Nachwuchs im Herforder Tierpark: „Besucher entdecken alle zwei Monate was Neues“

Herford. Ohne Walkie-Talkie geht Thorsten Dodt nirgendwo hin – stets hat er das Gerät griffbereit. Egal, ob er gerade im Café Waldfrieden ist, auf dem Heuboden oder im Bereich der Eulenschule nach dem Rechten schaut – sobald es in seiner Westentasche knistert, erreicht ihn die Anfrage eines Mitarbeiters. Aber auch der Tierparkleiter selbst kann so schnell Kontakt mit seinem Team aufnehmen. &bdquo;Wir müssen gleich mal über die Alpakas sprechen“, spricht er vor dem Gehege der putzigen Tiere ins Mikrofon.

Hier wird es bald nämlich Nachwuchs geben. &bdquo;Es dauert nicht mehr lange. Ich schätze weniger als vier Wochen“, sagt Dodt und erklärt, woran er das sieht. Die Alpakastute separiere sich von der Herde, ihr Bauch senke sich und das Euter sei schon leicht angeschwollen – alles Zeichen für eine anstehende Geburt.

Im Gehege nebenan springt Eselfohlen Kathrin schon begeistert umher. Die kleine Stute hat Ende Juli das Licht der Welt erblickt und gedeiht prächtig. Zu der Herde darf Kathrin aber noch nicht: &bdquo;Wir müssen sie noch separieren, da die Mutter ihr Fohlen stark verteidigt“, sagt Dodt. Eine Eseldame hat das bereits zu spüren bekommen. Auf dem Hinterteil des Tieres ist die Bisswunde noch gut zu sehen.

Ins Terrarium der Tigerpythons dürfen Mitarbeiter nur zu dritt Im Tierpark Herford leben gut 600 Tiere. Dass das Gefüge läuft, dafür ist seit zwölf Jahren Thorsten Dodt verantwortlich. Der Betriebswirt ist auch gelernter Tierpfleger und hat es sich von Beginn an zur Aufgabe gemacht, dass der Ort leben muss. &bdquo;Jeder Besucher, der alle zwei Monate zu uns kommt, soll hier was Neues entdecken.“ Dafür braucht Dodt innovative Leute, wie seinen Tierparktechniker, der aus Hühnerklappen kleine Tunnel baut. Damit sollen die Krallenaffen, die bald neu in den Park einziehen werden, vom Innen- ins Außengehege gelangen können.

17 Tierpfleger und der Parkleiter selbst kümmern sich um die kleinen und großen Lebewesen. Fast 90 verschiedene Arten leben hier zusammen. Darunter sind richtige Exoten wie die Kanareneidechse, die nur auf Teneriffa und La Palma vorkommt. &bdquo;Wir sind der einzige Zoo in Europa, der die Eidechse erfolgreich züchtet“, sagt Dodt stolz. Zu bestaunen sind aber auch Erdmännchen, Kattas, Coburger Fuchsschafe, Pfaue, Guanakos, Kängurus oder Stachelschweine.

Auch zwei Tigerpythons leben hier. Es ist eine faszinierende Schlangenart, die eine imposante Erscheinung und hervorragende Jagdfähigkeiten besitzt. Diese Riesenschlangen sind nicht giftig, können für den Menschen dennoch gefährlich werden. &bdquo;Hier dürfen die Pfleger sicherheitshalber nur zu dritt rein“, sagt Dodt. Zu schnell könne die eigentlich friedliche Schlange bei einem unachtsamen Umgang zur tödlichen Gefahr werden. &bdquo;Deswegen steht hier auch eine Flasche Hochprozentiger.“ Alkohol helfe beim Befreien aus dem Würgegriff der Schlange, weiß Dodt.

Bis zu 40 Kilo Obst und Gemüse verspeisen die Tiere täglich Alle vier bis sechs Wochen braucht der Tigerpython Nahrung. Fleisch steht auf seinem Speiseplan. Dafür hat der Tierpark eine eigene Kaninchenzuchtanlage mit Deutschen Riesen aufgebaut. Dodt geht über eine Brücke und erreicht so den Betriebshof. Hier finden sich die Quarantäne- und Auffangstation, das Heulager, die Umkleiden und Duschen für die Mitarbeitenden und eben die Zuchtanlage. &bdquo;Gerade sind alle fünf Muttertiere gedeckt“, sagt Dodt.

Entspannt mümmeln die Riesenkaninchen im Streu. Acht bis zwölf Junge werfen die Weibchen. Der Nachwuchs wird dann fachgerecht getötet, eingefroren und letztendlich an die Schlangen, Luchse und Greifvögel verfüttert. &bdquo;Wir lieben Tiere, aber Tiere müssen auch fressen“, so Dodt. Und: &bdquo;Damit die Qualität gut ist, produzieren wir das Fleisch selbst.“

Ein paar Schritte weiter bereiten zwei Mitarbeiterinnen das Futter für die Pflanzenfresser zu. Gemüse schnibbeln gehört auch zum Job eines Tierpflegers. Dabei gilt das Vier-Augen-Prinzip – denn nicht alles darf in jeden Napf. Dodt: &bdquo;Viele unserer Tiere haben einen Futter- und Diätplan. Die sollten nicht alles fressen.“ Pro Tag verarbeiten die Mitarbeiter 30 bis 40 Kilogramm Obst und Gemüse, hinzu kommen zig Kilo Körnerfutter und &bdquo;allein die Eulen und Greifvögel verspeisen rund 250 Küken täglich“.

Das sind die Lieblingstiere des Tierparkleiters All das kostet: Als gemeinnützige GmbH bekomme der Tierpark keine finanzielle Unterstützung von Stadt und Kreis. &bdquo;Unsere Sponsoren helfen uns sehr“, sagt Dodt. &bdquo;Ohne die ginge es nicht.“ Mit Spendengeldern können Modernisierungen, aber auch Neubauten entstehen. Wie das geplante Gehege für die Laufvögel Nandus und die Vikujas, einer höckerlosen Kamelart. &bdquo;Hier müssen wir aber nochmal ran, die Feuchtigkeit muss aus dem Boden raus, damit die Tiere gut laufen können.“

Eine Besonderheit des Parks ist im hinteren Bereich zu finden: die Eulenschule. 11 von 13 europäischen Eulenarten leben hier in Volieren. &bdquo;Den Sperlingskauz habe ich schon bestellt, der muss aber noch geboren werden“, sagt Dodt mit einem Lächeln. Und auch die Sumpfohreule fehle noch. Dodts Lieblingseule sitzt hingegen am Vormittag schon ganz aufmerksam auf einem Ast – der Bartkauz. &bdquo;Die Art ist besonders schön“, kommt der Tierparkleiter ins Schwärmen.

Als Säugetier favorisiert er Alpakas. &bdquo;Das sind so entspannte, friedfertige Tiere, die ein tolles Gruppengefühl besitzen“, sagt Dodt, streckt seine Hand durch den Zaun und streichelt behutsam einem Alpaka über das flauschig weiche Fell. Er lächelt: &bdquo;Sie wirken einfach beruhigend auf den Menschen.“

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