Gütersloh. Im Notfall muss alles ganz schnell gehen. Doch Entscheidungen der Rettungskräfte können fatal sein - wenn sie nicht genug über die Notfallpatienten wissen. Um möglichst schnell die wichtigsten Infos griffbereit zu haben, helfen die sogenannten Notfallkarten. Doch die sind kaum bekannt. Christel Birkholz aus Gütersloh will das ändern.
Die 76-Jährige ist fit, leitet einige Sportkurse. Vor 31 Jahren gründete sie den Verein „Freizeit Laufgruppe Gütersloh“ (FLG), wo nach wie vor regelmäßig Sport- und Gesundheitskurse stattfinden. Vor wenigen Monaten allerdings endete einer ihrer Kurse mit Schrecken.
Eine der Teilnehmerinnen sackte im Sitzen plötzlich zusammen. Versuche, sie zu wecken, blieben erfolglos. „Wir haben natürlich sofort den Notruf gewählt. Ich war total aufgeregt“, erzählt Birkholz im Gespräch mit der „NW“. Informationen über den Krankenstand, über eine eventuelle Medikamenteneinnahme oder zu den Notfallkontakten hatte die Kursleiterin nicht.
Gütersloherin zieht Konsequenz aus dem Notfall
Seit etwa zehn Jahren verteilt sie an alle Teilnehmer Notfallkarten zum Ausfüllen, doch die wenigsten haben ihre beim Kurs dabei. „Ich selbst hatte meine auch im Auto gelassen“, sagt Birkholz.
Aber was ist eine Notfallkarte? Es gibt sie in den verschiedensten Formaten - als simple Check-Karte für die Brieftasche, aber auch in Kombination mit einer App. Darin lassen sich wichtige Daten eintragen, wie die zu benachrichtigende Person, die Nummer des Hausarztes, die Blutgruppe, Erkrankungen oder Medikamenteneinnahmen. Oder anders gesagt: Alle Daten, die für die Rettungskräfte im Notfall wichtig sind.
Mittlerweile gehe es der Kursteilnehmerin wieder besser. Aber Christel Birkholz hat eine Konsequenz aus dem Vorfall gezogen: „Seitdem lasse ich alle Kursteilnehmer eine Karte ausfüllen und in einen Umschlag mit Namen drauf packen.“ Die Umschläge hat sie gesammelt und bringt sie zu jeder Stunde mit, damit die Karten im Notfall griffbereit sind.
Wo gibt es die Karten im Kreis Gütersloh?
Sie hat sich an die „NW“ gewandt, um vor allem Älteren auf die Notfallkarten aufmerksam zu machen. Gerade bei Sportkursen oder in Fitnessstudios sollten die Karten immer parat sein - auch bei Jüngeren. „Besonders wichtig finde ich, wen man im Notfall informieren soll“, sagt Birkholz.
Erhältlich sind die Karten im gesamten Kreis Gütersloh, schreibt Pressesprecher Jan Focken auf Nachfrage der „NW“. Bürgerinnen und Bürger bekommen sie kostenlos in Apotheken, bei Ärzten und in den Rathäusern oder den Kommunen.

Einige Kommunen hätten auch selbst Notfallkarten herausgebracht. „Die Notfallkarte war eine Initiative des Rettungsdienstes des Kreises Gütersloh, Initiator war damals der Leiter der Abteilung Ordnung, Wolfgang Schwentker. 2011 gab es die Notfallkarte erstmals, die es so oder so ähnlich aber weit verbreitet im Land gibt.“
Was steht auf den Notfallkarten?
Neben den persönlichen Daten können auf der Karte alle möglichen gesundheitsrelevanten Daten eingetragen werden: etwa die Krankenkasse, die Versicherungsnummer, ob man Organspender ist oder nicht, ob man eine Vorsorgevollmacht oder eine Patientenverfügung hat, Grunderkrankungen, die Blutgruppe, regelmäßig einzunehmende Medikamente oder Ähnliches.
Eine Statistik dazu, wie oft diese Karten herausgegeben werden, gebe es nicht, schreibt der Pressesprecher. „Wenn die Karten zur Neige gehen und man sagt uns Bescheid, schicken wir neue.“
Birkholz fordert regelmäßig neue Karten beim Kreis an, um sie zu verteilen. Denn: „Notfälle kommen schneller und unverhoffter, als man denkt.“