Bauernpräsident aus Warburg. &bdquo;Ich fände es gut, wenn wir es genauso handhaben würden wie in Ländern wie Schweden.“ Der Wolf und die Weidetierhaltung sei eine grundsätzlich problematische Konstellation, Zäune bis zu einer Höhe von 1,20 Meter würden vom Wolf schlicht übersprungen und böten nicht ausreichend Sicherheit, so Tillmann.

&bdquo;Es muss Gebiete geben, wo er nicht hinkann“ Doch eine eventuelle Bejagung von Wölfen sei ein schwieriges Thema. Denn Jäger, die ein solches Tier erlegt hätten, würden nicht selten bedroht. &bdquo;Wir wollen den Wolf nicht unbedingt im Jagdrecht haben“, sagt Tillmann deshalb. Doch das Land gebe &bdquo;sehr viel Geld“ für den Wolfs- und Herdenschutz aus. Er frage sich, ob dieses Geld &bdquo;wirklich gut angelegt“ sei.

Denn wirklich effektiver Herdenschutz sei sehr schwierig zu gewährleisten, findet Tillmann. &bdquo;Es muss Gebiete geben, wo er einfach nicht hinkann“, fordert der Bauernchef. Der Wolf sei insgesamt keine bedrohte Art, sagt Tillmann. Es gebe gute Bestände in Vorderasien und Osteuropa. &bdquo;Je mehr sich die Wölfe vermehren, desto eher bilden sich neue Rudel.“ Diese Entwicklung sieht Tillmann auch für OWL, wie das Beispiel Niedersachsen zeige. Für die Weidetierhalter sei das sehr problematisch. &bdquo;Wenn es keine Lösung gibt, werden die Leute entnervt aufgeben“, sagt Tillmann voraus.

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