Vogelgrippe breitet sich aus: Wie kann Geflügel in OWL jetzt geschützt werden?

Bielefeld/Rietberg. Die morgendliche Routine für den Bielefelder Hobby-Geflügelhalter Herbert Quakernack ist klar: Futter auffüllen, Wasser reinigen, Ställe ausmisten – und die Hühner, Enten und Gänse nach draußen lassen. Doch mit der Freiheit könnte angesichts der sich ausbreitenden Geflügelpest bald Schluss sein.

Der Grund ist die Ausbreitung der Vogelgrippe. Sieben bestätigte Fälle gibt es laut dem für die Bekämpfung von Wildtierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) seit Anfang Oktober in Nordrhein-Westfalen. Zuletzt wurde das H5N1-Virus bei einem toten Kranich in Brakel im Kreis Höxter nachgewiesen. Zwar kann das Virus laut FLI durch indirekte Kontakte auch in geschlossene Stallhaltungen eindringen. Deutlich gefährdeter sind aber Tiere in Freilandhaltung durch direkte Kontakte mit infizierten Wildtieren. Deshalb rückt nun eine bundesweite Stallpflicht in den Fokus. Das Saarland oder der Kreis Soest haben diese bereits eingeführt. Doch an der Maßnahme scheiden sich die Geister.

Einer, der sie befürwortet, ist Christoph Gieseker. Drei Jahre ist es her, dass auf seinem Betrieb in Rietberg im Kreis Gütersloh die Vogelgrippe ausgebrochen war. Alle Tiere auf dem Hof mussten gekeult werden. &bdquo;Das macht natürlich was mit einem“, sagt Gieseker, der unter anderem Legehennen, Perlhühner, Wachteln und Enten üblicherweise in Stall- und Bodenhaltung hält und diese als Direktvermarkter an Händler und Hobbyhalter verkauft. &bdquo;Von der Tierseuchenkasse bekommt man zwar den sogenannten Herstellungswert pro Tier erstattet, das Geld holt einen aber nur aus dem Wasser und trocknet nicht ab.“ Heißt: Ein Ausbruch der Geflügelpest in einem Betrieb gehe trotzdem immer mit einem wirtschaftlichen Verlust einher.

Infektionsgeschehen durch Stallpflicht eindämmen Umso wichtiger ist es aus Sicht der Geflügelhalter darum, das Infektionsgeschehen schnellstmöglich einzudämmen. Am effektivsten gelinge das eben durch eine Stallpflicht. Gieseker, der rund 100.000 Tiere im Bestand hat, sagt: &bdquo;Betroffene Betriebe sind bei Weitem nicht nur Freilandbetriebe, doch eine Aufstallpflicht würde ganz bestimmt die Anzahl der Fälle verringern.“

Dem stimmt auch Thorsten Dodt, Inhaber des Tierparks Herford, zu. Doch sein Fall zeigt auch die Grenzen solch einer Maßnahme auf. Der Teich ist ein beliebtes Ziel von wild lebenden Enten und Gänsen, die von der Werre kommen. Eine komplette Abriegelung seines Parks ist nicht möglich. Im Ernstfall müsste auch er aufstallen, also alle Vögel im Park einsperren. Die Notfallpläne des Kreisveterinäramts sehen für den Infektionsfall aber auch erweiterten Spielraum für Zoos und Tierparks vor. &bdquo;Ich habe hier seltene Eulen, die kann ich ja nicht alle keulen. Die sind auch wichtig für die Nachzucht-Programme“, so Dodt.

Ein anderer Geflügelhalter, der von der Direktvermarktung der Eier lebt und darum seinen Namen nicht im Zusammenhang mit der Vogelgrippe in der Zeitung lesen möchte, nimmt vor allem Kleinstbetriebe von Hobbyhaltern in die Verantwortung. Auch die sollen die Biosicherheitsmaßnahmen ergreifen und ihre Tiere im Stall lassen, fordert er.

Stallpflicht für Wassergeflügel eine Herausforderung Und was sagt Herbert Quakernack? Der Bielefelder legt auf die sogenannten Biosicherheitsmaßnahmen, die das Einschleppen und Verbreiten von Tierseuchen verhindern sollen, großen Wert. Straßenkleidung ist im Stall tabu und Zutritt zu seinen Tieren haben nur befugte Personen. Die Ställe, Ausläufe und Futterstellen werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert und das Futter lagert der Enten-Züchter so, dass es vor Kontakt mit Wildtieren geschützt ist. Doch der Kontakt zwischen dem Hausgeflügel und Wildvögeln lasse sich nur bedingt verhindern.

&bdquo;Eine Aufstallpflicht lässt sich mit dem Wassergeflügel schwer vereinbaren“, sagt Quakernack, der das wie die NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) und der Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe mit dem Tierschutz-Aspekt begründet. &bdquo;Enten und Gänse brauchen Wasser. In der Vergangenheit haben wir sie, wenn Aufstallpflicht herrschte, schon mit kleinen Wasserbecken und einer Sandmuschel eingestallt, aber das ist schnell dreckig und unhygienisch.“ Außerdem gibt Quakernack zu bedenken, dass viele Gänsehalter beispielsweise gar nicht die Möglichkeiten haben, ihre Herden von teils 1.000 Tieren aufzustallen.

Quakernack spricht sich stattdessen dafür aus, die Veterinärämter vor Ort in die Verantwortung zu nehmen. &bdquo;Die Veterinärämter vor Ort machen einen guten Job und sind untereinander gut vernetzt.“ Maßnahmen wie eine Aufstallpflicht sollten nicht bundesweit gelten, sondern anlassbezogen, risikoorientiert und vor allem regional. So wie im Kreis Höxter, wo das H5N1-Virus am Mittwoch bei einem Kranich nachgewiesen wurde. Dort gilt jetzt eine Aufstall-Empfehlung des zuständigen Veterinäramts.

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