Hat ein Hund einem Stemweder in den Schritt gebissen - oder war die Attacke ausgedacht?

Rahden/Stemwede. Ein 54-jähriger Stemweder ist Hundefreund. Seit vielen Jahren kümmert er sich um die Tiere – vor allem auch um solche, die wegen Verletzungen beeinträchtigt sind. Hat einer der Hunde beim Ausführen nach einem anderen Stemweder geschnappt und ihn verletzt? Das behauptete der Mann und zeigte den Hundefreund an. Wegen fahrlässiger Körperverletzung stand der 54-Jährige nun in Rahden vor Gericht.

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld soll der Mann Ende September 2022 mit mehreren Hunden in einer Stemweder Ortschaft unterwegs gewesen sein. Ein Hund soll dabei nach dem anderen Mann geschnappt haben. Der Mann soll laut Anklage schmerzhafte Hämatome im Schrittbereich erlitten haben. Der 54-Jährige, so die Staatsanwaltschaft, hätte darauf achten müssen, dass von seinen Hunden keine Gefahr ausgehe.

Dass einer seiner Hunde nach dem Mann geschnappt habe, das bestritt der angeklagte 54-jährige Stemweder gegenüber Richter Bastian Janotta vehement. &bdquo;Ich kann nur sagen, dass es den Vorfall nicht gegeben hat.“ Er habe noch nie Probleme mit seinen Hunden gehabt und lasse die Tiere auch nicht frei laufen. Zum Zeitpunkt des angeblichen Vorfalls sei er auch gar nicht vor Ort gewesen. Er sei zu der Zeit gemeinsam mit seiner Freundin zu Besuch bei einer Feier seines Bruders gewesen.

Angeklagter nimmt Hunde mit drei Beinen auf

Der Mann, der angeblich von dem Hund attackiert worden sein wolle, habe offenbar Probleme, vermutete der Angeklagte. &bdquo;Er verbreitete, dass ich ein Verhältnis mit seiner Frau hätte.“ Überrascht über die Ermittlungen der Polizei und die Anklage der Staatsanwaltschaft zeigte sich gegenüber Richter Janotta auch die Verteidigerin des Angeklagten. Im Mai vorigen Jahres sei ihr Mandant von der Polizei angeschrieben worden. Der angebliche Vorfall solle sich aber schon acht Monate vorher ereignet haben.

Der 54-jährige Stemweder berichtete, dass ihn wegen der Ermittlungen der Polizei auch das Stemweder Ordnungsamt kontaktiert habe. Zwei Mitarbeiter des Amtes seien zu ihm gekommen, ihnen habe er die Hunde vorgeführt. Im Übrigen finde man auch in der Nachbarschaft das Verhalten des Mannes &bdquo;sehr merkwürdig“, merkte der 54-Jährige an.

Der hatte nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt des angeblichen Vorfalls sechs Hunde. &bdquo;Alle sind unterschiedlich groß, alle haben drei Beine.“ Die Tiere stammten aus dem Ausland, hätten dort Verkehrsunfälle erlitten oder seien anderweitig verletzt worden und über den Tierschutz nach Deutschland geholt worden. &bdquo;Ich habe seit mehr als 30 Jahren Hunde aus dem Tierschutz. Ich hatte noch nie Probleme und auch keinen Stress mit anderen Hunden.“ Natürlich seien seine Tiere versichert.

Hundehalter hat freiwillig einen Sachkundenachweis

Wäre der vermeintlich geschädigte Mann gleich zu ihrem Mandanten gekommen, hätte man reden können, meinte die Anwältin. Wann denn die Anzeige erstattet worden sei, fragte die Staatsanwältin. Das erfolgte nach Angaben der Anwältin einen Tag später. Das Attest aber sei dann ein Jahr später eingereicht worden. Zum Arzt sei der Mann eine Woche später gegangen, sagte Richter Janotta, der das Attest verlas.

Die Hunde hätten sich bei seinem Besuch hinter einem Zaun befunden und hätten einen aktiven Eindruck gemacht, sagte im Zeugenstand ein Mitarbeiter des Stemweder Ordnungsamtes. Er sei aber kein Tierarzt und seit 2020 bei der Gemeinde Stemwede, so der Behörden-Mitarbeiter. In der Zeit habe es mit den Tieren des Mannes keine Probleme gegeben und der Sachkundenachweis des 54-Jährigen liege auch vor. &bdquo;Ich hätte keinen Sachkundenachweis machen müssen“, ergänzte der angeklagte 54-Jährige. Er habe das aber trotzdem nach einer Gesetzesänderung machen wollen und auch getan.

Beraten wurde dann über eine Einstellung des Verfahrens und die Frage, wer die Kosten des Verfahrens zu tragen hat. &bdquo;Den Vorfall gab es ja nicht“, sagte die Anwältin des Hundefreundes. Richter Janotta erinnerte an eine Verordnung der Gemeinde Stemwede aus dem Jahr 1986, dass Hunde im Freien grundsätzlich angeleint sein müssten. Das Verfahren gegen den Hundefreund stellte der Richter mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft ein, die Kosten trägt die Landeskasse.

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