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Bahnverkehr läuft wieder an - am Montag noch Einschränkungen erwartet

Felix Schwien, Moritz Trinsch und Angela Wiese

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Einzelne Züge des Fernverkehrs fahren trotz des Lokführer-Streiks. - © Julian Stratenschulte
Einzelne Züge des Fernverkehrs fahren trotz des Lokführer-Streiks. (© Julian Stratenschulte)

Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn wurde frühzeitig am Montagmorgen beendet. Dennoch kann es nach Angaben der Deutschen Bahn auch im Tagesverlauf noch zu Einschränkungen kommen.

Am Samstag kündigte die GDL an, den Streik vorzeitig beenden zu wollen. Es ist der vierte und bisher längste Streik der GDL. Die wichtigsten Informationen im Überblick:

Sind ab Montagmorgen alle Züge wieder wie gewohnt unterwegs?

Das ist zumindest die Hoffnung der Deutschen Bahn. „Ab 2 Uhr am Montag versuchen wir im Fernverkehr wieder weitestmöglich das normale Angebot zu fahren“, sagte eine Sprecherin des Konzerns am Wochenende. „Da kommt es aber natürlich im Lauf des Montags vereinzelt noch zu Einschränkungen“, schränkte sie ein. Im Regionalverkehr erwartet die Bahn regionale Unterschiede beim Neustart nach dem Streik. „Auch da wird es am Montag sicherlich noch hier und da etwas ruckeln“, sagte die Sprecherin.

Müssen Tickets für Montag nun auch am Montag genutzt werden?

Nein. Die Bahn hatte die Zugbindung für Fahrkarten im Streikzeitraum aufgehoben, damit die Fahrgäste ihre Reisen flexibel verschieben und bei Bedarf auch erst nach dem Streik nachholen können. Dieses Angebot bleibt trotz der Verabredung zwischen Bahn und Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) über das vorzeitige Streik-Ende bestehen. „Alle Fahrgäste, die ihre ursprünglich für Mittwoch, 24.01.2024 bis Montag, 29.01.2024 geplante Reise verschieben möchten, können weiterhin ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen“, teilte die Bahn mit. Die Zugbindung sei aufgehoben.

Wo gibt es Informationen über den Fahrplan ab Montag?

Wer am Montag mit der Bahn fahren möchte, sollte vor allem die Fahrplaninformationen auf der Webseite der Bahn oder in der App DB Navigator im Blick halten. „Wir sind jetzt dran, alle unsere Fahrplaninformationen in die Auskunftsmedien zu übertragen, so dass jeder weiß, was am Montag möglich ist“, sagte Sprecherin Anja Bröker am Samstagnachmittag. Zudem würden Tausende Zugfahrten und die Schichten der Mitarbeiter über das Wochenende neu geplant, damit der Neustart am Montagmorgen gut gelingt.

Wie verlief der Streik in OWL?

Die gute Nachricht für Pendler im Regionalverkehr in OWL: „Der erneute Lokführerstreik wird für Pendler in OWL weitgehend ohne Auswirkung bleiben“, kündigte Rainer Engel vom Fahrgastverband Pro Bahn im Vorfeld an. Zwei Ausnahmen gab es im Nahverkehr. Die Linien 77 – zwischen Herford und Hameln – sowie 62 – zwischen Löhne und Rheine – fielen laut Engel aus.

Wirklich problematisch war es aber woanders: „Vor allem Fernverkehrszüge sind betroffen“, sagte Engel. Dennoch: „Fahrgäste des Fernverkehrs mit genügend Zeitreserven und guter Vorbereitung kommen auch beim Streik an ihr Ziel“, sagte Engel. Mehrmals täglich fuhren ICE-Züge von Bielefeld nach Hannover sowie Berlin. In Hannover gab es Anschlüsse nach Hamburg, ab Hannover und Kassel Anschlüsse nach Süddeutschland.

Im Regionalverkehr fuhren Rhein-Ruhr-Express, Westfalenbahn, Eurobahn und Nordwestbahn weitgehend planmäßig. Das bestätigten auf Nachfrage dieser Redaktion auch die regionalen Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Zu beachten war jedoch: „In Einzelfällen kann es zu Störungen kommen, wenn Stellwerke bestreikt werden“, erklärte Engel. Denn davon waren auch Nahverkehrsrouten der Eurobahn, Nordwestbahn oder Westfalenbahn betroffen.

Diese Linien in der Region waren also indirekt vom Streik betroffen:

Nordwestbahn

Die Nordwestbahn wurde nicht bestreikt. Das Unternehmen verwies jedoch darauf, dass es dennoch zu Störungen kommen kann.

  • RB 74: Senne-Bahn von Bielefeld nach Paderborn
  • RB 75: Haller Willem von Osnabrück nach Bielefeld
  • RB 84: Egge-Bahn von Paderborn nach Kreiensen
  • RB 85: Oberweser-Bahn von Höxter-Ottbergen nach Göttingen

National Express

Das Personal von National Express war nicht am GDL-Streik beteiligt. Daher war auf den Linien mit einer hohen Auslastung zu rechnen.

  • RE 6 (RRX): Flughafen Köln/Bonn nach Minden
  • RE 11 (RRX): Düsseldorf nach Kassel-Wilhelmshöhe über Paderborn

Eurobahn

Die Mitarbeitenden der Eurobahn waren nicht zum Streik aufgerufen. Das Unternehmen war betroffen, wenn die Schieneninfrastruktur der DB InfraGO AG bestreikt wurde.

  • RB 67: Bielefeld nach Münster über Warendorf
  • RB 69: Münster nach Bielefeld
  • RB 71: Bielefeld nach Rahden
  • RB 72: Herford nach Paderborn
  • RB 73: Bielefeld nach Lemgo
  • RB 78: Bielefeld nach Nienburg über Minden
  • RE 82: Bielefeld nach Altenbeken
  • RE 89: Münster nach Warburg über Hamm und Paderborn

Westfalenbahn

Unberührt vom Streik blieben auch die beiden OWL-Linien der Westfalenbahn:

  • RB 70: Bielefeld nach Braunschweig
  • RB 60: Rheine nach Braunschweig über Bünde und Löhne

Rhein-Ruhr-Express

Der Rhein-Ruhr-Express verbindet das Ruhrgebiet mit OWL und war ebenfalls nicht vom Streik betroffen.

  • RRX 2: Dortmund nach Kassel über Paderborn
  • RRX 4: Dortmund nach Bielefeld
  • RRX 6: Dortmund nach Minden über Bielefeld

Wo sehe ich, ob mein Zug fährt?

Auch auf nicht-bestreikten Linien kann es zu Verspätungen, Ausfällen und überfüllten Zügen kommen. Reisende können sich online auf zuginfo.nrw und auf der Homepage der Deutschen Bahn darüber informieren, ob ihr Zug fährt. Zudem hat die DB eine Streikhotline eingerichtet (Tel. 0800 99 66 33).

Rechte für Bahnreisende

Ab wann werden Reisende entschädigt?

Fährt der Zug nicht oder wird absehbar mindestens 60 Minuten verspätet am Ziel sein, können Reisende 25 Prozent des Ticketpreises zurückverlangen, bei mehr als zwei Stunden sind es 50 Prozent.

Wie schon bei den vorigen Streiks hat die Bahn einen Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot aufgestellt. Welche Züge fahren, können Kundinnen und Kunden über die Internetseite der Bahn oder die Bahn-App erfahren. - © Boris Roessler
Wie schon bei den vorigen Streiks hat die Bahn einen Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot aufgestellt. Welche Züge fahren, können Kundinnen und Kunden über die Internetseite der Bahn oder die Bahn-App erfahren. (© Boris Roessler)

Können bereits gekaufte Tickets zurückgegeben werden?

Ja, wer auf seine Reise verzichten möchte, kann gekaufte Tickets zurückgeben und bekommt den vollen Preis erstattet. Zudem hat die Bahn weitere Sonderkulanzregelungen getroffen. Reisende können ihre Reisen verschieben und die Tickets zu einem Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung wird aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.

Was, wenn der Zug auf halber Strecke nicht mehr weiterfährt?

Dann können sich Reisende den Kaufpreis anteilig erstatten lassen. Nämlich für den Streckenabschnitt, der nicht gefahren wurde. Wurde eine Reise abgebrochen und Reisende sind zum Startbahnhof zurückgekehrt, wird wiederum der volle Fahrpreis erstattet.

Zudem haben Reisende, die gestrandet sind (mehr als eine Stunde), Anspruch auf Mahlzeiten und Erfrischungen. Ist klar, dass es an einem Tag nicht mehr weitergeht, muss das Bahnunternehmen für eine Unterbringung in einem Hotel oder in einer „anderweitigen Unterkunft“ sorgen und den Transfer dorthin organisieren, so festgelegte EU-Regeln.

Was passiert, wenn Reisende durch den Streik ihre Flüge verpassen?

Sollten Reisende durch einen Zugausfall ihren Flug verpassen, haftet die Bahn nicht für mögliche Folgekosten. Allerdings bietet sich für Reisende, die sogenannten „Rail&Fly“-Tickets gebucht haben, eine Hintertür. Laut Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sei die Fahrt zum Airport Teil der Flugbuchung und die Airline müsse für Ersatzbeförderung sorgen.

Wie kommen Reisende an ihr Geld?

Die Rückerstattung läuft komplett digital. Wenn das Ticket online oder mobil gekauft wurde, kann die Entschädigung über das eigene Kundenkonto in der Bahn-App oder auf bahn.de beantragt werden.

Das Fahrgastrechte-Formular gibt es außerdem im Reisezentrum und am Informationsschalter der Bahn oder online zum Herunterladen - bei Verspätungen auch direkt im Zug. Die Unterlagen können digital oder per Post an das Servicecenter Fahrgastrechte gesandt oder im Reisezentrum abgegeben werden.

Warum wurde gestreikt?

Die Lokführergewerkschaft GDL hat bereits zu Jahresbeginn gestreikt, um ihre Forderungen durchzusetzen. Am Freitag, 19. Januar 2024, legte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vor, um die Tarifverhandlungen fortsetzen zu können. Das Angebot, das unter anderem eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde umfasst, reichte der GDL jedoch nicht.

mit Informationen der dpa

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