Bielefelder sperrt Wildtier 15 Jahre lang in Wohnung ein: Expertin äußert sich

Bielefeld. Bielefelds Tierschützer waren entsetzt, als sie das Tier in der Wohnung des Verstorbenen entdeckten . Ein Vogel, der kaum fliegen kann, 15 Jahre lang in einer Wohnung gehalten, ohne Kontakt zu Artgenossen, das ist nicht artgerecht, sagen sie. Eine Bielefelder Expertin äußert sich nun zu dem ungewöhnlichen Fall.

Von Fehlbildungen sprechen die Mitarbeiter des Bielefelder Tierschutzvereins. Das Tier sei wahrscheinlich nie draußen gewesen, zudem habe es vermutlich nie einen Artgenossen kennengelernt. Außerdem sei der Vogel völlig fehlgeprägt, also auf den Menschen fixiert, was für Wildtiere gefährlich werden kann, da sie jede natürliche Scheu vor den Menschen verlieren. Doch die sind bekanntlich nicht alle nett zu kleinen, älteren Elstern-Herren. Überhaupt sei es gar nicht erlaubt, Wildtiere länger als nötig aufzunehmen. Ziel sei immer, Wildtiere wieder auszuwildern, sobald es ihr Zustand erlaubt.

Die meisten Päppler, weiß sie, kennen oft nur Küken oder jüngere Vögel, die sich unter ihrer Fürsorge in der Regel gut entwickelten und glänzende, schöne Federn ausbildsten. &bdquo;So alte Exemplare bekommt man selten in die Hände und da fehlt dann womöglich der Vergleich.“

&bdquo;Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sehr alte Vögel, die nur in Menschenhand überhaupt so alt werden konnten, leider immer etwas zerrupft, manchmal sogar bemitleidenswert, aussehen. Sie erreichen das Mehrfache des normalen Alters und da wird der Stoffwechsel eben träge. Und fliegen kann ein heimischer Wildvogel in dem Alter auch nicht mehr. Dass das Federkleid nicht mehr optimal ist und teilweise fehlt, halte ich für normal und altersgerecht. Ich kann aber doch noch einen gewissen Glanz erkennen. Die Krallen sehen gepflegt und gekürzt aus. Auch der Schnabel ist ok und zeigt keine Verformungen durch Fehlernährung.“

Die intelligente Elster sei ein Allesfresser und der &bdquo;Halter wird ihr wohl Abwechslung geboten haben. Sie sieht jedenfalls nicht abgemagert aus, dann wäre die Muskulatur neben dem Brustbein eingefallen.“

Natürlich könne sie sich kein Gesamtbild von dem Vogel machen. Und &bdquo;klar tut er mir leid, weil er allein leben musste. Er kennt keine Artgenossen, keine Naturgeräusche, keinen Wind unter den Flügeln, hatte nie Stress, etwa bei der Futtersuche oder bei widrigen Witterungsverhältnissen“.

&bdquo;Den richtigen Zeitpunkt verpasst“ Der Mann, so vermutet Liane Przybilla, &bdquo;hat ihn vermutlich aufgezogen und den Zeitpunkt verpasst, ihn in eine Auswilderungsstation zu bringen oder anderweitig in erfahrene Hände zu geben. Die Elster war, wie alle Rabenvögel, schnell auf ihn (fehl-)geprägt. Sie kannte wahrscheinlich nichts anderes als diesen Mann und dessen Umgebung und hat vermutlich deshalb nichts vermisst“.

Sie könne sich vorstellen, &bdquo;dass der kluge Vogel um seinen Menschen trauert. Elstern haben eine Gesichtserkennung und sie wird nach ihrem menschlichen Partner suchen. Sie kannte nur das Leben mit ihm. Die Elster weiß ja nicht, dass sie fehlgeprägt wurde. Es wird spannend zu beobachten, wie die Elster sich verhält, wenn sie in eine Voliere mit Artgenossen kommt. Allerdings ist auch zu bedenken, dass Rabenvögel untereinander nicht nur nett sind. Wenn die anderen merken, dass dieser Artgenosse schwach und unerfahren ist, könnte es brenzlig werden. Oder er ist so entzückt von den neuen Umständen, dass es für alle eine Freude ist und er sein Alter noch ein bisschen genießen kann.“

Sie wolle den Mann nicht in Schutz nehmen, aber es könnte ihm, so die Expertin, wie so vielen anderen Vogelfindern gegangen sein, bei denen sich trotz aller Bemühungen niemand fand, der das Tier mit Sachkenntnis und Vogelverstand aufziehen konnte. &bdquo;Vor 15 Jahren gab es diese gute Vernetzung von Päpplern und vogelkundlichen Experten noch nicht so wie heute. Es waren meist Einzelpersonen, die ehrenamtlich geholfen haben und die waren permanent überlastet.“

Besonders lobend möchte Przybilla in diesem Zusammenhang die Vogelaufzuchtstation im Tierheim Senne erwähnen, &bdquo;deren Mitarbeiter mit viel Sachverstand und Tierliebe agieren. Dank an Herrn Tiekötter“.

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