Chronologie des Anschlags: Wie Issa al H. von Paderborn nach Solingen kam

Bielefeld/Solingen. Der tödliche Anschlag von Solingen, zu dem sich die Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ bekennt, sorgt bundesweit für Entsetzen. Drei Menschen wurden von dem mutmaßlichen Täter Issa al H. erstochen, mehrere weitere verletzt. Immer mehr Details kommen ans Licht. So hätte der Syrer beispielsweise abgeschoben werden sollen – doch der einmalige Versuch scheiterte. Ein Protokoll des Anschlags, der Zeit davor und danach.

Ende 2022: Der Syrer Issa al H. kommt nach Deutschland.

3. Januar 2023: Aus Daten, die dieser Redaktion vorliegen, wird die Meldeadresse von al H. in Bielefeld verortet – an der Adresse der Zentralen Ausländerbehörde.

27. Januar 2023: Al H. stellt seinen Asylantrag in Bielefeld. Auf dem Weg zu seinem Ziel Deutschland ist jedoch nachweisbar, dass er zuvor schon in Bulgarien war. Hierhin sollte er aufgrund der sogenannten &bdquo;Dublin-Regeln“ später abgeschoben werden, immerhin hätte er demnach in dem osteuropäischen Land seinen Antrag stellen müssen.

Februar 2023: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wendet sich an Bulgarien und stellt ein Übernahmegesuch. Dem stimmt das Land wenig später zu.

24. Februar 2023: Issa al H. ist von nun an in Paderborn gemeldet – in einer Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Dempsey-Kaserne im Stadtteil Schloß Neuhaus.

27. Februar 2023: Der Syrer erhält vom Bamf einen Bescheid über seine angesetzte Abschiebung.

13. März 2023: Beim Verwaltungsgericht Minden geht eine Klage von Issa al H. und seiner Anwältin aus Dresden gegen die Abschiebung ein.

März 2023: Laut Medienberichten werden die ersten Schritte für die Abschiebung eingeleitet. So wird unter anderem ein Flug für Anfang Juni anberaumt, der al H. nach Bulgarien bringen soll.

Anfang Juni 2023: Die Behörden wollen den mutmaßlichen Attentäter in der Paderborner Flüchtlingsunterkunft frühmorgens unangekündigt abholen, um ihn wenig später in den Flieger nach Bulgarien zu verfrachten. Doch al H. ist nicht da. Die Behördenmitarbeiter ziehen wieder ab. Einen weiteren Versuch unternehmen sie nicht. Von der Bezirksregierung Detmold heißt es, al H. war nie länger in der Unterkunft abwesend. Untergetaucht ist er also nicht. Geht es nach Medienberichten, dann soll er sogar kurz nach dem Besuch der Behörden wieder in der Unterkunft gewesen sein. Und auch einen Tag vor der gescheiterten Abschiebung soll al H. noch in der Unterkunft gewesen sein. Dass Issa al H. wieder aufgetaucht ist, meldet die Unterkunft allerdings nicht an die Zentrale Ausländerbehörde in Bielefeld – eine Vorschrift dafür gibt es aber auch nicht.

20. August 2023: Die Behörden hätten sechs Monate Zeit gehabt, al H. abzuschieben. Nun ist die Frist abgelaufen, es ist bei dem einen Versuch im Juni geblieben. Der Abschiebebescheid wurde aufgehoben.

23. August 2023: Nur wenige Tage nachdem der Bescheid aufgehoben wurde, melde sich die auf Asylrecht spezialisierte Anwältin von al H. schriftlich beim Verwaltungsgericht Minden und erklärte die Sache &bdquo;für erledigt“. Einen Tag später stellte das Gericht das Asylverfahren ein.

11. September 2023: Al H. ist nicht mehr länger offiziell in Paderborn gemeldet. Fortan soll er in Solingen gelebt haben. Bereits Ende August wurde al H. nach Solingen überwiesen. Sein Asylantrag wurde mittlerweile vom Bamf geprüft.

13. Dezember 2023: Dem Syrer wird durch das Bamf sogenannter subsidiärer Schutz zuerkannt. Damit geht die ausländerrechtliche Zuständigkeit von der Zentralen Ausländerbehörde auf die dortige kommunale Ausländerbehörde über.

Bis August 2024: Über die Zeit ist nur wenig bekannt. Er soll jedoch durchgehend in Solingen in einer großen Flüchtlingsunterkunft gelebt haben. Medien berichten bereits über mögliche Anzeichen, wonach eine Radikalisierung von al H. bereits frühzeitig absehbar gewesen wäre. Bestätigungen dafür gibt es bisher nicht. Klar ist jedoch: Bisher soll er dem Verfassungsschutz nicht aufgefallen sein oder im Fokus der Sicherheitsbehörden gestanden haben.

23. August 2024: Das Attentat von Solingen schockiert ganz Deutschland. Geht es nach den Sicherheitsbehörden, dann soll Issa al H. abends auf dem Solinger Stadtfest mit einem Messer um sich gestochen haben. Drei Menschen sterben, weitere werden verletzt. Nach der Tat flüchtet er.

24. August 2024: Nach seiner Flucht stellt sich Issa al H. Am Abend veröffentlicht die Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ (IS) eine erste Bekennernachricht und reklamiert die Tat für sich.

25. August 2024: Der IS veröffentlicht nun auch ein Foto sowie Videos, die Issa al H. zeigen sollen. Der Mann in dem Video ist allerdings vermummt. Vieles deutet darauf hin, dass die Aufnahmen tatsächlich al H. zeigen. Aufgenommen hat der Syrer diese offenbar kurz vor der Tat. Der Bundesgerichtshof erließ am selben Tag einen Haftbefehl und schreibt, al H. habe sich dem IS angeschlossen und teile die Ideologie. Seitdem sitzt er im Gefängnis.

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