Verschwundene Schweine: Herforder soll Arbeitgeber um Millionen-Betrag geschädigt haben

Herford/Bielefeld. Ein Urlaubsfoto im Internet zeigt ihn am Key West, fast 8.000 Kilometer von Herford entfernt an der südlichsten Spitze der Vereinigten Staaten. Von hier sind es noch 90 Meilen bis Kuba. Künftig könnte der Bewegungsbereich des Herforders, der dort im Designer-Polo-Shirt und Sonnenbrille sitzt, allerdings deutlich kleiner ausfallen und sich schlimmstenfalls auf rund 8 Quadratmeter Fläche reduzieren.

Der Mann steht im Zentrum von Ermittlungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld. Er soll seinem Arbeitgeber nach dem derzeitigen Ermittlungsstand einen sogenannten Vermögensschaden von etwas mehr als einer Million Euro zugefügt haben.

Das bedeutet, dass der tatsächliche monetäre Schaden für das Unternehmen geringer ausfallen könnte, denn in der Regel werden beim Vermögensschaden in Strafverfahren von den Ermittlern unter anderem auch Umsatzsteuer oder aber der entgangene fiktive Gewinn vor Steuern berücksichtigt.

Unternehmen stößt bei interner Kontrolle auf Manipulation Das betroffene ostwestfälische Unternehmen der Fleischbranche war bei internen Kontrollen auf die Machenschaften seines Beschäftigten gestoßen und hatte dann Strafanzeige erstattet. Neben dem Herforder richten sich die Ermittlungen gegen zwei beschuldigte Geschäftsleute aus dem Ruhrgebiet und vom Niederrhein.

Grob skizziert soll die Masche in etwa so gelaufen sein: Wenn Fleisch verkauft wurde, gab der Beschuldigte beispielsweise für die interne Abrechnung statt der verkauften Menge von rund 20 Tonnen eine weitaus geringere von vielleicht zwei Tonnen an.

Das Problem mit der Steuer &bdquo;Der Beschuldigte soll Manipulationen an dem Warenwirtschaftssystem der Firma vorgenommen oder Ankäufe von Waren zu überhöhten Preisen - unter Gewährung von sogenannten Kick-Back-Zahlungen - akzeptiert haben, welche bei der ehemaligen Arbeitgeberin zu einem Vermögensschaden in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro geführt haben sollen“, skizziert Staatsanwältin Lea Rhein, stellvertretende Sprecherin der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft, den bisherigen Stand des Verfahrens.

Unter Kick-Back-Zahlungen werden in der Regel Schmiergeld- oder Bestechungsgeldzahlungen verstanden. Allerdings betonen die Ermittler auch, dass es sich bei den 1,1 Millionen um den bisher bekannt gewordenen Betrag handele. Wegen der mutmaßlichen Schadenshöhe hat die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität das Verfahren übernommen.

Ermittler durchsuchen und holen Akten ab Die Ermittler haben sowohl die Räume des beschuldigten Ex-Mitarbeiters durchsucht und auch bei seinem früheren Arbeitgeber Unterlagen abgeholt. Wie in Fällen von Wirtschaftskriminalität allgemein, ist nicht mit einem schnellen Abschluss des Verfahrens zu rechnen. Staatsanwältin Rhein: &bdquo;Die Auswertungen der im Rahmen der bereits erfolgten Durchsuchungen sichergestellten oder sonst beigezogenen umfangreichen Unterlagen dauern an.“

Neben den Zahlungen und der Manipulation hat der Herforder, sollten sich die Vorwürfe bestätigen, noch ein massives weiteres Problem: das der Steuer. Die Schmiergeldzahlungen wird er sehr wahrscheinlich nicht in seiner Steuererklärung aufgeführt haben - damit droht ihm wohl auch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung.

1000 verschwundene Schweine im Jahr 2004 Die Fleischbranche ist ähnlich manipulationsanfällig wie andere Unternehmen. Dass Fleisch offenbar in großen Mengen gleich Lkw-weise verschwindet, ist aber wohl eher selten.

2004 beschäftigte ein Millionenbetrug mit Schlachtschweinen Ermittler in Ostwestfalen und Niedersachsen. Der Gesamtschaden der Schweine-Tour, hieß es damals, soll bei rund 1,2 bis 1,4 Millionen Euro gelegen haben. So sollen damals 1.000 von Bauern aus dem Kreis Gütersloh gelieferte Mastschweine unter falschem Namen bei einem Schlachthof angeliefert und das Geld für die Tiere eingestrichen worden sein. Das Geld sei dann in die Schweiz transferiert worden, so der damalige Verdacht.

2005 hatte das Landgericht einen im Kreis Herford lebenden Manager eines Lebensmittelunternehmens wegen der Annahme von Schmiergeld in 30 Fällen sowie Steuerhinterziehung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Auch hier ermittelte die Schwerpunktstaatsanwaltschaft. Das Unternehmen forderte damals vor dem Arbeitsgericht knapp 1,2 Millionen Euro von dem Mann zurück.

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